Rosengarten und Neu Wulmstorf wollen Energieverbrauch senken. Unternehmen aus Hannover erarbeitet Konzept

Rosengarten/Neu Wulmstorf. Wer im Neu Wulmstorfer Ratssaal das Licht anmacht, hat wahrscheinlich noch nie darüber nachgedacht, was das so nach sich zieht. Es ist ein kleines Wärmekraftwerk, das da unter der Decke des Ratssaals im Neu Wulmstorfer Rathaus hängt. 320 Glühbirnen zählt die Lichtanlage, die den Ratssaal zum Leuchten bringt, und das hat seinen Preis. Die 60-Watt-Birnen verbrauchen im Jahr fast 30.000 Kilowatt Strom – ungefähr so viel wie acht Zwei-Familien-Haushalte im Jahr.

Wann immer also im Ratssaal das Licht angeht, und das geschieht regelmäßig – etwa, wenn sich die Ausschüsse treffen, wenn sich das Verwaltungspersonal versammelt oder bei offiziellen Anlässen wie erst vor ein paar Tagen beim Neujahrsempfang – geht der Verwaltung viel Geld verloren. Das Licht im Ratssaal kostet die Verwaltung jedes Jahr rund 7500 Euro.

Dass das zu kostspielig und auch aus energetischen Gründen zu verurteilen ist, weiß die Neu Wulmstorfer Verwaltung genauso wie die Politik. Schon vor Jahren hat die Gemeinde deshalb 40.000 Euro für die Sanierung der Lichtanlage im Haushalt bereitgestellt. Nun sollen dem Plan auch Taten folgen. Der Zeitpunkt ist günstig. Das Umweltministerium hat der Gemeinde einen Zuschuss von 27.000 Euro für die Umrüstung der Lichtanlage auf LED-Lampen zugesagt.

Künftig soll es keine 320 Glühbirnen mehr im Ratssaal geben, sondern 20 LED-Pendelleuchten. Auch in den am Ratssaal angrenzenden Besprechungsräumen und im Flur sollen keine Glühbirnen mehr brennen. Der Zuschuss reicht zusammen mit den zurückgestellten 40.000 Euro im Haushalt gerade, um die Erneuerung der Lichtanlage zu finanzieren. Dadurch wird die Gemeinde den Stromverbrauch im Ratssaal auf 3700 Kilowatt pro Jahr reduzieren können.

Das ist nur der Anfang. Weitere Projekte für den Klimaschutz sollen folgen. Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig hat bereits mehrfach öffentlich deutlich gemacht, dass ihm der Kampf gegen den Klimawandel am Herzen liegt. Jetzt haben sich Neu Wulmstorf und die Gemeinde Rosengarten gemeinsam dem Ökoaktivismus verschrieben.

Helfen soll dabei ein Klimaschutzkonzept. Die Gemeinden haben bereits ein Unternehmen aus Hannover beauftragt, das sich auf erneuerbare Energien, Energieffizienz und energetische Gebäudemodernisierung spezialisiert hat und im Erstellen von Klimaschutzkonzepten geübt ist. Die Firma soll zunächst ermitteln, was die Gemeinden für die Reduzierung des Energieverbrauchs unternommen haben und wo es noch Potenzial zur Veränderung gibt.

Anders als in der Stadt Buchholz, die im Landkreis Harburg als Vorreiter im Klimaschutz gilt, und einen dezidierten Plan zur Reduzierung des Kohlendioxid-Pro-Kopf-Ausstoßes vorgelegt hat, handelt es sich beim eingeschlagenen Weg in den Gemeinden Rosengarten und Neu Wulmstorf um eine schnellere und schlankere Variante. Vor allem ist sie weitaus günstiger. Während das Konzept in Buchholz 60.000 bis 80.000 Euro kostet, investieren Rosengarten und Neu Wulmstorf gemeinsam 12.000 Euro. Das Umweltministerium bezuschusst das Programm zu 65 Prozent. Da das Konzept für beide entwickelt wird, sparen die Verwaltungen zudem jeweils 2000 Euro.

Von der Zusammenarbeit mit Rosengarten verspricht sich Koch, dass die Gemeinden voneinander lernen. Zwar stecken Neu Wulmstorf und Rosengarten beim Thema Klimaschutz in den Anfängen. Aber die Gemeinde Rosengarten hat vieles, was Neu Wulmstorf nicht hat und andersherum. Rosengarten ist beispielsweise besser mit Solaranlagen auf Gebäuden bestückt als Neu Wulmstorf.

Welche Schritte werden jedoch am Ende konkret unternommen? Für Manfred Koch, als Fachdienstleiter für Sport und Immobilien in der Gemeinde Neu Wulmstorf für den Klimaschutz zuständig, ist denkbar, Schulen und Kindergärten zu beraten, wie sie den Energieverbrauch reduzieren können. Die Schüler lernen dann beispielsweise, wie man richtig lüftet, wie man Wasser spart und Müll reduziert. „Dinge, die sie ihr Leben lang nicht vergessen, weil sie sich schon früh damit auseinander setzen“, sagt Koch. Auch Sanierungen von Gebäuden kann er sich vorstellen. In jedem Fall sollen Kindergärten, Schulen und Vereine am Programm beteiligt werden.

Doch der Klimaschutzbeauftragte Koch will nicht vorgreifen. Welche Projekte in Angriff genommen werden sollen, wird letztlich ein Arbeitskreis aus Vertretern von Politik und Verwaltung der Gemeinde Neu Wulmstorf und der Gemeinde Rosengarten erarbeiten.

„Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis“ verurteilen Kritiker ja oft diese Herangehensweise. Aber Manfred Koch schwört darauf. Mit dem Neubau der Sporthalle für die Grundschule an der Heide in Neu Wulmstorf hat sich auch ein Arbeitskreis befasst. Und Koch sagt, das habe die Arbeit in den Ausschüssen um einiges erleichtert. So sehr, dass der Bau voraussichtlich sogar ein Jahr früher, nämlich in diesem Sommer, starten kann.

Koch hält nicht viel davon, als Verwaltung vorzupreschen und Vorgaben zu machen. Das erzeuge üblicherweise nur Gegendruck . „Es ist besser, wenn sich alles im Arbeitskreis entwickelt“, sagt er. Ziel ist, am Ende konkrete Empfehlungen für die Politik zu formulieren. Bis zum 17. Januar wollen die Verwaltungen der Gemeinden Neu Wulmstorf und Rosenzweig die nächsten Arbeitsschritte abstimmen. Koch geht davon aus, dass dem Arbeitskreis noch im ersten Quartal eine Analyse des Ist-Zustands im Klimaschutz vorgelegt werden kann.