Bürgermeister André Wiese will ein neues Wohn- und ein weiteres Gewerbegebiet einrichten. Parkhaus am Bahnhof soll spätestens 2016 fertig werden

Winsen . Bürgermeister André Wiese überlegt einen Moment lang. „Ja“, sagt er, „2014 ist das Jahr der großen Pläne für Winsen.“ Egal ob es den Bahnhof betrifft, das Neubaugebiet Winsener Wiesen Süd oder das Gewerbegebiet Luhdorf II, für das die Stadt allein elf Millionen Euro investiert. Wieses Ziel ist es, weiter auf Wachstumskurs zu steuern. Nicht um jeden Preis, sondern mit Weitsicht. Arbeitsplätze und neue Wohnungen zu schaffen, scheint ihm der richtige Kurs. „Wir können die Projekte in geordneten Bahnen fahren“, sagt der 38-Jährige Diplom-Verwaltungswirt. Zwar müssen in dem im Dezember verabschiedeten Haushalt über knapp 45 Millionen Euro 9,4 Millionen Euro Schulden aufgenommen werden. „Aber dafür werden künftig Gewerbe- und Einkommenssteuer steigen“, so der Verwaltungschef. Immerhin: Mit mehr als acht Millionen Euro lagen die Einnahmen von den Firmen schon 2013 auf einem Allzeithoch.

Wiese steht jetzt vor dem sanierten Bahnhof, wo die Bahn noch bis Ende des Jahres am dritten Gleis in Richtung Lüneburg bauen wird. Mit einem neuen Parkhaus soll hier die Misere der Pendler behoben werden, deren Autos heute bis hin zum nahen Friedhof stehen. Noch 2015 sollen die Arbeiten beginnen. Knapp 650 Stellplätze sollen auf drei Ebenen entstehen, zusätzlich 250 Fahrräder einen Stellplatz finden. Dazu sind auf der Südseite der Gleise weitere 200 Plätze geplant. „Dort planen wir ein Chip-System, mit dem man mit den Rädern Zugang zu einem gesicherten Bereich erhält“, sagt Wiese.

Für das gesamte Projekt rechnet der Bürgermeister mit Kosten von fünf bis sechs Millionen Euro. Förderanträge an die Landesnahverkehrsgesellschaft und die Metropolregion sind gestellt. Wiese hofft darauf, zwei Drittel der Kosten hereinholen und so den Anteil der Stadt auf eine Million Euro begrenzen zu können. „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage am Bahnhof spätestens 2016 verbessern wird“, sagt er.

Wiese steigt in sein Auto und steuert in Richtung Winsener Wiesen. Er kennt sich aus. In der Stadt an der Luhe ist er aufgewachsen, hat dort Abitur gemacht, trat 1992 in die CDU ein und ist nach neun Jahren im Landtag seit 2011 der erste Mann der Stadt. Die will er jetzt mit dem Neubaugebiet Winsener Wiesen Süd ausbauen. Wo heute am Rande des Hanseviertels noch freie Flächen sind, sollen 250 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser entstehen. Zwei Investoren teilen sich dabei die Erschließung des Gebiets untereinander auf. Neben Uwe Gerner ist es die Sparkasse Harburg-Buxtehude. „Wir werden Grundstücke zwischen 600 und 1000 Quadratmeter anbieten und wollen Häuser errichten, deren energetischer Standard höher ist als gesetzlich gefordert“, sagt Bodo Ihlenburg, Direktor für Investoren- und Immobilienprojekte bei der Sparkasse.

Vom Sommer an sollen die Grundstücke verkauft werden. Allerdings hat sich die Stadt 15 Grundstücke gesichert, die nach einem Punktsystem an bedürftige Familien gehen sollen. Sie sollen für einen Quadratmeter 149 Euro zahlen. Ihlenburg, der bei der Sparkasse für die Grundstückserschließungs-Gesellschaften zuständig ist, will sich dagegen noch nicht festlegen. „Wir werden zu einem marktgerechten Preis verkaufen“, sagt er. Er dürfte aber über dem Wert liegen, den die Stadt festgeschrieben hat. Überdies hat die Verwaltung im Bereich West damit begonnen, Grundstücke aufzukaufen. So ließe sich das Baugebiet bei Bedarf ausweiten.

Inzwischen ist der CDU-Politiker wieder am Rathaus angekommen. In Winsens guter Stube, der Rathausstraße, ist ein neues Pflaster das nächste Projekt. Für knapp 2,5 Millionen Euro sollen größere und glattere Steine gelegt werden. Auch die Baumscheiben, die jetzt noch abgesetzt aus dem Boden ragen, sollen ins Pflaster integriert werden. „Wir wollen das Vorgehen zuerst mit allen Mietern, Eigentümern und den Nutzern des Wochenmarkts abstimmen. Dabei wollen wir versuchen die Behinderungen durch die Baustelle, bei der auch Strom- und Wasseranschlüsse gelegt werden sollen, so gering wie möglich zu halten“, sagt Wiese. Baubeginn für das erste Stück, den südliche Teil der Rathausstraße, soll 2015 sein. Zunächst einmal hat der Rat 200.000 Euro für die Planungen bewilligt.

So sehr Wiese Projekte vorantreibt: Für den Ausbau der Gleise zwischen Winsen und Hützel kann er sich nicht erwärmen. Er befürchtet mehr Güterverkehr, möglicherweise auch nachts. Gegen die Stimmen der Grünen hat sich der Rat im September gegen das Projekt ausgesprochen, das Niedersachsen mit auf eine Sanierungsliste geschrieben hat. Wiese legt sich fest: „Es gibt bessere Möglichkeiten, den Personenverkehr nach Winsen auszubauen, etwa mehr Verbindungen nach Lüneburg und nach Hamburg.“ Dazu kämpft die Gemeinde um eine günstigere Position im Nahverkehr. Denn wie bei Buchholz und Buxtehude gilt für Winsen, dass Pendler mit Großbereichskarten zuzahlen. „Das muss sich ändern“, sagt Wiese. Die Strecke nach Hützel dagegen kann, wenn es nach Winsen geht, bleiben wie sie ist.