Harburger Irish Pub „Old Dubliner“ sammelt einen Monat für den zerstörten Schwester-Pub am Lüneburger Stintmarkt

Harburg. Tony Hudspeth gibt an diesem Sonntagabend den Conferencier. Der große Brite holt einen Musiker nach dem anderen auf die Bühne und verkuppelt sogar einige miteinander. So kommen die Lüneburgerinnen Nele und Sophie ans Mikro, der Ire Aidan Ward, der Argentinier Juan und der Harburger Session-Spezialist Antek Nowacki. Am Ende gibt sich Hudspeth auch noch einmal selbst die Ehre. Ein ganz normaler Abend der offenen Bühne, also? Nicht ganz: An diesem Abend im Harburger Irish Pub werden Spenden gesammelt.

Das Geld geht an den Wirt des abgebrannten Irish Pub am Lüneburger Stintmarkt, Huw Hamilton. Auch der Umsatz aus dem Jägermeister-Verkauf an diesem Tag geht an die „Schwesterkneipe.“ Bis zum Januar soll sich dies zweimal wöchentlich wiederholen. An jedem Mittwoch und Sonntag laden wechselnde Stammmusiker des „Old Dubliner“ jeden, der mitmachen will, zu sich auf die Bühne ein. Jedesmal geht dabei der Hut für Hamilton herum und die Schnapsgläser darf man auf ihn auch erheben.

Diese Serie von Benefizabenden ist das Ergebnis verwobener Lebensgeschichten: Musiker Tony Hudspeth kennt Huw Hamilton sowohl als Wirt, wie auch als Musikerkollegen, für Aidan Ward gilt dasselbe. Die Harburger Irish-Pub-Wirtin Kirsten Czeskleba-Huuck hatte einst im Lüneburger Irish Pub gejobbt. Dort und später auch bei ihr in Harburg trat Hamilton oft als Musiker auf, bevor er den Lüneburger Pub übernahm. Nach dem Feuer ist Hamilton nicht nur seinen Betrieb los. Er und seine Familie wohnten in dem nun zerstörten Fachwerkhaus. Was sie einmal hatten, wurde ein Raub der Flammen.

Tony Hudspeth ist ganz aus Aachen angereist, um für seinen abgebrannten Kumpel zu rocken. „Ich habe Huw 2001 in Dortmund kennengelernt. Normalerweise treffen wir Musiker uns ja selten, weil jeder immer woanders auftritt. Aber an dem Tag hatte ich mir frei genommen, um einen Auftritt in Dortmund am Vorabend mit dem UEFA-Pokalfinale am nächsten Tag im Westfalenstadion zu verbinden. Immerhin spielte Liverpool.“

So kamen der Engländer Hudspeth und der Ire Hamilton zusammen, freundeten sich an und machten von da an viel gemeinsam. Als Huw Hamilton ein paar Jahre später von Paderborn in die Heide zog, besorgte er seinem Freund Tony hier im Norden Auftritte – erst recht, nachdem er den Lüneburger Pub übernahm. „Dabei war das nie ein Verhältnis, wie zwischen Chef und Angestelltem“, sagt Hudspeth, „das rechne ich ihm hoch an.“

Für dieses Wochenende war Hudspeth ohnehin in Harburg gebucht. Spontan bot er über die Facebook-Gruppe, die sich bereits zur Unterstützung Huw Hamiltons gegründet hatte, an, seinem Freund eine seiner Gitarren mitzubringen. Jemand anders antwortete in dem Forum, dass es doch besser sei, ein Benefizkonzert für Hamilton zu organisieren. Musiker genug müssten sich ja finden, denn der Lüneburger Pub bot vielen Auftrittsmöglichkeiten.

„Dann hatten wir die Idee, dass als Riesenveranstaltung von Sonntag auf Montag zu machen, weil Musiker da meistens frei haben“ sagt Hudspeth. „Aber andereseits haben wir an den Tagen frei, weil da so wenig Leute ausgehen. Wir hätten also kaum Spenden sammeln können.“

Mit einigem Hin und Her wurde aus der Idee des einen Benefizkonzertes die einer ganzen Benefiz-Reihe. Mittwochs ist im Harburger Pub sowieso offene Bühne, der Sonntag stand auch zur Verfügung. An beiden Tagen wird jeweils einer der Stamm-Musiker des Irish Pubs die Regie übernehmen, selbst spielen und jeden, der will, auf die Bühne holen.

Kirsten Czeskleba-Huuck liegt die offene Bühne ohnehin am Herzen. Sie ist Witwe von Alfons Czeskleba, dem legendären Wirt der „Tröte“. In dessen Lokal stand die Bühne jederzeit offen und es konnte passieren, dass Harburger Musiker, denen es gerade in den Fingern juckte, kurz vor Mitternacht noch einmal auftauchten und drei bis vier Stücke zum Besten gaben. Künstler, wie Jimmy Cornett oder Dennis Brandau machten dort ihre ersten Gehversuche und sind heute gut im Geschäft.

Jimmy Cornett wird am heutigen Mittwoch Meister der offenen Bühne sein. Mit dabei hat er den Jung-Rocker Dennis Adamus. Wer sonst noch kommt, steht in den Sternen. Auf alle Fälle wird Jimmy Cornett die Leute auf die Bühne bitten. Für den guten Zweck.