Neuer Versuch, die Brandruine des ehemaligen Restaurants in Jork zu versteigern. Bislang fand sich niemand, der das Mindestgebot abgeben wollte

Jork/Buxtehude. Morgen, am 22. Januar, soll um 9 Uhr beim Amtsgericht Buxtehude ein neuer Versuch gestartet werden, das Grundstück mit der Brandruine des „Altländer Hofes“ in Jork zu versteigern. Der Direktor des Buxtehuder Amtsgerichts, Norbert Aping, beziffert gegenüber dem Abendblatt den Verkehrswert für das rund 2000 Quadratmeter große Areal samt Brandruine mit 137.000 Euro. Es werde allerdings kein Zuschlag erfolgen, wenn das höchste Gebot geringer als die Hälfte des Verkehrswertes ist, so Aping. Nur wenn das Mindestgebot von 68.500 Euro ergehe, könne eine Versteigerung vollzogen werden.

Schon vor einem Jahr scheiterte eine Versteigerung des Objektes am Obstmarschenweg. Das Mindestgebot lag seinerzeit bei 95.900 Euro, doch es fanden sich bislang keine Interessenten für das attraktive Grundstück am Orteingang von Jork.

Ein Grund dafür sind möglicherweise die Bauauflagen der Gemeinde Jork, die eine Wiedererrichtung eines Gebäudes auf dem Grundstück an konkrete Vorgaben knüpft. So sollen die Maße des Altländer Hofes, Baumaterialien wie Fachwerk und Reetdach vorgeschrieben bleiben. „Sowohl unser Bauausschuss als auch der Rat wollen damit eine andere Bebauung, die nicht in das Jorker Ortsbild passt, ausschließen“, sagt Jorks Bürgermeister Gerd Hubert.

Auch Bauausschussmitglied Harm Paul Schorpp (Grüne) sagte, dass mit diesen Beschlüssen der Gemeinde ein klares Zeichen gesetzt werden sollte. „Jork will nicht attraktiv für Spekulanten werden“. Es müsse klar sein, dass „abgebrannt“ nicht bedeutet, dass der Denkmalschutz ausgehebelt werden könne, so Schorpp mit Verweis auf die Fibel zur Altländer Baukultur, an der man sich orientieren wolle.

Über Kompromisse will Bürgermeister Hubert allenfalls mit Interessenten oder Investoren reden, die der Gemeinde konkrete Konzepte zum Objekt vorstellen. Das sei bislang jedoch noch nicht der Fall. Eine Lockerung der Bauvorgaben könnte es unter Umständen bei der Dachgestaltung geben: Statt Reet Dachpfannen oder zusätzliche Gauben. Ein Fachwerkgiebel zur Straßenseite bleibe jedoch bindend, um der Altländer Baukultur und dem Ortsbild gerecht zu bleiben, so Hubert.

Der Altländer Krimi um das ehemalige, bis aufs Messer zerstrittene Wirtspaar vom „Herbstprinz“ und dem „Altländer Hof“ bescherte dem schönen Jork zwei Brandruinen innerhalb eines Jahres. Der reetgedeckte Altländer Hof und das wenige Meter entfernte kleinere Pendant Herbstprinz, liegen seither in Schutt und Asche. Und die Polizei tappt bei der Suche nach den Brandstiftern nach wie vor im Dunkeln.

Nach der spektakulären Vorgeschichte um die Frau, der beide Häuser gehören, glauben viele Menschen in Jork nicht daran, dass die Lokale zufällig abbrannten.

Als neue Besitzerin hatte die Bergedorfer Gastronomin Sandra T. große Pläne mit dem historischen Altländer Hof in Osterjork 141. Sie hatte das historische Schmuckstück 2008 für rund 110.000 Euro als Strohfrau für ihren damaligen Lebenspartner, Andreas S. ersteigert. Allerdings zahlte die Frau den Preis für die Immobilie nie, wie Jürgen Wolfram, Rechtspfleger beim Amtsgericht Buxtehude, bestätigte.

Deshalb beantragte die Sparkasse Harburg-Buxtehude als Hauptgläubiger eine erneute Versteigerung der denkmalgeschützten 35 Meter langen und 15 Meter breiten, ortsprägenden Immobilie samt des 1942 Quadratmeter großen Grundstücks. Beim ersten Termin im Februar 2011 fand sich kein Interessent für das auflagenbeladene Baudenkmal. Zwei Wochen vor dem zweiten Versuch einer Zwangsversteigerung, brannte der Altländer Hof, der einen Verkehrswert von rund 201 000 Euro hatte, in der Nacht zum 25. Juli 2011 aus bislang ungeklärter Ursache nieder.

Als Eigentümerin Sandra T. am 31. August 2011 Insolvenz beantragte, waren die vertraglichen Verstrickungen und kriminellen Verwicklungen der Wirtin längst ein Fall für die Justiz. Die Wirtin war pleite und wurde in Stade als Mittäterin verurteilt, weil sie mit ihrem heimlichen Geliebten einen Mordkomplott gegen ihren ehemaligen Lebenspartner und Vater der gemeinsamen Tochter ausgeheckt hatte.

Sandra T. und die im Mordkomplott Mitangeklagten waren gerade für zwei Wochen aus der Untersuchungshaft gekommen, als der Altländer Hof, kurz vor der Zwangsversteigerung unter mysteriösen Umständen abfackelte. Für ihren Ex-Partner Andreas S. will Sandra T. sowohl den Altländer Hof ersteigert, als auch Ende 2005 den Herbstprinz gekauft haben. Der brannte zwei Wochen nach ihrer Verurteilung auf Bewährung, in der Nacht zum 30. März 2012, ab. Während die Polizei beim Altländer Hof zur Brandursache bisher völlig im Dunkeln tappt, ergaben die Ermittlungen, dass das Traditionslokal Herbstprinz angezündet wurde.

Inzwischen gehören beide Brandruinen zur Konkursmasse, die der Hamburger Insolvenzverwalter Christian M. Scholz gern veräußern möchte. Auf etwa 430.000 Euro Schulden beliefen sich laut Scholz 2012 die Verbindlichkeiten der Wirtin bei mindestens zehn Gläubigern. Allein die Sparkasse Harburg-Buxtehude habe als Gläubigerbank Forderungen vom 25. Oktober 2010 in Höhe des nie gezahlten Kaufpreises von 110.000 Euro, so Olaf Stritzke, von der Kreditabteilung der Sparkasse.