Der Automobilkaufmann aus Neu Wulmstorf ist in seiner Branche Bundessieger der Junghandwerker

Neu Wulmstorf. Valerian Stenschke bekommt gern Post. Vor allem, wenn so gute Nachrichten wie von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade ins Haus flattern. Schon vier Briefe lagen in diesem Jahr in seinem Postkasten. Alle vier mit einem kleinen Geldscheck und der freudigen Nachricht: Sie sind der Beste! Denn Valerian Stenschke hat es vom Jahrgangsprimus bei seiner Gesellenprüfung zum Bundessieger der Junghandwerker in der Sparte Automobilkaufleute geschafft.

Eine glatte Eins hat der 22-Jährige bei seiner Gesellenprüfung hingelegt. Damit war er der Beste seines Jahrgangs und automatisch und ohne sein Zutun Teilnehmer des Leistungswettbewerbs des Deutschen Handwerks. Nur anhand seiner guten Zensuren wurde er so Kammerbester und anschließend Landessieger. Am 15. November wurde es dann für ihn nochmal richtig ernst.

Valerian fuhr zur Prüfung nach Dortmund und trat dort gegen sieben andere Landessieger an. Drei Stunden lang wurde er schriftlich geprüft - kein Pappenstiel, was die Kandidaten da machen mussten. Jeweils 15 Fragen waren zu beantworten aus den Bereichen Finanzdienstleistung, Service und Vertrieb sowie allgemeine Fragen zu Wirtschaftsthemen.

Valerian ging die Sache entspannt an: „Ich habe mich zwar vorbereitet, aber nicht übermäßig, deshalb habe ich mit diesem Ergebnis überhaupt nicht gerechnet“, strahlt der junge Mann. Nachdem er seine Arbeit abgegeben hatte, hieß es Geduld haben. Nach drei Stunden Wartezeit kam dann die erlösende Nachricht: Valerian war Bundessieger! Am 7. Dezember dann ging es zur großen Ehrung nach Dortmund, Bundespräsident Joachim Gauck ließ es sich nicht nehmen, die diesjährigen 111 Bundessieger vor 700 Gästen auszuzeichnen. „Ich fand es toll, dass er extra dorthin gekommen ist“, lobt Valerian das Staatsoberhaupt.

Der junge Automobilkaufmann mit der sympathischen Ausstrahlung hat sich den Erfolg hart erarbeitet. Nach dem Abitur in seinem Heimatort Winsen an der Aller kam er nach Harburg. Studieren wollte er, aber mit Praxisbezug. Also entschied er sich für ein Duales Studium, bei dem es eine gerechte Aufteilung von Theorie an einer Hochschule und viel Praxis in einem Ausbildungbetrieb gibt. Valerian Stenschke entschied sich für die Ausbildung zum Betriebswirt.

Neben der Ausbildung als Automobilkaufmann im Autohaus S&K in Neu Wulmstorf hatte er dreimal im Jahr zwei Wochen Blockunterricht an der Berufsakademie auf dem Elbcampus in Harburg. Dazu war dort zusätzlich jeden zweiten Freitag und Sonnabend strammes Büffeln angesagt. Eine harten Zeit, vor allem, wenn man jung ist, Freunde und Hobbies hat. Valerian war bereit, all das hintenan zu stellen „Da er oft zu Theorieeinheiten nach Harburg musste, konnte ich ihn nicht in den normalen Ausbildungsablauf einplanen“, erinnert sich S&K Geschäftsführer Mathias Süchting an die Anfänge vor zweieinhalb Jahren.

Valerian war für ihn der erste Lehrling im Dualen Studium. Was auf Süchting zukam, wusste er nicht, denn nicht nur für ihn, war dieser spezielle Lehrling ein Novum. Bis dahin hatte noch kein einziges Autohaus diese Form der Ausbildung durchgeführt, Erfahrungen gab es also nicht. Aber der S&K-Geschäftsführer sah die Chancen: „Ich glaube, das ist ein neuer Weg, Fachkräfte zu rekrutieren und an sich zu binden.“ Mit der nötigen Flexibilität konnte er Valerian durch alle Bereiche des Autohauses leiten. Denn als Automobilkaufmann verkauft man keineswegs nur Neuwagen und Gebrauchte an die Kunden, dazu gehören auch Disposition, Buchhaltung und Service.

Weil er nicht ständig verfügbar war, arbeitete Valerian schon während der Ausbildung völlig selbständig und projektorientiert. Er baute ein betriebsinternes Bestellsystem auf und war verantwortlich für ein Controllingblatt, mit dem die Verkäufer arbeiten können.

Die Lehre hat er zwar hinter sich, aber das Studium geht noch bis zum Oktober 2015. Bis dahin bleibt er seinem Arbeitgeber auf jeden Fall erhalten, sehr zur Freude seines Chefs: „wir wissen ihn sehr zuschätzen, denn Valerian zeigt sehr viel Bereitschaft zur Eigeninitiative.“ Sein Zögling will auf jeden Fall in der Autobranche bleiben.

Bei so viel Engagement bleibt dem jungenMann, der eine glänzende Zukunft vor sich hat, nur wenig Zeit für Privatleben. „Ich bin froh, wenn ich mal abschalten kann“, sagt er. Früher hat er selbst noch Fußball gespielt, jetzt setzt er sich lieber aufs Sofa und schaut sich die Spiele seines Lieblingsvereins Werder Bremen im Fernsehen an. Ansonsten trifft er sich ab und zu mit Freunden. Daß er so wenig Zeit für sich hat, geht für den gebürtigen Hannoveraner in Ordnung: „Ich bereue nichts.“