Das Harburger Theater zeigt im Januar das Musical „High Fidelity“, eine Liebesgeschichte mit reichlich Hindernissen

Harburg. Viel poppig-rockige Musik und ein Liebesgeschichte mit Hindernissen - wer sich die grauen Januartage ein wenig bunter machen will, sollte sich unbedingt das Musical „High Fidelity“ im Harburger Theater gönnen.

Wenn sich der Vorhang im Helms Saal öffnet, gibt er den Blick frei auf den berühmtesten Zebrastreifen der Popgeschichte, den fast jeder im im Publikum kennen dürfte - zumindest als Beatles-Fan. Die vier aus Liverpool ließen sich dabei fotografieren, als sie, damals noch jung und voller Pläne, über diesen Zebrasteifen in der Londoner Abbey Road hüpften. Das Foto ging um die Welt, die Platte wurde zu einem musikalischen Meilenstein der Popgeschichte.

„Abbey Road“, das Beatles Album ist eine der Lieblingsscheiben von Rob (Siegmar Tonk). Ihm gehört ein kleiner Plattenladen in London, mit dem er sich mehr schlecht als recht über Wasser hält. Das liegt hauptsächlich daran, daß er und seine schrägen Mitarbeiter Barry und Dick nicht jede Platte an jeden verkaufen. Wer falsch fragt, wird nicht bedient, CDs sind ebenso verpönt wie Versandhandel im Internet. Frauen verirren sich höchst selten in diese Jungs-Bude. Die drei fühlen sich als Geschmackspolizisten und vergraulen lieber die Kundschaft, als Geld in die Ladenkasse zu spülen.

Aber, das ist nur ein Problem, mit dem Rob herumschlägt. Denn gerade hat ihn Freundin Laura (Katharina Vogel) entnervt verlassen und wohnt jetzt eine Etage tiefer bei Ian, einem rastamähnigen Esoteriker. Rob macht die Sache mehr zu schaffen, als er dachte. In seinem Elend beginnt er seine Schallplatten in heimischen Wohnzimmer zu sortieren, nicht alphabetisch, sondern autobiografisch. Dazu macht er eine Liste der Top-Five seiner Exfreundinnen, Laura gehört selbstverständlich nicht dazu, wäre ja noch schöner! Doch bald muss sich Rob eingestehen, dass er sich nur etwas vorgemacht hat – Lauras Weggang schmerzt viel mehr, als er dachte. Irgendwann dämmert auch ihm: Es ist Zeit, endlich erwachsen zu werden und seinen selbstverliebten Blick auf die Welt zu den Akten zu legen, denn eigentlich will er nur die eine: Laura.

Die Geschichte um den sympathischen und dabei reichlich unausgegorenen Musiknerd gehört zu den erfolgreichsten Büchern des britischen Schriftstellers Nick Hornby. 1995 schuf er damit einen Kultroman. Fünf Jahre später kam die Geschichte von dem verkorksten Plattenverkäufer ins Kino, John Cussack verkörperte die Hauptfigur so überzeugend und dabei komisch, daß man im Kinosessel dem unglücklich Verliebten am liebsten gut gemeinte mütterliche Ratschläge zugerufen hätte.

Die Geschichte kam an, später schrieb David Lindsay-Abaire eine Musicalfassung für den Broadway. Sie deckt die gesamte Bandbreite der Popmusik über R&B zu romantischen Balladen ab, jeder Song öffnet musikalisch eine Tür in vergangene Zeiten. Jeder der zehn sorgfältig gecasteten Schauspieler und Sänger verfügt über Stimme und Ausstrahlung. Sowohl die Solonummern als auch die von der Hamburger Jazzsängerin Ulita Knaus einstudierten Chöre klingen voll, aus dem guten Ensemble ragen die Hauptdarsteller Tonk und Vogel noch heraus. Dazu gibt an jedem Aufführungstag des Musicals einer der Schauspieler vor dem Publikum ein Interview auf der Bühne.

Zum Schluss sei noch verraten: Es gibt ein Happy End, ganz so, wie es sich für ein Musical gehört: Laura ist schnell den tibetanischen Totengesängen und den Sexspielchen mit „Wer ist dein Gandhi“-Ian überdrüssig und kehrt zu Rob zurück.

Die Kartenpreise für die Vorstellungen bis zum 26. Januar beginnen bei 18 Euro und sind erhältlich unter 040/ 428 71 36 04 oder im Internet: harburger-theater.de