Nach dem Tod von Geschäftsführer Jörn Reimers will der Vorstand des Pferdesport-Vereins am Montag Entscheidungen für die Veranstaltung treffen

Stove. Für die Zukunft des traditionellen Stover Trab- und Galopp-Rennens müssen die Weichen neu gestellt werden. Unklar ist derzeit noch, ob die Pferdesport-Veranstaltung, zu der jedes Jahr mehr als 10.000 Zuschauer in die Elbmarsch kommen, am 13. Juli überhaupt stattfinden wird. Das alles will der Vorstand des ausrichtenden Stover Rennvereins am kommenden Montag bei einer Vorstandssitzung im Vereinslokal „Hotel zur Rennbahn“ diskutieren. Das bestätigten Vereinsgeschäftsführung und Vorstand der Regionalredaktion Harburg des Abendblatts. Der Hintergrund für die Sondersitzung ist der Tod des langjährigen Geschäftsführers Jörn Reimers. Er war in der Nacht von Silvester auf Neujahr nach einer privaten Feier mit seinem Auto in die Feldmark gefahren und hatte sich dort erschossen.

Wie genau das Pferderennen nun organisiert werden soll, ist derzeit nicht klar. „Bisher hat sich Jörn Reimers um alles gekümmert, von der Telefonleitung bis hin zu den einzelnen Startern“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Vereins, Bernd Feicht. Nach Stove kommen die nationale Traberelite und auch erfolgreiche Fahrer und Reiter aus dem Ausland.

Die Veranstaltung ist aber auch ein Volksfest, bei dem viele Aktivitäten für Kinder im Mittelpunkt stehen. Ihre Tradition reicht bis ins Jahr 1874 zurück. „Wir wollen es aber irgendwie schaffen, dass das Rennen auch 2014 stattfinden kann. Vielleicht werden es einige Rennen weniger als die bisher bis zu 15 Wettbewerbe, die gestartet wurden“, sagt der Vereinsvorsitzende Günther Porth. Wichtig ist nun erst einmal, einen neuen Geschäftsführer zu finden. „Diese Entscheidung“, hofft Porth, „könnte schon am Montagabend fallen.“

Der Vereinschef will die Arbeit künftig „auf mehr Schultern verteilen“, hat aber auch schon einen Vorschlag, wer das Amt von Reimers übernehmen könnte: „Ich favorisiere Herrn Feicht.“ Der wollte sich dazu am Freitag nicht näher äußern und verwies für die künftigen Planungen auf den Termin am Montagabend.

Für die Region steht mit dem Stover Rennen einiges auf dem Spiel. „Es ist die größte Veranstaltung in der Elbmarsch und überregional bekannt“, sagt Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth. Der SPD-Politiker schätzt, dass mindestens die Hälfte der Besucher nicht aus der Region kommt. Damit ist das Rennen im Sommer auch ein Anziehungspunkt für Anwohner aus der ganzen Metropolregion sowie für Urlauber und Tagestouristen. „Es wäre schon wichtig, dass die Tradition weitergeführt wird“, sagt Roth. Für Renn-Moderator Jan von Witzleben ist es längst zur Kult-Veranstaltung geworden. „Da steckt viel Herzblut drin.“ Für den jeweiligen Sonntag sind stets mehr als 100 Menschen aus dem Verein, weitere Ehrenamtliche sowie Feuerwehrleute im Einsatz. „Ich denke aber, dass es weitergehen wird“, hofft jetzt auch von Witzleben.

Offensichtlich hat niemand aus dem Umfeld von Reimers geahnt, wie es im Inneren des Unternehmers aussah, der in Stove einen Festzeltbetrieb führte. Ein Phänomen, wie es häufig nach Selbstmorden zu beobachten ist. Reimers Tod gilt als „Riesenverlust“, Freunde und Bekannte sind erschrocken, schockiert und fassungslos. Ein Familienmitglied sprach gegenüber dem Abendblatt von „Depressionen und einer Kurzschlusshandlung“. Die Zukunft der Firma werde organisiert.

Jörn Reimers galt als Querdenker. Im Gemeinderat Drage und im Samtgemeinderat der Elbmarsch, denen er seit Jahren für die CDU angehörte, setzte er seine Themen. Dann kämpfte er für sie.

Der Vorsitzende des Finanzausschusses der Samtgemeinde wurde als kluger Kopf geschätzt, der in der Lage war, die Haushaltszahlen der Samtgemeinde zu übersehen und rechtzeitig auf Defizite aufmerksam zu machen. „Er war ein aktiver Politiker, der den Finger im die Wunden legte. Seine unkonventionelle Art hat ihn allerdings nicht bei allen immer beliebt gemacht“, sagt Elbmarsch Samtgemeindebürgermeister Roth.

Reimers verschmitztes Lächeln kam dagegen bei vielen gut an. Kontakte zu anderen Menschen hatte er zudem fast überall hin. Dazu gehörte ein großer Freundeskreis und auch sein jahrzehntelanges Engagement für die Feuerwehr. Obwohl er auch in Australien lebte sowie in den USA und in Südamerika unterwegs war, lag ihm doch immer die Heimat am Herzen. Er blieb stets ein Stover, der sich für seine Region stark machte.

Das alles jedoch konnte ihn in der Nacht zum neuen Jahr nicht mehr von seinem Entschluss abbringen. Der 55-Jährige wird in Marschacht nach einer Beerdigung im kleinsten Familienkreis seine letzte Ruhe finden.