Nun ist das Sturmtief Xaver schuld an nicht eingehaltenen Terminen. Werftbetreiber verlangt von HPA Ausgleich für wirtschaftliche Verluste

Harburg . Schon wieder eine schlechte Nachricht von der Harburger Hafenschleuse, die für den verbesserten Hochwasserschutz in Hamburg von 7,20 Meter auf 8,60 Meter Normalnull (NN) erhöht wird und wegen des Ausbaus beider Schleusentore seit Mitte Oktober für die Schifffahrt zwischen dem Harburger Binnenhafen und der Süderelbe komplett gesperrt ist. Die für den Schleusenumbau zuständige Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) meldete gestern, dass der ursprünglich für Mitte Dezember, dann für Ende Januar angekündigte Termin für die Öffnung der Schleuse nun um weitere zwei Wochen verschoben werden muss. Die neue Ansage lautet nun: Mitte Februar, vorausgesetzt, dass Wetter macht nicht erneut einen Strich durch die Rechnung. Von der Schleusensperrung sind zahlreiche Betriebe im Harburger Binnenhafen betroffen, in erster Linie die Jöhnk Werft, die ihren bereits entstandenen wirtschaftlichen Schaden von HPA ersetzt haben will.

HPA Sprecherin Sinje Pangritz bemüht sich um gute Stimmung. Sie weist darauf hin, dass an diesem Wochenende mit dem Einbau des Schleusen-Binnentores begonnen wird. Dieses Tor hätte allerdings schon zwei Wochen früher eingebaut werden sollen. Die Schuld an der Verzögerung wird dem Sturmtief Xaver gegeben, das am 6. Dezember vergangenen Jahres über Nordeuropa hinwegzog. Pangritz: „Der Sturm beschädigte die Einhausung des an Land liegenden Binnentores. Die bis dahin noch nicht vollständig fertiggestellte Beschichtung des Tores wurde dadurch in Mitleidenschaft gezogen, so dass diese erneut aufgebracht werden musste.“

Das in drei Segmente zerlegte Binnentor wird per Telekran in die Schleusentorkammer gehoben und dort mit mehr als 1000 Schrauben zusammengefügt. Anschließend erhalten die Schrauben ebenfalls einen Korrosionsschutz.

Mit dem Einbau des an der Süderelbe gelegenen Außenschleusentores wird nun Ende Januar gerechnet. Dieses gut 170 Tonnen schwere Tor liegt an Land bereits fertig zusammengeschraubt. Beim Außentor gab es das Problem, dass wegen voriger Terminverschiebungen der benötigte Schwerlast-Schwimmkran „Enak“ der Bugsier Reederei wegen Auslandseinsatzes nicht mehr zur Verfügung stand.

Caroline Radegast, stellvertretende Leiterin bei HPA für das Projekt Harburger Hafenschleuse sagt: „Sofern das Wetter weiterhin mitspielt, beginnt Mitte Februar der Probebetrieb der Schleuse. Währenddessen werden Schleusungen möglich sein." Die Harburger Hafenwirtschaft hatte eigentlich zwei Monate Sperrzeit einkalkuliert. Nun wird es auf gut vier Monate Sperrzeit kommen.

Bis auf die Schleusentore ist der Umbau schon fast erledigt

Die Verzögerung bringt insbesondere die Jöhnk Werft im Binnenhafen in arge Bedrängnis. Rudolf Sommerfeld, Inhaber des gut 25 Mitarbeiter zählenden Werftbetriebs, spricht von einer wirtschaftlichen Katastrophe. „Wir haben unseren Betrieb auf die Schleusensperrzeit bis Mitte Dezember eingestellt. Bis zu dem Termin sind bei uns zwei größere Schiffsreparaturen fertig geworden. Die Kunden wollten mit den Schiffen wieder auf Fahrt gehen und haben ihrerseits Termine einzuhalten. Außerdem haben wir bis Mitte Dezember für das Floating-Home-Projekt zwei weitere Wohnschiffe fertiggestellt, die nach Hamburg geschleppt werden sollen. Ebenso haben wir ab Mitte Dezember wieder neue Reparaturaufträge für die Werft. Allein bis Mitte Januar sind etwa 20 Aufträge angenommen. Wir werden der HPA den uns entstandenen Schaden in Rechnung stellen.

Dipl. Ing. Rainer Lilje, HPA-Projektleiter für den Schleusenumbau, hatte bei den vorigen Terminverzögerungen von einer „Kette technischer Probleme“ gesprochen, die zuvor nicht erkennbar gewesen seien. Die Rostschäden an den 40 Jahre alten Schleusentoren waren größer als vorherige Tests erwarten ließen. In Sonderschichten und mit erhöhtem Personaleinsatz wurde der Rost abgeschliffen. Ersatzweise musste auch neuer Stahl aufgeschweißt werden. Bei der Demontage der Tore war auch festgestellt worden, dass bewegliche Teile wie Exzenter und Federtöpfe festgerostet waren. Die Teile wurden neu angefertigt.

Bis auf die Schleusentore sollen laut HPA alle sonstigen Arbeiten der Schleusenerhöhung inzwischen fast fertiggestellt sein.