Schau des Züchtervereins Buchholz und Umgebung: Kinder und Kaninchen begeistern mit sportlichem Kanin-Hop

Buchholz. Der kleine Hannes steht vor der Schützenhalle in Buchholz. Er wartet, dass es endlich los geht. Aufgeregt hüpft der Dreijährige von einem Bein aufs andere, den Stock, den er im Wald gefunden hat, hält er fest in der kleinen Hand. Endlich sind auch die Eltern und die größere Schwester soweit und die Tür der Schützenhalle öffnet sich. Hannes rennt los – und bremst gleich wieder ab. Denn heute ist es ganz schön laut hier. Aus allen Ecken hört man Gekrähe und Gegacker, das kann einen kleinen Jungen schon ganz schön einschüchtern. Der Geflügel- und Kaninchenzüchterverein Buchholz und Umgebung hatte am Wochenende zur großen Vereinsschau geladen. Viele Familien mit Kindern und erfahrene Züchter kamen, um sich die rund 400 ausgestellten Tiere aus der Nähe anzusehen.

Angereist waren Aussteller aus ganz Norddeutschland, von Schleswig-Holstein über Hamburg, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern. Bassetten, Holländische Zwerghühner, Libanontauben, helle Großsilber, Lohkaninchen oder auch Thüringer – man konnte Geflügel und Kaninchen in allen Farben und Größen bestaunen. Dazu gab es Kanin-Hop, bei dem besonderes sportliche Vierbeiner über Hindernisse hopsten. Wer seinen flauschigen Liebling für immer in Erinnerung behalten wollte, konnte ihn von einem Tierfotografen in Szene setzen lassen.

Während bei den Hühnern wild gekräht, gegackert, gescharrt und gebalzt wurde, herrschte in den Käfigen der rund 250 Kaninchen entspannte Ruhe. Deutsche Riesen, die es von der Größe locker mit einem Dackel oder Mops aufnehmen können, wackelten wohlig mit den riesigen Ohren, andere knabberten an einer Möhre. Dagegen die zierlich kleinen Hermeline, schneeweiß mit einem putzigen kleinen Köpfchen: Sie wühlten lieber im Stroh herum. Hübsche Castor Rexe mit ihrem samtweichen, schokoladenbraunen Fell mümmelten an Grünkohl und Kohlrabi, nur bei den Sachsengold-Kaninchen war Hektik angesagt. Züchter und Vorsitzender des Vereins Walter Bohlmann hatte seine Tiere nach Würfen in die Käfige gesetzt und Männlein und Weiblein räumlich nicht all zu weit voneinander getrennt. „Und wenn so ein Widder ständig die holde Damenwelt vor der Nase hat, schäumen die Hormone schon mal über“, musste der Eckeler zugeben.

Wie so viele Züchter ist der erste Vorsitzende des Vereins erst spät zu seinem flauschigen Hobby gekommen: „Erst hatte ich Hunde, dann kamen die Hühner dazu und jetzt züchte ich Kaninchen“, sagt er. Anders als Tiere, die bei Familien mit Kindern einen Namen bekommen und teilweise als vollwertiges Mitglied sogar Hunden und Katzen des Platz auf dem Sofa streitig machen, sehen die Züchter die Tiere mit anderen Augen. Für sie geht es um bestimmte rassetypische Merkmale, die möglichst perfekt an die Nachkommen weitergegeben werden sollen.

Denn diese Rasseschau ist gleichzeitig auch der Wettbewerb um das schönste Tier. Schon am Freitag hatte eine Jury Kaninchen und Geflügel bewertet und die schönsten Exemplare gekürt. Grundvoraussetzung für eine Bewertung ist das Körpergewicht, dass für jede Rasse festgeschrieben ist. Dann geht es darum, wie Zähne, Krallen, Augenbfarben oder der Schwanz, die „Blume“ geformt sind. Ebenso wichtig ist die Farbe und Beschaffenheit des Fells. „Je dichter, desto besser“, erklärt Walter Bohlmann.

Der Preis für das schönste vereinsinterne Exemplar ging übrigens an einen richtig alten Hasen: Vereinsmeister wurde der 91-jährige Buchholzer Heinz Schröder mit einem kohlrabenschwarzen Alaska-Kaninchen. Ganz knapp dahinter kam Helmut Liebel aus Vaensen mit einem sattbraunen Deilenaar-Widder auf dem zweiten Platz. Aber er hatte auch das beste Tier überhaupt im Stall, bekam dafür die Note „Vorzüglich“ und damit den Ehrenpreis des Landesverbands. „Das ist nur ganz schwer zu ereichen, da muss das Tier schon seht perfekt sein“, berichtet der 74-Jährige stolz und streichelt über den perfekt runden Rücken eines seiner Kaninchen. Er setzt auf gutes Futter und auf Sonnenblumenkerne. „Die machen das Fell schön glänzend“, verrät der ehemalige Friseur. Die Deilenaars gefallen ihm am besten. „Ich finde sie einfach schön“, sagt er. Zuhause in Vaensen hat er 32 Tiere im Stall. Für ihn steht die Zucht im Vordergrund, Tiere, die nicht den Richtlinien entsprechen, wandern bei ihm auch mal in den Kochtopf.

Ganz anders dagegen sehen das die Kinder des Landesverband Hamburg aus Sinstorf. Das eigene Haustier schlachten? Niemals. Sie treffen sich lieber zweimal im Monat zum „Kanin-Hop“. Dann wird ein Parcours mit Hindernissen aufgebaut. An der Leine und mit vielen aufmunternden Stupsern aufs Hinterteil springen die Tiere über die Hürden – wenn alles gut läuft und das Kaninchen Lust dazu hat. „Wenn sie müde sind, dann machen sie die Beine lang, dann geht gar nichts mehr“, erzählt Lisa Eriksen aus Heimfeld. Die Elfjährige hält „Schnucki“, ein Löwenkopf-Angorakaninchen, fest im Arm. Schnucki ist ein echtes Sprung-Naturtalent und mit ihren sechs Jahren ein Profi auf dem Parcours. Ganz anders einige andere Artgenossen, die zur Freude der Zuschauer die Hindernisse mit der Nase wegdrückten oder gleich unten drunter in Richtung Ziel liefen.

Auch für den kleinen Hannes war die Vorführung eine überzeugende Sache. Er will jetzt auch ein Kaninchen. Er muss nur noch die Eltern und die Schwester überreden.