Maschinenring Harburg packt das Fachkräfteproblem an. Mehrere Höfe suchen Vertretungen für erkrankte Inhaber

Buchholz. Kaum haben Bulgaren und Rumänen freien Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt, da sollen im Landkreis Arbeitsplätze speziell für Südosteuropäer entstehen. „Noch im ersten Halbjahr soll ein Pilotprojekt mit der niedersächsischen Landwirtschaftskammer starten, bei dem zunächst sieben oder acht junge Rumänen für die Arbeit bei Viehhaltern qualifiziert werden sollen“, sagte Ralf-Peter Dieck, 46, Geschäftsführer des Maschinenrings Harburg, der Abendblatt-Regionalredaktion in Harburg. Der Maschinenring koordiniert den Einsatz von Landmaschinen für seine mehr als 700 Mitglieder im Kreis, die mehr als 36.000 Hektar Flächen bewirtschaften.

Den Betrieben fehlen genau wie anderen Branchen im Landkreis Fachleute. „Es gibt im Kreis interessante Alternativen und dazu pendeln viele nach Hamburg“, so Dieck. Dagegen muss in der Landwirtschaft auch bei schlechtem Wetter und am Wochenende gearbeitet werden und regelmäßige Zeiten sind etwa während der Ernte nicht möglich. „Trotzdem haben Betriebe um Freiburg mit Rumänen schon gute Erfahrungen gemacht“, so der Maschinenring-Geschäftsführer, der als Landwirtschaftsmeister ausgebildet ist. Die Saisonarbeiter blieben bislang aber nur zwei bis drei Monate.

Bei dem Pilotprojekt wird anders geplant. So sollen die Bewerber an der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung (LVA) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Echem (Landkreis Lüneburg) zunächst ausgebildet werden - Deutschkurse eingeschlossen. Für jeden aus der ersten Gruppe gibt es bereits einen festgelegten Betrieb aus dem Kreis. Zunächst werden die Bewerber als Praktikanten beschäftigt, können auf dem Hof kostenlos essen und wohnen und erhalten einen Lohn, der sich an den Ausbildungsvergütungen orientiert. Danach sollen sie fest eingestellt werden und dauerhaft in Deutschland bleiben. „Wir könnten uns auch vorstellen, die Menschen direkt beim Maschinenring einzustellen, um sie je nach Bedarf bei den einzelnen Betrieben einzusetzen. Nach und nach wäre vorstellbar, noch weitere Rumänen in den Landkreis zu holen“, sagt Dieck.

Personell eng ist es in der Landwirtschaft des Kreises aber nicht nur in der Viehhaltung. Bei den Betrieben, die heute mit 70 bis 80 Hektar im Durchschnitt um bis zu 30 Hektar größer sind als vor zehn Jahren, fehlen zudem Einsatzkräfte für den Notfall. Grundsätzlich soll die Landwirtschaftliche Sozialversicherung, die bundesweit von Kassel aus gesteuert wird, im Krankheitsfall Betriebshelfer stellen. Das sind ausgebildete Landwirte, zumeist Meister, die sofort in die Führung eines Betriebs einsteigen können.

Wer bisher solche Aufgaben übernahm, konnte seinen Zivildienst als Betriebshelfer ableisten. „Nun aber fällt diese Möglichkeit weg und uns fehlen aktuell allein drei Helfer für Landwirte, die krank sind oder vor einer Operation stehen“, so Dietz. Geeignete Bewerber sucht der Maschinenring dringend. „Wir würden sie fest einstellen“, verspricht der Geschäftsführer des Maschinenrings.

Die Organisation, als Verein 1969 gegründet, gehört zu den insgesamt 250 Ringen bundesweit. Außer in Deutschland gibt es sie in weiteren acht westeuropäischen Staaten. Sie sind zumeist auf Landkreisebene organisiert. Die Mitgliederversammlungen legen dabei fest, wie die technischen Hilfeleistungen der Landwirte untereinander abgerechnet werden. Grundidee: Trotz der für die technischen Geräte rasch steigenden Preise sollen auch kleinere Betriebe moderne Zuckerrübenernter, Maishecksler oder Mähdrescher einsetzen können. Solche Fahrzeuge kosten heute bis zu 500.000 Euro. Zwar müssen die Landwirte diese Summen selber aufbringen. Doch die Mitglieder des Rings können die Fahrzeuge effektiver nutzen als nur für den eigenen Betrieb. Sie stellen sie anderen Höfen zur Verfügung s oder helfen Kollegen mit den Maschinen bei der Arbeit.

Für die Verrechnung der Hilfen macht der 15-köpfige Vereinsbeirat des Rings jeweils vor Weihnachten einen Vorschlag. Die neuen Sätze sollen für dieses Jahr am Dienstag, 14. Januar, bei der Mitgliederversammlung in Böttchers Gasthaus in Nenndorf festgelegt werden. Nachdem die Sätze 2013 um zehn bis 15 Prozent angehoben werden mussten, sollen sie 2014 konstant bleiben. Nur ein Beispiel: Mähdreschen kostet je nach Größe der zu bearbeitenden Fläche zwischen 189,50 und 129, 25 pro Hektar.

Auch für den Einkauf des Diesels bieten die fünf Mitarbeiter der Buchholzer Maschinenring-Zentrale ihren Service an. Seit drei Jahren errechnen sie mit einem Modell den erwartenden Durchschnittspreis für das gesamte Jahr. Damit können die Betriebe dann Verträge für ihren Jahresbedarf aushandeln. „Unsere Prognosen wichen bisher nicht mehr als zwei Cent pro Liter vom tatsächlichen Preis ab“, freut sich Dieck. Mit der Provision für die Vermittlung der Aufträge, für die 2012 11,7 Millionen Euro bezahlt wurden , sowie den Mitgliedsbeiträgen werden die Stellen in der Zentrale finanziert.

Der Maschinenring hat seinen Service aber inzwischen weiter ausgebaut. So wurde im zweiten Halbjahr 2013 mit dem Landvolk Niedersachsen und der Landwirtschaftlichen Unternehmensberatung eine Gesellschaft gegründet, die sich mit Energieprojekten befasst. Dazu sollen auch Windkraftanlagen im Landkreis gehören. „Unsere Idee ist, gemeinsam mit Anwohnern Bürgerwindparks zu projektieren“, sagt Dieck. So würden die Einnahmen aus der Erneuerbaren Energie in der Region bleiben. Der Maschinenring-Geschäftsführer ist sicher: „Viele unserer Landwirte sind daran interessiert, in Windparks zu investieren.“