Stadt Buchholz geht aktiv gegen die Wildschweinplage vor. Berufsjäger soll Tiere von einem Hochsitz aus schießen

Buchholz. Die Bewohner des Buchholzer Steinbachtals müssen sich auf Schüsse vor ihren Grundstücken einstellen. Die Stadt hat Anfang Januar die Jagd auf die 25 bis 30 Wildschweine eröffnet, die seit mehr als einem Jahr ihr Unwesen zwischen dem Sportplatz von Buchholz 08 und dem Bereich etwa nördlich der Einmündung zum Habichtweg treiben. Die Tiere haben die Gärten von zahlreichen Anliegern durchwühlt und Spaziergänger verängstigt. Außerdem können vor allem Bachen mit Frischlingen eine echte Gefahr werden, wenn sie sich bedroht fühlen und in Panik geraten.

Anwohner wie Henni und Lothar Rehfeldt, die direkt am Seppenser Mühlenweg wohnen, hatten deshalb bereits vor knapp einem Jahr gefordert, dass endlich etwas geschehen müsse. Dieser Wunsch wird nun erfüllt. Der von der Stadt beauftragte Berufsjäger ist derzeit dabei, die Tiere zu beobachten und mit Mais anzukirren, wie das Anlocken in der Jägersprache genannt wird. Dieses Anlocken ist nötig, um den genauen Aufenthaltsort und die Zahl der Tiere zu ermitteln.

Von einem Hochsitz aus wird der Jäger dann die Tiere schießen – vergleichbar mit einer klassischen Jagd in einem Waldgebiet. Er gehe davon aus, dass er in den ersten Wochen des neuen Jahres das erste Tier erlegt habe, sagt Hennig Bruhn vom Fachdienst Ordnung und Gewerbe der Stadt. Dann wird sich auch zeigen, ob die restlichen Mitglieder der Rotte das Steinbachtal freiwillig verlassen, weil sie merken, dass es für sie ungemütlich wird, oder ob noch weitere Tiere geschossen werden müssen.

Für die Ansitzjagd hat die Stadt dem Berufsjäger bis auf Weiteres eine Schießerlaubnis zur Gefahrenabwehr erteilt. Diese Sondererlaubnis ist notwendig, da in dem bewohnten Steinbachtal eigentlich nicht geschossen werden darf. Die Schüsse stellen laut Stadt aber keine Gefahr für die Anwohner dar, da der Berufsjäger über eine dreijährige Spezialausbildung verfügt und besonders wachsam vorgehen wird. Er darf nur dann schießen, wenn er das Wildschwein genau identifiziert hat. Dass er versehentlich auf Hunde oder gar Menschen schießt, soll so ausgeschlossen werden.

Wie berichtet, war der jetzigen Ansitzjagd eine intensive Debatte zwischen Stadt, Landkreis, Polizei und Jägerschaft vorausgegangen, wie man der Wildschweinplage am besten Herr werden könne. Zunächst hatten die Jäger erwogen, eine Falle aus Holz und Metall zu bauen, in der die Tiere gefasst werden, um sie dann zu erlegen. Diese Idee wurde aber verworfen. Zum einen, weil in einer solchen Falle vor allem Frischlinge gefangen werden, was nicht sonderlich effektiv ist, wenn die Sauen mehrmals im Jahr werfen. Außerdem ist die Falle in der Praxis kaum erprobt und bei Jägern nicht unumstritten, da es ihrem Berufsethos widerspricht, ein im Käfig gefangenes Tier zu töten.

Stattdessen entschieden sich die Jäger im späten Frühjahr dazu, das Vergrämungsmittel Hukinol an mehreren Stellen auszubringen. Dieses Mittel soll sich laut Herstellerinfo im Internet in „tschechischen Hochwildgebieten als außerordentlich wirksam" erwiesen haben. Dabei handelt es sich um konzentrierten Menschenschweißgeruch, der auf Lappen geträufelt wird, die wiederum an mehreren Pfählen aufgehängt werden müssen. Aufgrund dieses Gestanks sollten die Tiere aus dem Tal vertrieben werden.

Als sich im Herbst schließlich herausstellte, dass dieses Mittel seine Wirkung verfehlt hat und die Tiere weiterhin prächtig gedeihen, berieten die Jäger erneut mit den entsprechenden Behörden. Das Ergebnis fasst Bürgermeister Wilfried Geiger zusammen: „Für die Sicherheit der Menschen im Tal bleibt leider daher keine andere Möglichkeit, als die Tiere zu bejagen.“