Ordnungsamt der Gemeinde Neu Wulmstorf geht Hinweisen von Spaziergängern nach und will Gefahrenstellen sichern

Neu Wulmstorf. Seit sich die Bundeswehr 2004 aus der Röttiger Kaserne in Hamburg-Fischbek und dem auf niedersächsischer Seite von Neu Wulmstorf gelegenen Standortübungsgelände zurück gezogen hat, ist es vorbei mit militärischen Schießübungen. Dafür liegt dem Auftraggeber „Metropolregion Hamburg“ seit Januar 2007 der „Masterplan Röttiger Kaserne /Standortübungsplatz Fischbeker Heide“ vor, in dem die künftige Nutzung des gut 270 Hektar großen Gesamtgeländes von Stadt- und Landschaftsplanern beschrieben und skizziert wird.

Wer heute, zehn Jahre nach Auszug der Bundeswehr, zu Fuß oder per Fahrrad durch das öffentlich zugängliche Standortübungsgelände streift, findet noch immer die Schießanlage für Gewehrschützen vor. Die Schießbahnen eins bis fünf sind an den in der Landschaft stehenden Beton- und Holzbrücken markiert. Ein Sandhaufen als Kugelfang liegt noch aufgeschüttet am Ende der Bahn. Mancher Ausflügler macht sich Gedanken, sieht Unfallgefahren, die von den in der Einsamkeit stehenden Bauwerken ausgehen können. Liegt hier noch Munition herum, lautet die Frage oder auch ob sich Menschen an Treppen unterirdischer Zugängen der Anlage verletzen können.

Wie bereits im Sommer vergangenen Jahres hat Wolf Rosenzweig, Bürgermeister der Gemeinde Neu Wulmstorf, aufgrund der Hinweise Mitarbeiter des Ordnungsamts auf das Gelände geschickt, um Gefahrenstellen zu sperren oder zu markieren. Das Gelände ist vom Gemeinde-Ortsteil Wulmstorf über den Weg mit dem bezeichnenden Namen „Zum Schießplatz“ zu erreichen. Nicht weit entfernt befindet sich auch ein Weg mit Namen „Donnerschlagskuhle“, der noch an die Alten Zeiten erinnert, als in Fischbek Panzerketten rasselten und Soldaten des Brigadekommandos Panzergrenadierbrigade 7/32, der Stabskompanie Panzergrenadierbrigade 7, Panzergrenadierbataillon 72 und die beiden Kraftfahrausbildungszentren Hamburg I und II stationiert waren.

Erst vor kurzer Zeit, Ende 2013, ist das etwa 60 Hektar große Gelände von Standortschießanlage und Munitionsniederlassung vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Hamburg an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) übergeben worden. Gerd Deyhle, zuständiger Verkaufsteamleiter der BIMA in Hannover, erklärt, dass das Gelände vom Bundeswehrdienstleistungszentrum in gutem Zustand übergeben wurde. Deyhle: „Bis auf die Anlage der Schießbahn ist das Gelände von sonstiger Bausubstanz geräumt worden. Es wurde auch vom Kampfmittelräumdienst nach Munition oder Munitionsresten abgesucht. Eine Unfallgefährdung ist nicht zu erkennen. Zugänge zu früheren Bunkern sind mit Stahltüren verschlossen und verschweißt.“ Deyhle berichtet, dass die Gemeinde Neu Wulmstorf vom Standortübungsgelände zuvor schon etwa 150 Hektar erworben hat und von der Naturschutzstiftung des Landeskreises Harburg verwalten lässt.

Derzeit laufen seinen Worten nach Verhandlungen mit Gebietskörperschaften für den Verkauf eines 15 Hektar großen Geländeabschnitts, der an das 55 Hektar große Gelände der Hamburger Röttiger Kaserne anschließt. Wie in Hamburg wird auch im niedersächsischen Neu Wulmstorf an Wohnungsbau gedacht. Neu Wulmstorf plant nach den Worten von Bürgermeister Wolf Rosenzweig den Bau der „Waldsiedlung“ mit etwa 60 Baugrundstücken für Einzelhäuser. Rosenzweig: „Wir erwarten in der Angelegenheit in diesem Jahr Ergebnisse. Noch keine Vorstellungen gibt es hingegen, was aus dem Gelände der früheren Schießanlage werden soll.“

Auf dem Gelände der Röttiger Kaserne in Hamburg-Fischbek plant Hamburg den Bau von bis zu 800 Wohneinheiten in Einzel-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern. Inzwischen ist die IBA GmbH mit der Projektentwicklung und -vermarktung befasst. Hier wirbelte bereits im Sommer 2012 nach dem Abriss der alten Kasernenbauten viel Staub auf. Es geht um die Frage, ob im Erdreich des Geländes Bombenblindgänger oder Munition stecken können. Zur Klärung der Frage wollte die Finanzbehörde als Grundeigentümerin das Gelände komplett räumen und alle Bäume fällen lassen, damit lückenlos sondiert werden kann. Das führte zu Protesten. Auch die Nachbargemeinde Neu Wulmstorf sah ihr Waldsiedlungsvorhaben ohne Bäume gefährdet. Jetzt sagt IBA-Projektkoordinatorin Karen Pein: „Zur Zeit läuft eine militärhistorische Recherche, um die Kampfmittelverdachtsflächen von vornherein einzugrenzen.“ Nur noch die Restfläche muss sondiert werden.