Erstmalig hatte der Markt in Harburg bis gestern Abend geöffnet. Trotz des geringen Zulaufs sind Künstler zufrieden. Namensänderung war ein Fehler

Harburg. Es war ein Novum in diesem Jahr: Der Harburger Weihnachtsmarkt, der im November begann, verwandelte sich am zweiten Weihnachtstag in einen Winter-Kunstmarkt. Glühwein, Schmalzgebäck und gebrannte Mandeln gab es auch nach Heiligabend. Aber die Händler von Weihnachtsartikeln hatten ihre Stände geräumt. Stattdessen boten Künstler ihre Werke an. Bis gestern Abend lief der Winter-Kunstmarkt.

Vielleicht hatte es sich noch nicht genügend herumgesprochen, vielleicht schwand mit Heiligabend die Lust auf Kunst und Karussell. Jedenfalls war die Resonanz auf den Winter-Kunstmarkt laut Anne Rehberg vom Hamburger Marktveranstaltungsunternehmen WAGS verhalten. „Die Verlängerung hat nicht wie eine Bombe eingeschlagen. Aber wie alles in Harburg, muss sich das erst einmal einlaufen“, sagte sie.

Ihr Mann Thomas Rehberg, Chef von „Omas Punschhütte“ auf dem Weihnachtsmarkt, formuliert es so: „Der Harburger braucht immer etwas länger.“ Auch Saskia Stey vom Süßwaren-Stand hatte sich mehr Zuspruch erhofft. „So lala“ lautet ihr Resümee. Sie glaubt, dass es ein paar Jahre dauert, bis sich die Verlängerung herumgesprochen hat.

Der große Zulauf am Sonnabendabend zum Barock-Feuerwerk überzeugte die Organisatorin Anne Rehberg jedoch, dass man die Harburger auch zwischen Weihnachten und Neujahr bewegen kann, auf den Rathausplatz zu kommen. „Da war es proppevoll. Damit haben wir auf jeden Fall etwas gefunden, dass die Harburger begeistert“, sagte sie.

Eines aber erwies sich eindeutig als falsche Strategie: Den Weihnachtsmarkt nach dem 25. Dezember in Winter-Kunstmarkt umzubenennen, zumal an den Außenwänden immer noch Weihnachtsmarkt stand. „Man kann dem Markt eine Note verleihen, darf ihm aber keinen anderen Namen geben“, bilanziert Anne Rehberg. Das verwirre nur.

Den Schwerpunkt auf die Kunst zu setzen, sieht sie allerdings als den richtigen Weg an. Angesichts der erschwerten Bedingungen ist Anne Rehberg ohnehin froh, dass so viele Künstler dabei waren. Da der Winter-Kunstmarkt am 26. Dezember startete, mussten die Künstler ihre Stände entweder Heiligabend oder am ersten Weihnachtstag beziehen und einräumen. „Das sind heilige Tage, insbesondere für Familien“, weiß Anne Rehberg.

Was den Umsatz angeht, sind die meisten der Künstler gar nicht erst mit hohen Erwartungen an den Start gegangen. „Es ist von vornherein klar gewesen, das man hier kein großes Geld verdienen kann“, sagt Air-Brusher Jens Schröder aus Hamburg. Für die Künstler ist nicht der Umsatz, der am Ende herauskommt, maßgeblich, sondern dass die Öffentlichkeit sie wahrnimmt. Ikonenmalerin Kirsten Voss aus Sinstorf ging es vor allem darum, Hemmschwellen vor ihrer Kunst, den byzantinischen und russischen Ikonen, abzubauen. „Ich habe sehr viel erklärt, zahlreiche Gespräche geführt und viele Kontakte geknüpft“, sagte sie. Auch Bildhauerin und Dozentin Inge Seipel aus Eißendorf, die beispielsweise „tierisch gut“ bedruckte Exemplare wie etwa Kissen ausgestellt hatte, ist, was das Netzwerken angeht, zufrieden.

Angela Dähn aus Harburg, die schon während der Wochen vor Heiligabend einen Stand betrieben hatte, und eigentlich nur noch weiter dabei blieb, weil sie so viel Spaß an der „tollen Gemeinschaft“ unter den Standbetreibern hatte, dagegen ist mit den Verkaufszahlen sehr zufrieden. Sie reitet allerdings mit ihren gehäkelte Mützen auf einer Trendwelle. Häkeln ist derzeit Kult.

Die Besucher, die auch nach Heiligabend zum Rathausplatz kamen, waren jedenfalls begeistert. Und es gab sogar die, die sich den Marktbesuch für die Tage nach Heiligabend aufgespart hatten wie etwa Beate und Jan Rahlf aus Neu Wulmstorf. „Wir fanden es viel schöner, in Ruhe nach den Festtagen hierher zu kommen“, sagte Beate Rahlf.

Am Ende geht Organisatorin Anne Rehberg zufrieden ins Neue Jahr, auch wenn die Verlängerung des Marktes nicht der Bombenerfolg war. Für den Weihnachtsmarkt allein zieht sie eine positive Bilanz. Sie hat mehr Besucher aus dem Umland registriert. Zudem haben mehr Studenten von der Technischen Universität den Markt für sich entdeckt. „Das finden wir natürlich sehr schön“, sagte Rehberg.

Ganz besonders wichtig ist ihr, wie die Besucher den Weihnachtsmarkt beurteilen. Die Frau macht sich nichts vor. Sie weiß, dass der Harburger Weihnachtsmarkt nie ein Konsumtempel sein kann, wie es die Märkte in der Innenstadt sind. Stattdessen setzt Rehberg auf Atmosphäre und auf den Markt als einen Ort der Begegnung.