In Hamburgs Süden werden neun ESF-Projekte umgesetzt. Vor allem jugendliche Arbeitslose sollen profitieren

Harburg. Im kommenden Jahr startet der neue Förderzeitraum, in dem die Europäische Gemeinschaft ihre Mitgliedsländer bei verschiedenen Arbeitsmarkt-Projekten unterstützt. Aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) werden dann rund 70 Millionen nach Hamburg fließen. Von neun der 40 konkreten Projekte für die Hansestadt profitiert auch der Stadtbezirk Harburg. Aber nur deshalb, weil die Stadt die Kofinanzierung übernimmt.

„50 Prozent der Kosten für die einzelnen ESF-Projekte müssen die Bewerber tragen. Das könnte der Stadtbezirk, dessen zugewiesene Haushaltsmittel in der Regel zweckgebunden sind, also gar nicht leisten“, sagt Karin Helberg-Scheimann, vom Fachamt Sozialraummanagement, die dort Arbeitsmarktkoordinatorin und auch zuständig für alle ESF-Projekte ist. Ohne Kofinanzierung durch Fachbehörden wie die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI), die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) oder die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) würden weit weniger Fördergelder in Harburg ankommen. Zumal alle geförderten Projekte künftig eine Laufzeit von mindestens drei Jahren haben müssen, statt zwölf Monaten wie bisher.

Das Gros der ESF-Projekte soll Bewohnern des Bezirks durch Ausbildung und Qualifizierung bessere Beschäftigungschancen ermöglichen und zugleich Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt abbauen. Förderschwerpunkte sind unter anderen die „Verbesserung des Humankapitals“ und die „Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie soziale Eingliederung“ sowie „Transnationale Maßnahmen".

Ganz konkret wenden sich zum Beispiel die ESF-Projekte „come in” und „GATE“ der GSM Training Integration GmbH an „junge, nicht mehr schulpflichtige Erwachsene unter 25 Jahren, insbesondere aus dem Rechtskreis SGB II mit schlechtem bzw. ohne Schulabschluss“. Geholfen werden soll ihnen zum Beispiel mit Einzelfallberatung, kompetenzförderndem Training und Qualifizierungsmaßnahmen.

Zielgruppe des Gemeinschaftsprojekts „Jugend-Aktiv-Plus“ der Johann-Daniel-Lawaetz-Stiftung und des katholischen Verbands INVIA sind Langzeitarbeitslose, nicht mehr schulpflichtige Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren aus Harburg-Stadt, Heimfeld, Wilstorf, Neugraben-Fischbek und Hausbruch, die ihre schulische oder berufliche Ausbildung vorzeitig abgebrochen haben, mit anderen Regelangeboten aber nicht erreicht werden konnten.

Das Projekt „home support“ der evangelischen Bodelschwingh-Stiftung will jungen Menschen ab 18 Jahren beim Bezug einer eigenen Wohnung und bei der beruflichen Orientierung helfen. Und der Verein Unternehmer ohne Grenzen möchte im Rahmen seines Projekts „Frühstart für Erfolg“ Eltern aus dem Phoenix-Viertel und Neugraben zu Multiplikatoren qualifizieren, die in Einrichtungen der Familienförderung und Kindertagesstätten für präventive Info- und Beratungsangebote wie Dolmetschertätigkeiten, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder die Begleitung bei Arzt- oder Behördengängen eingesetzt werden können. „Die ESF-Projekte sind für den Bezirk von großer sozialer Bedeutung, weil sie Menschen wie schwer vermittelbare Jugendliche, Arbeitslose und Alleinerziehende eine berufliche Perspektive ermöglichen, die sie sonst kaum hätten“, so SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath. Deshalb hoffe er, dass die neun für Harburg relevanten Projekte auch umgesetzt werden.

Das sieht Bezirksamtsleiter Thomas Völsch naturgemäß nicht anders: „Die Möglichkeiten der Förderung aus europäischen Mitteln sind natürlich eine wichtige Ergänzung für den Bezirk. Ohne diese Unterstützung wäre die Realisierung von Projekten wie zum Beispiel dem Hans-Fitze-Haus sehr viel schwieriger zu bewerkstelligen.“

Der 170.000 Euro teure Umbau des Gebäudes im Schippseeviertel unweit der B73 zu einem „Zentrum für die soziale Integration von suchtgefährdeten Menschen" ist übrigens das einzige ESF-Projekt, das vom Bezirk selbst kofinanziert wird. Die Bezirksversammlung bewilligte dafür mit den Stimmen der SPD, FDP, Grünen und Linken 146.500 Euro aus Gestaltungsmitteln des Bezirks. Die CDU hatte sich dem fraktionsübergreifenden Antrag mit Blick auf unabsehbaren Folgekosten für die aufwendige Sanierung des Hauses nicht anschließen wollen.