Klinik-Serie „Operation Zukunft“: Im Krankenhaus Winsen wierden Adipositas-Patienten per Magenverkleinerung neue Perspektiven geschaffen

Winsen. Wer zur Adipositas-Behandlung ins Krankenhaus nach Winsen kommt, hat einen langen Leidensweg hinter sich. Adipositas-Patienten sind die Schwergewichte unter den Kranken, Menschen die viel zu viel Gewicht auf den Rippen haben. Diäten, Therapien, Beratungen – wenn all dies nichts fruchtet und Gelenke, Herz und der Blutdruck nicht mehr mitmachen, dann ist der letzte Ausweg eine Magenverkleinerung. Bei der Operation, die Dr. Holger Meisel, Chefarzt der Viszeralchirurgie und sein Team im Krankenhaus in Winsen vornehmen, wird entweder ein Bypass gelegt, bei dem der größte Teil des Magens stillgelegt wird, aber erhalten bleibt. Die Alternative ist ein Schlauchmagen, dabei werden die größten Teile des Magens vollständig entfernt.

Nach der Operation reichen ein paar Schlucke Flüssigkeit und der Patient ist satt. „nur durch die OP kann ich eine Abnahme von zirka 40 Kilogramm garantieren“, berichtet Meisel. Eine substanzielle Voraussetzung um langfristig abzunehmen. Zum einen sind es dann eine reduzierte Kalorienmenge, zum anderen Sport. Wer daraus neue Kraft und Selbstbewusstsein schöpfen kann, macht weiter.

Miriam Liebe aus Stelle hat sich vor ein paar Tagen operieren lassen. Als Kind war die Erzieherin schlank, dann bekam sie vor vier Jahren einen Diabetes, der lange unerkannt blieb. Die Folge: sie nahm stetig zu. Je dicker die 24-Jährige wurde, desto höher der Leidensdruck. Für ihren Körper wurde es immer anstrengender, die Pfunde zu schleppen, sie kam schnell aus der Puste.

Immer verglich sie sich mit ihrem alten Leben, als sie noch schlank war, das frustrierte sie immer mehr. „Am schlimmsten waren die herablassenden, mitleidigen und sogar angeekelten Blicke der anderen“, erzählt Miriam Liebe. Als eine Mutter sie im Kindergarten fragte, ob sie noch laufen könne, wusste die junge Frau, dass etwas passieren musste. Zuerst ging Miriam in die Adipositas-Beratung zu den Internisten und Diabetologen Dr. Frank Everding und Dr. Matthias Sass, die sich auf dem Gelände des Winsener Krankenhauses befindet. Hier bekommen Hilfesuchende ein Programm erstellt, das auf vier Säulen basiert: Ernährungsberatung, Diät, Sport sowie Physio- und Psychotherapie. „Erst der letzte Schritt ist die Operation, denn sie ist nicht reversibel“, erläutert Internist Dr. Meisel den langen Weg.

Gibt es keine Alternative mehr, muss der Patient nachweisen, dass er alle Mittel ausgeschöpft hat. „Ich habe Aquatraining gemacht, die verschiedensten Diäten ausprobiert, das alles musste ich belegen, damit die Krankenkasse die Operation bewilligt“, berichtet Miriam Liebe. Sie führte ein Ernährungstagebuch und ließ ein psychologisches Gutachten erstellen. Ein Jahr dauerte die Prüfung durch die Krankenkasse, dann war der Antrag für die Operation endlich bewilligt.

Während sie auf das Okay von der Kasse wartete, ging sie jeden ersten Dienstag im Monat zur Selbsthilfegruppe der adipösen Menschen, die das Krankenhaus ins Leben gerufen hat. Dort treffen sich solche, die unter ihrem Gewicht leiden und solche, die die OP gewagt haben, „ich hatte Angst, den Schritt zu gehen aber, da hat mir die Gruppe ganz viel Sicherheit gegeben“, erinnert sich Miriam Liebe. Jetzt, nachdem alles überstanden ist, schaut sie optimistisch in die Zukunft. Das Adipositas-Zentrum ist nur eines von mehreren besonderen Angeboten, die das Krankenhaus in Winsen für seine Patienten bereit hält. Ob Gelenkentzündungen, Verletzungen der Bänder und Sehnen oder Gelenkprothesen – das größte Gelenkzentrum des Nordens, in Kooperation mit dem Buchholzer Krankenhaus, bietet eine ganzheitliche Behandlung von der Diagnose über die Operation bis hin zur Rehabilitation. Stationär verzeichnete das Krankenhaus im vergangenen Jahr rund 12.500 Patienten, ambulant ließen sich 30.000 Menschen behandeln. Für sie zuständig sind 90 Ärzte, 222 Pfleger und 161 medizinisches Personal.

Voller Vorfreude ist man auf das neue Notfall-Diagnose Zentrum. Mit dem modernen Neubau strukturiert sich das Krankenhaus um, erhält zwei neue OP-Säle und vergrößert sowohl den chirurgischen Bereich als auch die Notaufnahme. Das 17-Millionen-Projekt soll Ende 2015 eröffnet werden.