Der Weisse Ring informierte Kunden im Tostedter Kaufhaus Bade

Tostedt . Kareem hatte es schon prophezeit, dass kaum einer reagiert. Tatsächlich: Als er das Portemonnaie aus der Tasche klaut, und daraufhin die Bestohlene in die Trillerpfeife pustet, um andere Menschen zu alarmieren, kommt ihr lediglich eine Kundin im Kaufhaus Bade zu Hilfe.

Die Szene ist gestellt. Kareem, 14, besucht um diese Zeit normalerweise das Gymnasium Tostedt. Er und sein Mitschüler Marvin, 14, spielen zwei Jugendliche, die Anni Zajkiewicz aus Tostedt bestehlen. Die 87-Jährige ist ebenso ins Schauspiel eingeweiht.

Der Weisse Ring hat die Aktion initiiert. Die Organisation ist bundesweit bekannt für ihre Hilfe für Opfer von Straftaten. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Prävention. Teil der Präventionsarbeit sind Praxistests, wie im Kaufhaus Bade.

Offenbar hat sich bislang noch nicht genügend herumgesprochen, dass die Trillerpfeife so etwas wie ein Alarmsignal ist. „Laut rufen oder schreien mögen ältere Menschen nicht“, sagt Karl-Heinz Langner. Deshalb also die Trillerpfeife. „Dann fühlt sich der Täter geoutet und lässt vom Opfer ab“, so Langner.

Nach der gestellten Szene sprechen Bianca Lange-Raudzis von der Polizei Tostedt, sowie Karl-Heinz Langner, seine Frau Karin Langner und Carina von der Werth, die für den Weissen Ring arbeiten, die Kunden des Kaufhauses an. Sie fragen, ob sie etwas bemerkt haben, was das für ein Gefühl für sie war und informieren, wie sie sich im Falle eines Diebstahls am besten verhalten sollten. Denn meistens reagieren die Menschen nicht, weil sie unsicher sind.

Zivilcourage zu leisten heißt also nicht zwangsläufig, handgreiflich zu werden. „Die geringste Zivilcourage, die man leisten kann, ist die Polizei zu rufen“, sagt Karl-Heinz Langner. Doch selbst das machen viele Menschen nicht.

Wer weitere Informationen zum Thema haben möchte, kann sich an den Präventionsbeauftragten Karl-Heinz Langner vom Weissen Ring unter Telefon 04165/2160470 wenden.