Eine Glosse von Rolf Zamponi

Was ist nötig zum Glücklichsein? Versuchen wir es einmal für diesen späten Vormittag. Haben Sie die Sonne gesehen, die zunächst nur wie ein blasser Schemen über der Elbe stand? Langsam wurden ihre Strahlen kräftiger, leckten den Nebel über dem Fluss auf, so dass er immer fadenscheiniger wurde. Dahinter stand bald ein Hauch von blauem Himmel. Alles zusammen ein Bild wie auf einem Aquarell, in zarten, weichen Farben.

Der Bus kam pünktlich und alle Rolltreppen funktionierten. Die S-Bahn lief ein und die Dame vom Sitz gegenüber lächelte. In der City-Süd stiegen die letzten wichtigen Anzugträger aus und nahmen ihre Tablett-Computer mit. Noch dazu hatten die sonst unvermeidlichen Bahn-Musiker mit ihrem Sammelbechern aus Pappe die Bahn verpasst. So zerrten keine elektrisch verstärkten Klänge an den Nerven. Die Bahn zog hinaus aus der Stadt. In Harburg-Rathaus lächelte die nette Dame immer noch. Reicht das zum glücklich sein? Vor allem wenn man davon ausgehen kann, dass abends zu Hause jemand wartet und schon einmal das Essen in den Kühlschrank gestellt hat.

Sie meinen, das wäre zu wenig. Wo bleiben die großen Ereignisse, der hochdotierte Job, die neue, vielversprechende Bekanntschaft? Ja, es stimmt. Die lassen zumeist lange auf sich warten. Doch alles zusammengezählt reichte es gestern für ein kleines Glück. Und vielleicht ist es besser, häufiger mal ein bisschen glücklich zu sein als jeden Tag nur auf das große Glück zu warten.