DB Services hat die Berufsausbildung der Glas- und Gebäudereiniger für Norddeutschland in Harburg zentralisiert

Harburg. Viel hat sich verändert, seit der Harburger Fernbahnhof an der Hannoverschen Straße im Mai 1897 eingeweiht wurde. Qualmende und rußende Dampfzüge gibt es beispielsweise schon lange nicht mehr. Und so stellt sich bei heutiger Betrachtung rasch die Frage, ob die Bahnsteige, die Fußböden der Warteräume oder auch die vielen Glasflächen des Gebäudes jemals schon so gut gepflegt ausgesehen haben können wie seit kurzem.

Der Grund: Die DB Services, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG, bildet ihre Glas- und Gebäudereiniger aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen neuerdings zentral in Harburg aus. „Juniorbahnhof“ wird die zentrale Ausbildungsstätte genannt. Von Harburg aus erledigen Auszubildende und Praktikanten zwar ihre Reinigungsaufträge im gesamten Großraum Hamburg. Aber ihr Hauptquartier, der Harburger Bahnhof, profitiert wegen der Nähe von besonders häufigen Pflegeeinsätzen.

Die Ausbildungsräume sind in Gebäuden auf dem Bahnsteig neu eingerichtet worden. Vier Meister und ein Geselle bilden über drei Ausbildungsjahre rund 30 Lehrlinge aus. Hinzu kommen etwa zehn Praktikanten aus dem Programm „Chance Plus“ der Agentur für Arbeit. Harburg liegt im Zentrum Norddeutschlands. So fiel die Wahl auf den Ausbildungsstandort. Grundsätzlich musste die DB Services ihre bislang über alle Bundesländer verteilte Ausbildung neu ordnen, denn beim bisherigen System schnitten die Lehrlinge bei Prüfungen in Theorie und Praxis meist schlecht ab.

Jürgen Voigt, Gesamtkoordinator der DB Services für die Region Nord und der für Glas- und Gebäudereinigung in der Nordregion zuständige Thomas Köpke entwickelten die zentrale Berufsausbildung „Juniorbahnhof“. Und die wird in Zukunft nicht nur Glas- und Gebäudereiniger auf den Beruf vorbereiten sondern auch einen kaufmännischen Ausbildungsplatz bieten. Voigt: „Das Besondere an unserem Juniorbahnhof ist, dass die Auszubildenden unter Aufsicht der Ausbilder ihre Reinigungsaufträge weitgehend selbstständig planen und organisieren.“ Köpke: „Die Übertragung von Eigenverantwortung stärkt das Interesse an Ausbildung und Beruf. Die Ausbildung ist zudem deutlich vielseitiger als es die Berufsbezeichnung Glas- und Gebäudereiniger beschreibt. Auszubildende können sich je nach Neigung beispielsweise für Pflege- und Reinigungsarbeiten auch als Baum- oder Fassaden-Kletterer spezialisieren.“

Ausbildungsmeister Ramazan Asik kommt täglich per Bahn von Delmenhorst nach Harburg: „Neben Fassaden- oder auch Baumkletterer bilden wir auch den Bereich Schädlingsbekämpfung, Vegetationspflege im öffentlichen Grün oder auch Industriereinigung aus. Auszubildende im zweiten und dritten Lehrjahr übernehmen für Lehrlinge des ersten Lehrjahrs oder für Praktikanten auch anleitende Aufgaben. Wir erkennen dann, welche Lehrlinge später für Führungsaufgaben geeignet sein können. Wir bieten jungen Menschen beste Voraussetzungen nach der Lehre in eine Festanstellung zu kommen.“

Die DB Services beschäftigt in Norddeutschland etwa 300 Mitarbeiter. Reinigungsaufträge werden nicht nur im Bereich der Bahn erledigt, sondern auch für Industrie- und Gewerbekunden, darunter Airbus oder auch Firmen in der Hafencity. Köpke: „Mit dem seit zehn Jahren bestehenden Praktikumsprogramm Chance Plus bieten wir jungen Menschen mit Schulabschluss die Möglichkeit, sich über einen Zeitraum von etwa neun Monaten auf die Berufsausbildung vorzubereiten.“

Die Praktikanten Nick und Finn Kirchenknopf aus Rissen und Marc Tichy aus Poppenbüttel haben ihren ersten Auftrag zu erledigen. Sie müssen Granulat vom Bahnsteig kehren, das wegen Eisglätte ausgestreut worden war. „Man sieht, was man tut“, sagt Nick Kirchenknopf. Die Arbeit mache ihm auch Spaß ergänzt er.

Kevin Meister ist 18 Jahre alt, Auszubildender im zweiten Lehrjahr. Er kommt aus Kiel: „Ich stehe jeden Morgen um zwei Uhr auf und fahre um vier Uhr mit dem Zug nach Harburg. Von 6 bis 14.30 Uhr ist unsere Frühschicht, von 13.30 bis 22 Uhr die Spätschicht.“ Ihm gefällt die Ausbildung gut, weil die Arbeit sehr abwechslungsreich und auch mit sehr viel Technik verbunden ist. Torben Syring, 21, aus Lüneburg ist im dritten Lehrjahr. Er entfernt per Hochdruckreiniger Kaugummis von Treppenstufen. Er will sich als Fassadenkletterer spezialisieren.