Das „Stellwerk“ startet neue Kinoreihe mit dem Trash-Horrorfilm „Sharknado“. In Harburg existiert eine vielseitige Offkino-Kultur

Harburg. Der Harburger Regisseur und Filmfan Dennis Albrecht und der Club „Stellwerk“ im Harburger Bahnhof wollen die Kinolandschaft im Süden Hamburgs erweitern. Dazu rufen sie die Reihe „Krummes Kino Harburg“ ins Leben, ein Offkino, dass zunächst einmal im Monat Filmperlen jenseits des Mainstream-Kinos präsentiert. Die Premiere am Sonntag, 19. Januar, 19 Uhr, kommt mit mächtig Biss daher: „Krummes Kino“ zeigt den amerikanischen Horrorfilm „Sharknado“. Ein Trashfilm, in dem es gierige, menschenfressende Haie vom Himmel regnet.

Der mit einem für einen Actionfilm äußerst bescheidenen Budget von einer Million Dollar gedrehte Horrormovie war im vergangenen Jahr dank des Miniblogs Twitter ein Überraschungserfolg und wurde nach der Fernsehpremiere noch in 200 Kinos in den USA gespielt. Sogar die Wochenzeitung „Die Zeit“ widmete sich dem Phänomen und versuchte zu ergründen, warum grandioser Blödsinn ein so dreckiges Vergnügen bereiten kann.

In „Sharknado“, das Kunstwort setzt sich aus den Worten Hai und Tornado zusammen, lässt der Hurrican „David“ an der kalifornischen Küste nicht nur Fensterscheiben bersten und Wassermassen Bars fluten, sondern auch einen Schwarm menschenfressender Haie herabprasseln. Wie die Meeresbestien atmen und fliegen können, interessiert bei der Trashsensation wirklich niemanden.

Mit Kettensäge und Maschinenpistolen kämpfen Tara Reid, bekannt aus der Klamotte „American Pie“, und Ian Zierling (Beverly Hills 90210) durch den wahrscheinlich blutigsten Niederschlag der Filmgeschichte. Das „Krumme Kino Harburg“ wird nicht auf Trash spezialisiert sein.

Der genossenschaftliche Filmverleih verlangt nur die Hälfte der Einnahmen

„Wir starten mit ‚Sharknado‘, weil wir insbesondere das jüngere Publikum und Studenten ansprechen möchten“, sagt Initiator Dennis Albrecht. Die neue Offkino-Reihe zeige auch Festivalfilme. Anspruchsvolles Autorenkino, das keine Chance auf einen Verleih in Deutschland hat. Dennis Albrecht erwägt, im Februar den Film „Freedom Bus“ (2012), den Publikumsliebling auf dem Filmfest München, zu zeigen.

Er handelt von einer mutigen, friedlichen Freiheitsmission eines Ägypters 2011 ins einem Land. Seine Filme bezieht das „Krumme Kino Harburg“ von dem Mannheimer Filmverleih Drop-Out Cinema, nach eigenen Angaben der erste genossenschaftliche Filmverleih im deutschsprachigen Raum. Anime, Trash, Klassiker, Experimental- und Undergroundfilm zählen zu dem Angebot. Die 2013 gegründete Agentur will eine neue Filmclub-Kultur schaffen. Kunden wie das „Krumme Kino“ gehen kein finanzielles Risiko ein: Gebühren werden nicht fällig, die Einnahmen geteilt.

Auch aus anderen Quellen könnten Filme kommen. Regisseur Dennis Albrecht, zurzeit mit seinen unabhängigen Fernsehserie „Filmstadt“ auf vielen Festivals vertreten, wird auch eigene Verbindungen in der Branche nutzen: „Ich habe gerade nette, kanadische Regisseure kennengelernt“, sagt er. Das „Stellwerk“, Förderer verschiedener Kulturformen im Stadtteil Harburg, wird 100 Sitzplätze im Saal aufbauen. „Wo findet man einen Kinosaal, in dem man während des Films entspannt an die Bar gehen kann?“, betont Nandor Olah einen weiteren Vorteil der etwas anderen Kinokultur. Das so genannte Offkino versucht unabhängig oder sogar gegen Mainstreamkinos ein anderes Programm zu machen. Die Grenzen zu Programm- oder Repertoirekinos sind offen. In Harburg, wo die Kette CinemaxX das Kino im Stadtteil prägt, hat sich bereits eine Off-Kino-Landschaft gebildet: Die Kulturwerkstatt Harburg am Kanalplatz 6 zeigt zweimal im Monat Klassiker und ambitioniertes Autorenkino.

In Neugraben finden Cineasten indische Filme jenseits von Bollywood

Mit den Süderelbe Kulturtagen im vergangenen Jahr startete eine Reihe mit indischem Autorenkino. Indische Filme jenseits von Bollywood zeigt Sadiq Rahman, Doktorand an der Universität Hamburg, immer um 19 Uhr am letzten Sonntag des Monats im Kulturhaus Süderelbe in Neugraben, Am Johannisland 2. Nach der Vorstellung gibt es indische Snacks.

In Harburgs Nachbarort Meckelfeld öffnet Barbara Derboven alle zwei Monate den KinoKlub in der dortigen Kirchengemeinde. Sie schätzt britische, kanadische und skandinavische Filme.