Schüler aus Südamerika orientierten sich über Jobs und Studium an der TU Harburg

Harburg. Bereits seit dem Kindergarten besucht Isabella Silva die Deutsche Schule Rio de Janeiro, eine Partnerschule der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Deutsche Vorfahren oder Familienangehörige hat sie aber nicht. „Meine Eltern wollten, dass ich eine weitere Sprache lerne“, sagt die 16-jährige Schülerin. Jetzt konnte sie ihr Wissen sogar ganz praktisch anwenden: Bis Ende November weilte sie mit anderen Zehntklässlern zu einer Praktikumswoche in Hannover und Braunschweig. Anschließend reisten Isabella und andere Schüler noch nach Hamburg.

Hier standen vor allem Besuche von Airbus in Finkenwerder und der TU in Hamburg auf dem Programm. Auf dem Campus auf dem Schwarzenberg konnten sich die Schüler aus Rio im DLR_School_Lab unter anderem am beliebten Flugsimulator und zwei weiteren Stationen versuchen.

Seit 2010 ist die Deutsche Schule von Rio de Janeiro regelmäßig zu Gast an der TUHH, um den Schülern verschiedene Berufs- und Studienmöglichkeiten in Deutschland aufzuzeigen. Auch die Deutsche Schule Mexiko und die Deutsche Schule Athen haben die TUHH in diesem Jahr besucht. Handelte es sich bei der Entstehung der deutschen Auslandsschulen noch um Ausgründungen für Botschafter- oder Fachkräftekinder, so sind sie heute vor allem eine gute und beliebte Alternative zu den ortsansässigen Schulen.

„Die Schulen haben ein hervorragendes Bildungsniveau“, sagt Nicole Frei, Referentin für Internationales und Ansprechpartnerin für internationale Schulkontakte. Doch nicht alle 1300 Schülerinnen und Schüler machen nach dem Abschluss der 10. Klasse das deutsche Abitur. Das würde ihnen ermöglichen, ein Studium ohne den Besuch eines Studienkollegs in Deutschland aufzunehmen. Auch Isabella Silva ist eine von ihnen. Sie hat sich für den brasilianischen Abschluss entschieden und möchte hinterher ihren Bachelor in Brasilien machen. „Ich kann mir gut vorstellen nach meinem Abschluss für den Master nach Deutschland zu komme“", sagt sie. „Aber auch andere Länder kämen für mich in Frage.“ Sie interessiere sich für Elektrotechnik oder auch für Öl und Gas.

Anders sieht es bei ihrem Klassenkameraden Nicholas Helmer aus. Der 15-jährige Schüler beginnt ab Februar 2014 mit dem deutschen Abitur. „Die deutsche Schule besuche ich nicht nur wegen der guten Qualität“, sagt er. „Meine Großeltern sind ebenfalls Deutsche, daher haben meine Eltern diese Schule für mich ausgewählt.“ Bereits vier Mal reiste er aus Brasilien nach Europa, meistens um seine Familie zu besuchen, die in Norddeutschland lebt. „Deshalb kann ich mir gut vorstellen auch in Hamburg zu studieren“, sagt Nicholas. Die ingenieurwissenschaftliche Richtung wolle er einschlagen. Deshalb käme ein Studium an der TUHH für ihn in Frage. Für einen speziellen Studiengang habe er sich noch nicht entscheiden können.

„Mit dem deutschen Abitur gelten die Schülerinnen und Schüler von deutschen Auslandsschulen als Bildungsinländer und können ohne weitere Prüfung studieren“, erklärt Nicole Frei. „Absolventen deutscher Auslandsschulen sind für uns deshalb besonders interessant, weil sie auf der einen Seite keine Sprachprobleme und ein hohes Leistungsniveau mitbringen. Und aufgrund ihres kulturellen Hintergrundes können sie einen integrativen Beitrag zum Zusammenleben auf dem Campus leisten“.