Farbtoner.com füllt leere Tonerkartuschen wieder auf und spart damit 75 Prozent Material ein. Das Unternehmen ist für den Greentec Award nominiert

Meckelfeld. Farblaserdrucker, vor wenigen Jahren noch ein teures Spezialprodukt, sind heute für wenige hundert Euro zu haben und in immer mehr Haushalten und Unternehmen zu finden. Das ändert aber nichts daran, dass durch den Tonerverbrauch jede Menge Müll produziert wird. Ob Reste des farbigen Pulvers oder die Kartusche aus Plastik – beides ist potenziell umweltbelastend.

Es geht aber auch anders: Das Meckelfelder Unternehmen Farbtoner.com bereitet gebrauchte Tonerkartuschen auf und befüllt sie wieder. Gegenüber einem Neuprodukt werden dadurch 75 Prozent des Materials eingespart. Weil hier im Gewerbegebiet am Reiherstieg der Recyclinggedanke regelrecht gelebt wird, ist Farbtoner.com nun für Europas größten Umwelt- und Wirtschaftspreis, den Greentec Award, in der Kategorie Ressourcen & Recycling nominiert worden.

Vertriebsleiter Udo Blanck gibt sich bescheiden: „Eigentlich machen wir hier nur so etwas wie Ölwechsel“, sagt er. Tatsächlich aber lagern hier Tausende Einzelteile von der Kartusche über die Tonerflasche bis hin zum Mikrochip. Für rund 1000 verschiedene Druckerfabrikate. Unternehmensgründer Dmitry Agafonov hat 2006 mit der sprichwörtlichen Garagenproduktion, angesiedelt in Wilhelmsburg, angefangen. Seit 2010 ist das Unternehmen in Meckelfeld ansässig. In der Lagerhalle reihen sich auslieferungsfertig verpackte Tonerkartons an Tonerkartons, daran schließen sich mit gelbem, blauem, pinkfarbenem – in der Fachsprache Yellow, Cyan und Magenta genannt – sowie schwarzem Pulver gefüllte Plastikfläschchen an, am anderen Ende der Halle schließlich kartonweise leere Tonerkartuschen.

Die unternehmerische Idee war ursprünglich diese: Original-Verbrauchsmaterial ist teuer, das Wiederauffüllen leerer Kartuschen günstig. „Weil es im Bereich der Schwarz-Weiß-Drucker schon viele Anbieter am Markt gab, haben wir uns gleich auf Farbtoner spezialisiert“, sagt Dmitry Agafonov. Mit dem Verkauf begann er über die Internetplattform eBay, doch schon bald wurde daraus ein eigener Onlineshop. Seit der Ansiedlung in Meckelfeld fungiert das Unternehmen auch als Großhandel.

Farbtoner.com erfüllt mehrere Aufgaben: Ankauf, Verkauf, Recycling und Entsorgung. Leere Tonerbehälter werden von (Groß)-Kunden angenommen oder von Zwischenhändlern angekauft, die wiederbefüllten Kartuschen kommen zurück in den Verkauf, nicht mehr befüllbare, weil defekte Kartuschen werden an Recyclingbetriebe weiterverkauft. Mit 15 Mitarbeitern macht das Unternehmen jährlich rund zwei Millionen Euro Umsatz und befüllt etwa 100.000 Tonerbehälter neu. Jede eingehende Kartusche wird auf mögliche Schäden untersucht, gegebenenfalls mit Ersatzteilen ausgestattet, gereinigt und wiederbefüllt. Da der Toner, wenn er wieder in den Handel zurückgeht, zwar die Eigenschaften eines Neuproduktes hat, aber eben recycelt ist, darf der Name des Originalherstellers aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr draufstehen. Entsprechende Aufkleber werden entfernt. Kleinteile wie etwa Zahnrädchen werden im Ultraschallbad gesäubert.

Die leeren Kartuschen werden von Tonerresten mit Druckluft gereinigt, die Partikel werden dabei abgesaugt und in einem Behälter gesammelt, der dann in die Sondermüllentsorgung kommt. Anschließend werden sie wieder befüllt. Aus großen Plastiksäcken rieselt der Toner durch einen Gummischlauch direkt in die Kartusche, die dann verschlossen und stoßsicher für den Versand verpackt wird. Aber vorher bekommt sie noch einen Chip, der übrigens eine fragwürdige Raffinesse darstellt: Die Hersteller versehen die Kartuschen mit Chips, die als Zählwerk fungieren. Hat die Tonerpackung ihre vorgesehene „Lebensdauer“ von zum Beispiel 5000 A4-Seiten erreicht, meldet der Drucker Nachfüllbedarf an – obwohl noch für etliche Ausdrucke Toner vorhanden wäre. Der Kunde soll aber ein neues Produkt kaufen. Doch auch bei recycelten Kartuschen kann auf den Chip nicht verzichtet werden, da der Drucker sonst nicht funktionieren würde. Darüber hinaus beliefert Farbtoner.com auch Einzelhändler, die die Wiederauffüllung anbieten, mit Teilen und Tonervorrat.

Geschäftsführer Agafonov und Vertriebsleiter Blanck sind optimistisch, dass das Geschäft weiter wachsen wird. In Internetforen geben die Kunden durchweg positive Kommentare ab. Neuen Schub versprechen sie sich von der Nominierung für den Greentec-Award. Moralischer Unterstützung kann sich das Unternehmen auf jeden Fall sicher sein – an der TU Harburg wird die Entwicklung mit Interesse verfolgt. „Die TU-Professorin Kerstin Kuchta vom Institut Umwelttechnik und Energiewirtschaft hat uns geraten, uns für den Preis zu bewerben“, sagt Udo Blanck. Obwohl nicht dotiert, ist der Greentec Award allemal prestigeträchtig: In der Jury sitzen sowohl Fachleute als auch Prominente aus Film, Fernsehen, Gesellschaft und Sport, die Schirmherrschaft hat das Bundesumweltministerium, zu den Sponsoren zählen zum Beispiel Airbus, der TÜV Nord, Tetrapak und Porsche. Noch bis zum 13. Februar kann man unter www.greentec-awards.com abstimmen. Die Preisverleihung findet am 4.Mai in München statt.