Im Februar wählen die Delegierten des CDU-Kreisverbandes Harburg einen neuen Vorsitzenden

Harburg. In der Harburger Kreis-CDU bahnt sich ein Machtwechsel an. Noch vor den Bezirkswahlen am 25. Mai stellt sich die Harburger CDU bei ihren Ortsverbandswahlen im Januar und bei der Kreiswahl Anfang Februar neu auf. Dann wählt die Harburger CDU ihren neuen Kreischef.

Der amtierende Kreischef Ralf-Dieter Fischer denkt ans Aufhören. „Es wurde ein Handvoll Leute gefragt, ob sie den Posten übernehmen wollen. Auf deren Entscheidung warten wir noch“, sagt Fischer, CDU-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung. Er habe in seiner Partei, so der Neugrabener Jurist, schon vor geraumer Zeit klar gemacht, er werde den Job nicht mehr ewig machen.

Der Neue, so Fischer, müsse „einvernehmlich von den Gremien abgesegnet werden“. Darauf werde Wert gelegt. Eine Kampfabstimmung wie 2010, als der damalige CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Wolfgang Müller-Kallweit gegen Fischer antrat und dann doch unterlag, scheint man in der Partei unter keinen Umständen wiederholen zu wollen, so kurz vor der Bürgerschaftswahl.

Einer, der deswegen schon wieder seinen Hut aus dem Ring heraus gezogen hat, ist Rainer Bliefernicht. Fischers Stellvertreter im Fraktionsvorstand in der Bezirksversammlung, der auch Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Marmstorf ist, hatte Interesse an dem Job geäußert. Nun will er aber doch nicht antreten, weil Fischer selbst antrete. So weit sein Kenntnisstand. „So kurz vor der Bezirkswahl sollte man die Pferde nicht mehr wechseln", sagt Bliefernicht. Was die Ansage Fischers angeht, scheint Bliefernicht aber nicht auf dem neuesten Stand zu sein.

Denn zu der Handvoll, die von Fischer gefragt wurde, gehört auch der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete André Trepoll aus Neugraben. „Ich bin gerade zum zweiten Mal Vater geworden und mein Bürgerschaftsmandat bringt auch eine Menge Arbeit mit sich. Ich muss mir die Sache gut überlegen. Eine Entscheidung habe ich noch nicht gefällt“, sagt Trepoll.

Mit seinen 36 Jahren wäre Trepoll eine echte Verjüngung auf dem Posten. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete hat Fischer schon einmal beerbt, nämlich als Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Neugraben. Außerdem wäre Trepoll der Wunschkandidat von Birgit Stöver. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Harburg Mitte hat in der Vergangenheit schon mehrfach öffentlich moniert, dass Fischer zu viel Macht in seinen beiden Ämtern als Fraktions- und Kreischef in der Harburger CDU ausübe.

Im Hintergrund der Vorbereitungen für die Kreiswahl in der CDU tobte gerade wieder, im Zusammenhang mit der Verteilung der guten Plätze auf den Kandidatenlisten für den Bezirk, der alte Grabenkampf zwischen dem Ortsverband Harburg Mitte und den übrigen Ortsverbänden. Harburg Mitte ist mit rund 300 Mitgliedern der größte Harburger CDU-Ortsverband.

Konkret geht es um den mehr als zehn Jahre alten Zwist zwischen den Familien Fischer und Stöver. Bei der Aufstellung der Listen, so heißt es in der CDU, seien manche Parteifreunde und Bezirksabgeordnete, die wieder antreten wollen, mit hinteren Listenplätzen abgestraft worden, weil sie zum jeweils falschen Lager gehörten. Im Ortsverband Mitte beispielsweise wurde mit Verärgerung zur Kenntnis genommen, dass Michael Hagedorn, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksversammlung, sich mit einem „mageren sechsten Platz“ auf der Bezirksliste begnügen musste. Hagedorn gehört zum Ortsverband Mitte.

Ähnlich soll es auch anderen CDU-Mitgliedern ergangen sein, die wegen des schlechten Platzes nun sogar Angst um ihren Einzug in die Bezirksversammlung haben müssten, obwohl sie „bisher fleißige Mitarbeiter in der Fraktion sind“, so ein CDU-Mitglied.

„Ich würde André Trepoll gerne auf dem Posten sehen. Seine Wahl wäre auch ein Signal für die schon seit Langem innerparteilich geforderte Verjüngung“, sagt Birgit Stöver. Als größter Ortsverband, so Stöver, beanspruche Harburg Mitte allerdings einen adäquaten Sitz im geschäftsführenden Vorstand. Zudem würden einige CDU-Mitglieder André Trepoll zutrauen, den alten Grabenkampf zwischen den Stövers und Fischers zu befrieden. Nach eigenem Bekunden arbeite er schon daran.

Der Posten des Kreischefs von mehr als 600 Harburger CDU-Mitgliedern ist seit der Demokratisierung innerhalb der Ortsverbände längst nicht mehr mit der Macht verbunden, die der Kreischef einst ausüben konnte. Dennoch hätte er gerade für Trepoll einen ganz besonderen Charme. Traditionsgemäß steht dem CDU-Kreischef ein aussichtsreicher Listenplatz für die Bürgerschaftswahl zu.