Bei den Selbstakten der Fotografin Flora P. zählen Pose und Komposition. Sie stellt im MyToro aus

Harburg. Sie hat eine Model-Figur, sie posiert nackt und ihre erste Bilderserie erschien im „Playboy“. Wer bei den Selbstporträts der österreichischen Fotografin Flora P. allerdings sofort an Erotik denkt, denkt falsch. In erster Linie sind ihre Fotografien Kunst und deshalb in einer Galerie gut aufgehoben. Heute Abend eröffnet eine Ausstellung mit Werken der gebürtigen Grazerin im Art-Café MyToro am Eingang des Gloria-Tunnels.

Galerist Toro ist schon länger begeistert von Flora P.s Arbeit: „Das Faszinierende ist, dass hier eine wunderschöne Frau mit großer sinnlicher Ausstrahlung sich so in Szene setzt, dass sie im Bild aufgeht und ein Teil des Ganzen wird, anstatt der optische Anziehungspunkt zu sein. Dazu gehört großes Können in der Bildkomposition.“

Flora P., Jahrgang 1984, war einst Fotomodell für andere Fotografen. 2009 entschloss sie sich, sich nur noch selbst in Szene zu setzen. Ihre Kenntnisse in Fotografie und Bildästhetik erarbeitete sich Flora P. ebenfalls selbst. Nicht zu übersehen ist allerdings, dass sie bei aller Autodidaktik große Vorbilder, professionelle Kontakte und kompetente Ansprechpartner hatte. Die häufig distanzierte Pose, die Flora P. auf ihren Bildern einnimmt, könnte von Helmut Newton inspiriert sein, wird aber von der Künstlerin weiterentwickelt: Wirken Newtons Modelle schroff, wirkt P. verletzlich. Was bleibt, ist die Distanz: Flora P. wendet sich vom Betrachter ab, zeigt ihm die kalte Schulter, igelt sich in geschlossenen Posen ein, senkt den Blick und scheint stets mit sich selbst beschäftigt. Die Nacktheit unterstreicht die Pose und ist kein Selbstzweck. Kleider würden hier nur ablenken.

Von der plumpen Sexualisierung der öffentlichen Bildsprache distanziert sich Flora P. nicht nur durch ihre Arbeit, sondern auch durch Statements: „Die Aktfotografien stellen kein Objekt der Begierde dar, sondern pure Weiblichkeit“, sagt sie über ihr Werk.

Viele Bilder der aktuellen Serie, die auch in Harburg gezeigt werden, entstanden im Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn und auch die anderen Sebstporträts setzen sich mit Wildheit und Wildtieren auseinander. Die Ausstellung läuft bis zum 30. Januar. Die Vernissage beginnt um 19.30 Uhr.