Die Autorin Cäcilia Balandat hat ihren bereits vierten Altes-Land-Krimi veröffentlicht

Finkenwerder. In den Kriminalgeschichten von Cäcilia Balandat waten Mörder, Polizisten und Zeugen nicht im Blut. Der Krimiautorin aus Finkenwerder geht es um die Motivation zu Morden, nicht um die Methode des Mordes, die bei den im Fernsehen oder auf dem Buchmarkt erfolgreichen skandinavischen Kollegen eine bedeutende Rolle spielt. Zum Torso zerstückelte oder auf dem Hochhaus gekreuzigte Leichen – was haben Autoren für die schwedischen TV-Kommissarinnen Lund und Wern schon alles an Grausamkeit erdacht. So blutig geht es zwar auch in dem neuen Altes-Land-Krimi von Cäcilia Balandat nicht zu. Aber die Art und Weise, wie die Autorin diesmal ihrem Mordopfer das Leben aushauchen lässt, dürfte es so in der Krimigeschichte noch nicht gegeben haben.

„Endstation Silberhochzeit“ heißt Bandalats vierter Krimi und ist auch der vierte Band um die im Alten Land ermittelnde Kommissarin Celia Dörfer, deren Persönlichkeit die Autorin stets weiterentwickelt. Weil die Chefin tief in einer Lebenskrise steckt, gewinnt ihr Assistent Thorsten Brandt an Profil. Die Entwicklung der Charaktere, die der Leser mit jedem Band näher kennenlernt, ist Cäcilia Balandat eminent wichtig: „Wenn ich den Protagonisten keine Privatsphäre zuordnen kann, fehlt mir die Möglichkeit, mich mit ihnen zu identifizieren.“

Die beiden Schnüffler bekommen es auf dem Deich bei Jork-Wisch mit einem Giftmord zu tun, der in seinem Charakter skandinavische Perfidität und auch literarisch berühmteren Kollegen wie Wallander zu Ehren gereicht hätte. Der absurd anmutende Mord, auf dessen Art und Weise nur eine Frau gemeuchelt werden kann, beruht auf einer wahren Begebenheit: „Im Internet bin ich auf einen Polizeibericht über einen heimtückischen Vergiftungsmord gestoßen“, sagt Cäcilia Balandat. Mehr zu verraten hieße, dem Leser zu viel Spannung zu nehmen.

Nach dem Erscheinen ihres Debütromans „Tatort Altes Land“ hatten sich einige Einheimische beleidigt gezeigt. Ausgerechnet in dem Gebiet, dass von Obstanbau lebt, ließ Cäcilia Balandat ihre Kommissarin Machenschaften mit illegalen Erntehelfern aufdecken. Einzelne Obstbauen lehnten daraufhin den Verkauf des Buches in ihren Hofläden ab.

„Endstation Silberhochzeit“ spielt im Schulmilieu, Schauplatz ist die Gesamtschule in Buxtehude. In diesen Kreisen kennt sich Cäcilia Balandat bestens aus, ist die 50-Jährige doch selbst als Förderlehrkraft an der Stadtteilschule in Finkenwerder beschäftigt. Dass sie mit ihrer Schilderung auch dunkler Seiten von Pädagogen als Nestbeschmutzerin angefeindet werden könnte, denkt die Autorin nicht. Ihre literarischen Figuren haben keine real lebenden Lehrer als Vorbild, sagt sie. Also auch der Pauker nicht, der ein Zocker ist und den Spielschulden drücken.

„Lehrer sind keine Heiligen“, sagt Cäcilia Balandat, „sie nehmen ihre privaten Probleme mit ins Lehrerzimmer.“ Das gilt selbst im schönen Kleinstädtchen Buxtehude, dass die Autorin so beschreibt: Am Ende der Grünanlage konnte Lukas die Konturen des Schwimmbades und der dazugehörigen Außenanlage der Sauna erkennen. Dazwischen Bäume, leere Parkbänke und ordentlich gemähte Wiesen. Anständig wie alles in Buxtehude. Sauber und aufgeräumt.

Die Autorin hat selbst mehrere Jahre im Alten Land gelebt

Cäcilia Balandats Altes-Land-Krimis sind keine Heimatkrimis für Einheimische. Menschen in Konstanz oder Neubrandenburg können sie auch lesen, ohne wegen lokaler Besonderheiten auf Fragen zu stoßen. Kommissarin Dörfer ist ja auch Wahl-Altländerin und stammt gar nicht zufällig wie ihre Schöpferin aus Köln. Für Cäcilia Balandat ist die Kenntnis ihrer Krimikulisse – sie selbst hat mehrere Jahre im Alten Land gelebt – zur Schaffung einer möglichst authentischen Atmosphäre wichtig: „Die Kulisse des Alten Landes erleichtert mir als Autorin die Aufgabe, eine Stimmung herzustellen, weil ich den Ort kenne und wirken lassen kann.“

Und so stört es gar nicht, dass der Name der Nordseestadt Husum auf dem Cover eines Buches auftaucht, das als Altes-Land-Krimi tituliert ist. Die Erklärung ist, dass Kommissarin Dörfners vierter Fall im Husum Verlag erscheint.