20. Januar: „Geht es auch eine Nummer kleiner?“ – Kommentar

Zunächst einmal möchte ich Ihnen für die sehr korrekte Wiedergabe der Demonstrationsinhalte danken. Die Eingabe der NaturFreunde Nordheide an das Umweltministerium wurde an das Sozialministerium weiter gegeben. Bitte, glauben Sie mir: Die Anrufung der Landesregierung war das Allermindeste, was man tun musste. Um es mit Adenauer zu sagen: Im Landkreishaus herrscht ein Abgrund von Gesetzes-Ferne – und vermutlich (Agrar-)Lobby-Nähe.

Ihr Kommentar, sehr geehrter Herr Zamponi, ist gegenüber der Familie Becker sehr nett gemeint. Sie waren aber auch schon vorher sehr nett zu dieser Familie und haben deren Pläne und Gedanken geschildert. Bedenken Sie aber bitte, dass die Demonstration sich überhaupt nicht gegen die Familie Becker gerichtet hat. Die von dem Vorhaben betroffenen Anlieger haben die Familie Becker mehrmals zu einem Gespräch eingeladen, so auch zu einem solchen in größerem Kreis am 16. Dezember. Die Familie Becker machte davon aber keinen Gebrauch.

Die Demonstration richtete sich ausschließlich gegen die Verwaltungen in Winsen und Buchholz (abgesehen von den Grundsatzäußerungen gegen die Massentierhaltung in Anlehnung an die Demonstration in Berlin, ohne die diese Demonstration in Buchholz übrigens gewiss noch zweihundert Teilnehmer mehr gehabt hätte).

Die Verwaltungen mit Beamten im tucholskyschen Sinne („Lassen Sie Ihren Sohn Beamter werden, da hat er die Verantwortung, aber da trägt er keine“) haben es versäumt, der Familie Becker anläßlich der Bauvoranfrage schon zu sagen, daß ihr Vorhaben gegen Text und Sinn geltender Vorschriften, nämlich gegen die LSG-VO, verstößt, dass es mehrere abweisende Urteile zu dieser Thematik gibt. Wir haben erfahren, daß man für so einen Stall nur etwa 30 Prozent Eigenmittel benötigt. Der Rest komme aus Steuertöpfen.

So ein Stall ist zwangsläufig für den Betreiber immer rentabel. Sie fragen, wo die Landwirte solche Ställe errichten sollen. Familie Becker kann selbstverständlich den Stall im Gewerbegebiet III am Trelder Berg errichten. Dort sind noch genügend Flächen frei. Auch Menschen mit einem anderen Gewerbe (Tischler, Autowerkstatt) dürfen auf einem ihnen gehörenden Grundstück im LSG nicht einfach dort eine Werkshalle errichten. Es gibt keinen anderen Berufszweig in Deutschland, der in so gewaltigem Umfang subventioniert wird, wie die Landwirtschaft.

Ich darf Ihnen sagen, dass man in meinem Umkreis merkt, dass Sie die Berichterstattung über den Landkreis intensiviert haben. Dafür sind wir dankbar.

Bernd Wenzel, Die NaturFreunde Nordheide e.V.