Nach langem Leidensweg konnten die Beamten jetzt in ihr neues Domizil an der Schützenstraße ziehen

Tostedt. Endlich mehr Platz für Akten und Computer, endlich ein vernünftiges Klima, endlich Raum, um Zeugen oder Geschädigte zu vernehmen. Gestern wurde das neue Tostedter Polizeidienstgebäude auf dem Rathausgelände eingeweiht, und damit ging eine Zeit für die Polizisten zu Ende, die im alten Domizil an der Schützenstraße 25 vor allem von Entbehrungen gekennzeichnet war. „Chapeau, dass die Beamten trotzdem über die vielen Jahre einen so hervorragenden Dienst geleistet haben“, sagte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius, der bei der Einweihung gestern anwesend war.

Vor fünf Jahren musste die Polizei aus ihrem Quartier im Gewerbegebiet am Elsterbogen flüchten, weil sich in den Räumen Schimmelpilz gebildet hatte. Daraufhin zog die Polizei in eine Villa an der Schützenstraße 25, die um 1900 errichtet wurde. Der Charme des alten Gebäudes konnte die unzumutbaren Arbeitsbedingungen nicht ausgleichen. Das Haus war mit seinen 180 Quadratmetern viel zu klein für die 22 Mitarbeiter.

Die Büros waren mit Computern und Akten völlig überfrachtet. Übereinander gestapelte Tische dienten im Badezimmer als Regal für das Putzzeug. Damit sich die Polizisten und Besucher beim Betreten der Treppe nicht den Kopf stießen, haben die Beamten an der Treppenschwelle eine rote Markierung anbringen müssen. Auch die vier Container, die auf der Rückseite des Geländes aufgestellt wurden, waren wegen des schlechten Raumklimas keine wirkliche Erleichterung. „Die Heizung lief auf Hochtouren, aber es blieb fußkalt“, sagte Hans-Jürgen Scholz, Leiter der Tostedter Polizeistation. „Die Mitarbeiter saßen im Winter in Stiefeln und mit hochroten Köpfen da.“

All das ertrugen die Beamten, weil sie wussten, dass die Unzumutbarkeit nur von kurzer Dauer sein sollte. Aber am Ende mussten die Polizisten doch fünf Jahre in der Villa ausharren, weil der ursprüngliche Plan, sie in einen Rathausneubau einziehen zu lassen, missglückte. Die Samtgemeinde hatte 2010 geplant, ein Dienstleistungszentrum mit Rathaus und Polizeistation zu errichten. Aber es regte sich Widerstand in der Bevölkerung, da viele einen solchen Neubau als Geldverschwendung ansahen. Um einen Bürgerentscheid abzuwenden, musste die Samtgemeinde das Vorhaben fallen lassen.

Scholz sagte, es sei vor allem dem Engagement des Samtgemeindebürgermeisters Dirk Bostelmann zu verdanken, dass seine Mannschaft endlich ein neues Zuhause hat und die Zeit des Leidens endet. Zudem hatte Bostelmann zuvor die eigenen Mitarbeiter im Rathaus zusammenrücken lassen und der Polizei so vorübergehend sechs Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt. „Die Samtgemeinde hat sich für uns ordentlich in die Bresche geworfen“, sagte Scholz.

Der Einsatz ging so weit, dass die Politik den mehrheitlichen Beschluss fasste, den Bau zu finanzieren. Das Land zahlt die Miete und nach Ablauf des Vertrages in 20 Jahren, bleibt das Gebäude im Eigentum der Samtgemeinde. Mit Hilfe der Miete werde der Kredit, den die Samtgemeinde für den Bau aufgenommen hat, samt Zinsen fast ausgeglichen, sagt Bostelmann. Der Bürgermeister bezeichnete den Bau des Polizeigebäudes als gelungen, insbesondere, weil es die Samtgemeinde geschafft hat, den Haushaltsansatz einzuhalten.

Es gab also nur zufriedene Gesichter gestern. Für Innenminister Pistorius war es ein schöner Tag für die Polizei. An die Adresse vom CDU-Landtagsabgeordneten Heiner Schönecke, der sich neben Bostelmann ebenso für den Bau stark gemacht hat, gerichtet, sagte er: „Wenn man lange genug hartnäckig bleibt, kommt etwas Gutes dabei heraus.“ Und für Kriminalhauptkommissar Scholz war es eine „Sternstunde“. Die gestern erschienene Prominenz zeige, dass die Polizei eine hohe Wertschätzung erfahre, so Scholz. Er freute sich, dass seine Mannschaft ein Gebäude übernimmt, „das keine Wünsche offen lässt“.

Aus Sicht der Polizei profitieren insbesondere die Bürger von der zentralen Lage des Gebäudes. Das mache es für die Einwohner einfacher, die Polizei aufzusuchen und erleichtere die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen, sagte Scholz. Er vergaß aber auch nicht, darauf hinzuweisen, dass es vor allem sein Vorgänger Karl-Heinz Langner war, der sich für die neue Bleibe eingesetzt hatte. „Eigentlich müsste man das Ding Langner-Haus nennen“, sagte Scholz. Auch wenn die Polizei fünf Jahre gewartet hat, hat es sich am Ende also gelohnt.