Nachdem der Jesteburger Verein erneut den Vorstand gewechselt hat, will er sich jetzt auf die künstlerische Arbeit konzentrieren. Finanzierung ist aber noch nicht endgültig geklärt

Jesteburg. Wirklich rund lief es für den Verein Kunstwoche Jesteburg im Jahr 2013 nicht. Neben einem erneuten Wechsel im Vorstand musste sich der Verein mit ständigen Finanzierungsfragen und einem schweren Fenster-Unfall der künstlerischen Leiterin Isa Maschewski auseinandersetzen. Die Mitglieder dürfte drei Kreuze schlagen, dass sie mit Beginn des Jahres 2014 den Blick endlich wieder nach vorne richten können.

Dennoch weiß der erste Vorsitzende Rainer Löding, dass es zunächst einiges zu erklären gibt. So begründet er das rasche Ausscheiden von einigen Vorstandsmitgliedern unter anderem damit, dass sich „acht neue Leute erst einmal finden müssen“. „Und dann kommt hinzu, dass manche den Aufwand eines Ehrenamts vielleicht falsch eingeschätzt haben.“ Das sei aber legitim und etwas ganz Normales, mit dem sich wohl jeder Verein auseinander setzen müsse.

Erst im Mai 2012 hatte es in dem Kunstverein einen großen Bruch gegeben. Das Führungstrio Hans-Heinrich Aldag, Hans-Jürgen Börner und Karin Klesper legte nach 16 Jahren seine Ämter nieder, lange Zeit stand nicht fest, wer in ihre großen Fußstapfen treten wollte. Isa Maschewski wagte es schließlich, den ersten Vorsitz und die künstlerische Leitung in Personalunion zu übernehmen. Ihr zur Seite stand Rainer Löding als zweiter Vorsitzender. Bereits ein knappes halbes Jahres später legte Isa Maschewski das Vorstandsamt aber schon wieder nieder und konzentrierte sich auf die künstlerische Leitung. Rainer Löding rückte als erster Vorsitzender nach, zweiter Vorsitzender wurde Volker Pompe.

Mittlerweile ist auch diese Konstellation passé. Maschewski und Löding sind noch immer im Amt, zweiter Vorsitzender ist nun der Jesteburger Arzt Hans von Schuckmann, neuer Kassenwart ist Claudius Pyka, neue Beisitzer sind die Künstlerin Heidi Seekamp und Alfons Müller, der vor Jahren bereits die erste Jesteburger Kunstwoche organisiert hat. Sie alle hoffen nun, etwas Ruhe in den Verein bringen zu können, und wollen sich auf das konzentrieren, was ihr übergeordnetes Ziel ist: Jesteburgs Ruf als unangefochtenes Kunstzentrum in der südlichen Metropolregion festigen.

Einen großen Schritt in diese Richtung haben sie bereits zurückgelegt. Das Kunsthaus erstrahlt von Innen im neuen Glanz. Zahlreiche Ehrenamtliche haben dabei mitgeholfen, das Gebäude, das mittlerweile in Besitz der Gemeinde Jesteburg ist, von einem Bistro mit Ausstellungsmöglichkeit in einen weißen Raum zu verwandeln, der den Namen Kunsthaus auch wirklich verdient. Etwa 5000 Euro habe der Verein aus eigenen Mitteln dafür bezahlt, sagt Isa Maschewski. Der Antrag auf einen Umbau-Zuschuss von der Gemeinde in Höhe von 3500 Euro ist gestellt, der Fachausschuss hat bereits für 2600 Euro grünes Licht, jetzt folgt im Januar die endgültige Entscheidung im Verwaltungsausschuss.

„Ohne den Umbau der Räume hätten wir viele Künstler gar nicht zu uns holen können“, sagt Isa Maschewski. Ironie des Schicksals dürfte sein, dass es gerade eines der Fenster des Hauses war, das sie fast erschlagen hätte. Ende November wollte die künstlerische Leiterin einfach nur eines der oberen Fenster schließen, als sich plötzlich ein Scharnier löste. Das Fenster stürzte auf sie nieder, sie fiel zu Boden, war kurz bewusstlos und leidet noch immer an den Folgen des Vorfalls. Bisher sind das herausgefallene Fenster und zwei weitere, die von dem niederkrachenden Glas mit zerstört wurden, nur durch ein Provisorium ersetzt. Sollte es bald kälter werden, brauche das Kunsthaus dringend neue Fenster, sagt Rainer Löding. Dem Verein seien aber die Hände gebunden, zuständig ist die Versicherung der Gemeinde.

Mit der ersten Sonderausstellung des neuen Jahres, die Ende Januar beginnt und die Arbeiten aus dem Kinder- und Jugendprogramm zeigt, will sich der Verein aller Rückschläge zum Trotz endlich auf das Künstlerische besinnen. Gleichwohl räumt der Vorsitzende ein, dass das nicht immer leicht ist. „Wir stecken derzeit in der schwierigen Phase zu Beginn eines Jahres, in der wir nicht wissen, was wir tatsächlich umsetzen können“, sagt er. Dreh- und Angelpunkt ist die Finanzierbarkeit der Vorhaben. Für bis zu fünf Ausstellungen, mehrere Sonderschauen und weitere Einzelprojekte wie Film- oder Tanzabende benötigt der Verein einen Etat von 40.000 Euro. Von dieser Summe werden nicht nur die Künstler und ihre Arbeiten bezahlt, sondern auch Isa Maschewski als künstlerische Leiterin, die für ihre geleistete Arbeit Rechnungen stellt.

Wie alle Jesteburger Vereine habe der Verein Kunstwoche bei der Gemeinde einen Antrag auf Unterstützung eingereicht, sagt Rainer Löding. 11.000 Euro betrage die Summe, die der Fachausschuss bereits abgenickt habe. Wie beim Umbau-Antrag auch, steht das endgültige Votum im Januar an. Weitere Unterstützung erhoffen sich die Vereinsmitglieder von Spendern und Stiftungen, die allerdings in Zeiten niedriger Zinsen weniger Erträge erzielen.

„Über allem steht ja oft die große Frage, wie viel eine Gemeinde für Kunst ausgeben soll“, sagt Isa Maschewski. Darüber habe die Jesteburger Politik bereits in der Vergangenheit heiß diskutiert. Sie bedauert außerdem, dass die Beratungen über den geplanten Kunstpfad, der das Kunsthaus mit der Kunststätte Bossard verbinden soll, so zäh verlaufen. Es sei toll, dass die Gemeinde den Verein mit dem Kauf des Kunsthauses so stark unterstützt habe, sagt sie. Die rund 4000 Besucher, die im vergangenen Jahr vorbeikamen, dürfte sie als Beleg der guten Arbeit verbuchen, die der Verein leistet. Dem reinen Selbstzweck dient diese Arbeit ihrer Ansicht nach aber nicht. „Kunst gibt ja auch unglaublich viel an die Menschen zurück.“ In dieser Hinsicht sei ein gutes Programm auch immer ein indirektes Dankeschön für die Unterstützung.