Wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, beruhigen die Analyse der Gründe und die Suche nach den Schuldigen zwar die Gemüter.

Aber das Kind ist dadurch nicht zurück zu bringen. Die personelle Unterbesetzung der Jugendämter in dieser Stadt ist längst kein Geheimnis mehr. Es überrascht hier auch niemanden mehr, dass die Mitarbeiter in den Jugendämtern mit ihren administrativen Aufgaben hoffnungslos überlastet sind. All das mag zur Erklärung gereichen, ist aber keine Entschuldigung dafür, dass in dieser Stadt Kinder sterben, weil die Behörden falsch oder nicht schnell genug reagieren, siehe den Fall „Yagmur“.

Dass das Bezirksamt in Kontakt mit der Familie steht, ist schön und gut. Aber hier ist ganz offensichtlich zumindest für das sieben Monate alte Baby Gefahr im Verzug. Die zuständigen Behörden müssen jetzt reagieren und intervenieren. die Nachbarn haben Recht, wenn sie eine schnelle Hilfe für das Baby fordern. Mit Denunziantentum hat dieser Fall nichts zu tun.

Sicher, es ist keine Lösung, die Familie mit den vier Kindern aus der Wohnung zu klagen und auf die Straße zu setzen. Aber es ist ebenso wenig eine Lösung, eine siebenköpfige Familie, in der ganz deutlich hör- und sehbar echte Probleme herrschen, in einer 40 Quadratmeter großen Wohnung unter engsten Verhältnissen leben zu lassen. Mit diesem Zustand kann niemand, weder die Familie selbst, noch die unmittelbaren Nachbarn, glücklich sein. Diese Familie braucht so schnell wie möglich konkrete Hilfe.