Anna Mineeva aus Eißendorf eröffnet Vanity Cocktail- und Smokerlounge an der Neuen Straße

Harburg . Schwarze Ledersessel. Musikvideos flimmern auf zwei Monitoren an den Wänden. Neonlicht an der Bar taucht Gläser und Flaschen in schillernde Farben. Die aus großstädtischen Hotelbars und Szenevierteln bekannte Atmosphäre findet der gepflegte Feierabend- Trinker im Harburger Nachtleben nur vereinzelnd. Die neu eröffnete Vanity Bar nahe der S-Bahnhaltestelle Harburg Rathaus bietet die Gelegenheit, bei Lounge-Pop entspannt an einen Cocktail zu nippen – oder eine Shisha zu rauchen. Betreiberin der Vanity Cocktail- und Smokerlounge ist die 29 Jahre alte Anna Mineeva aus Eißendorf. Die zierliche Barchefin tummelt sich damit in einer Männerdomäne: Nach eigenen Aussagen sei sie die einzige Frau in Hamburg, die eine Shisha-Bar führe.

Die 1,60 Meter große Frau hofft, die Barszene ein klein wenig revolutionieren zu können. Frauen seien meist gehemmt, eine Shisha-Bar zu betreten, sagt Anna Mineeva, weil meist Männer das Publikum dominieren. Mit ihrer Präsenz hinter dem Bartresen solle sich das ändern. Bewusst hat sie die auffällige Glasfassade gewählt, die von außen den Blick in die Bar erlaubt.

Architektonisch gibt die gläserne Bar der Neuen Straße, eine wichtige Verbindung zwischen dem Büroviertel Harburger Binnenhafen und dem Zentrum, ein zusätzliches neues Antlitz. Etwa 40 Jahre ist diente das Ladengeschäft mit der Hausnummer 25 als Boutique für Damenmode. Mit viel Aufwand habe Anna Mineeva den früheren Modeladen in eine 72 Quadratmeter große Bar mit bis zu 50 Plätzen umbauen lassen. „In Harburg hat so etwas gefehlt“, sieht sie eine Marktlücke.

Anna Mineeva ist neu in der Gastronomieszene. Als angehende Barchefin hat sie verschiedene Kurse an der Handelskammer absolviert. Dabei ging es um Hygiene, Sicherheit und den Umgang mit Lebensmitteln, weil Milch Bestandteil von Cocktails ist. In die Kunst des Cocktail-Mixens habe sie ein Freund eingewiesen, der Jahre lang den Gästen der Musicals „König der Löwen“ die Drinks gezaubert habe. Der hauseigene Cocktail „Vanity Pussy“ ist ein Mixgetränk aus Gin, Wodka, dem Zitruslikör Triple Sec, Zitronensaft, Grenadine und Pfirsichsaft.

Die gelernte Nageldesignerin stammt aus Russland und ist in Xanten in Nordrhein-Westfalen, der früheren Römerstadt am Niederrhein, groß geworden. Vor zehn Jahren ist sie nach Harburg gezogen. „Der Liebe wegen“, sagt sie. Der Freund von damals ist auch heute noch ihr Lebensgefährte. Wenn Anna Mineeva meist bis zwei Uhr nachts in der Bar arbeitet, führt er ihren Jorkshire-Terrier „Chipi“, ihre zweite große Liebe, aus.

Die Idee, eine Bar zu betreiben, sei zunächst beim Spaßen mit Freunden entstanden, mit denen sie sich zum Shisha-Rauchen traf. Dann setzte sie den Gedanken in die Tat um. „Einmal im Leben muss man etwas wagen“, sagt Anna Mineeva und betreibt heute ihre eigene Bar. Sie sei kein Büromensch, habe gerne Menschen um sich herum. Den Rhythmus des Nachtmenschen habe sie bereits früher angenommen. „Ich brauche nicht viel Schlaf“, sagt die zierliche Blondine.

Die Shisha, die Wasserpfeife arabischen Ursprungs, erobert bereits seit Jahren die deutsche Feierabendkultur. Dabei wird Tabak, der meist mit Aromen versehen ist, mit Kohle erhitzt. Der Rauch wird danach durch einen Wasserbehälter gezogen, so dass das von Zigarettenrauchen bekannte kratzige Gefühl entfällt. Der Rauch schmeckt oft nach Fruchtaromen wie Apfel oder Banane und wird deshalb bei jungen Leuten immer beliebter. Die Vanity Bar hat 19 verschiedene Geschmacksrichtungen auf der Karte stehen, darunter Traube-Minze und einen Kokosqualm mit dem Namen „Bounty“. Shisha-Raucher schätzen die entspannende Wirkung und das die Kleidung nicht nach Tabak riecht.

Lounge-Musik läuft im Hintergrund, heute R&B genannt. Am Wochenende sorgt ein DJ für Musik. Das Gros der Gäste ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Das englische Wort Vanity bedeutet im Deutschen Eitelkeit. Der Name ist Hinweis darauf, dass Anna Mineeva Wert auf Stil legt. „Man kann auch in Jeans stilvoll aussehen“, sagt sie. Aber Gäste, die in Jogginghosen Einlass begehren, komplimentiert sie hinaus. In Zukunft will die Vanity Bar ihren Gästen auch Tage mit Showprogramm bieten. Wie das aussehen könnte, hat sich Weihnachten gezeigt: Da trat die Bauchtänzerin Jiny auf.