Alle anderen machen Winterpause, doch die Radfahrer des ADFC aus der Kreisstadt radeln das ganze Jahr durch

Winsen. Die Radler haben’s gern konstant: Immer um 10 Uhr und immer am Marstall in Winsen beginnen ihre Touren – und zwar jeden zweiten Mittwoch und jeden letzten Sonnabend eines Monats. Das ganze Jahr lang. Als einzige Ortsgruppe des Kreisverbands Harburg treten die Winsener ADFC-Mitglieder auch im Winter in die Pedale.

ADFC steht für Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club. Dieter Matula vergleicht sich trotzdem gern mit einer dem Radeln gänzlich fremden Sportart. „Ich sage immer: Wir machen es wie im Fußball. Wenn die Plätze bespielbar sind, wird gespielt. Ansonsten wird kurzfristig abgesagt.“ Das soll heißen: Wenn die Radwege frei sind, wird gefahren.

„Regen? Was soll’s“, kommentiert Ortsgruppensprecher Arno Neumann mögliche Wetterbedenken. Recht hat er: Regen gibt es schließlich auch im Sommer – ebenso wie Wetterverhältnisse, die die Radler auch im Juli und August ihre Touren streichen lassen. „Sicherheit geht vor“, betont Neumann. „Bei Gewitter oder Glatteis fahren wir nicht.“ Und setzen sich die Winsener Radfahrer auch nicht in den Zug oder gar ins Auto, um zum Beispiel den Lüneburger Weihnachtsmarkt zu besuchen, sondern auf den Sattel. Zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück, insgesamt 50 Kilometer und eine Stunde Pause: Wer um 10 Uhr am Marstall startet, kann um 15 Uhr zurück vom Ausflug sein.

„Winter?“, fragt Hans Erdmann, wischt mit behandschuhter Hand jegliche Bedenken weg und zeigt zum Himmel, wo gerade die Sonne durch die Wolken bricht und bei neun Grad Celsius auf die Lüneburger Weihnachtsbuden scheint. „Das ist doch Frühlingswetter!“ Seit 15 Jahren fährt der Renter aus Buchholz bei den Kollegen aus Winsen mit, weil seine Ortsgruppe im Winter pausiert.

Das macht auch Erwin Sempf aus Seevetal: Seit acht Jahren steigt er regelmäßig beim ADFC auf den Sattel. „Ich fahre überall mit, auch in Hamburg“, erzählt der Senior. „Allerdings erst, seit ich nicht mehr arbeite. Fahrrad gefahren bin ich aber auch schon vorher.“ Für den Winter ist eigentlich nur – wie immer – die richtige Kleidung wichtig. Und wie die aussieht, ob Jeans oder Funktionshose, entscheidet jeder selbst. Nur auf einen Helm verzichtet niemand in der Gruppe. Und auf vier bis sechs warme Stücke am Körper: „Warme Schuhe, Wollsocken und gute Handschuhe sind beim Fahren wichtig“, sagt Arno Neumann. Denn Füße und Finger werden beim Radfahren nicht warm wie die Muskeln, sondern kalt und immer kälter.

Rund 600 Mitglieder hat der ADFC-Kreisverband Harburg mit seinen vier Ortsgruppen insgesamt, allein 200 davon die Ortsgruppe Winsen. Um die 15 Frauen und Männer sind bei jeder Tour dabei, im Sommer auch mal mehr als 30 – und Nichtmitglieder sind zum Kennenlernen immer herzlich eingeladen. Im Sommer bietet die Gruppe neben den zwei ganzjährigen Touren pro Monat einen dritten regelmäßigen Termin an: Von Mai bis September geht es an jedem dritten Mittwoch im Monat auf Feierabendtour – die ist mit rund 30 Kilometer etwa halb so lang wie üblich. Dafür aber auch für arbeitende Menschen möglich. Denn die Mehrheit der Radler ist im Rentenalter, und mit der Nachwuchsgewinnung haben sie es eher schwer, sagt Dieter Matula.

Die Winterpause lassen die Winsener auch deswegen ausfallen, damit der Neustart nach einer längeren Pause nicht so schwer fällt. „Außerdem ist das ein schönes Gemeinschaftsgefühl“, sagt Arno Neumann. Genug Zeit, das zu entwickeln, haben die Damen und Herren: Wer alle Touren des ADFC Winsen mitmacht, strampelt gut 1500 Kilometer im Jahr zusammen mit seinen Artgenossen ab.

Die letzte Fahrradtour in diesem Jahr geht durch die Elbmarsch nach Tespe. Start am Sonnabend, 28. Dezember, ist natürlich um 10 Uhr am Marstall.

www.adfc-kreis-harburg.de