Weniger Qualität, mehr Stress: Buchholzer Albert-Einstein-Gymnasiasten protestieren gegen geplante Mehrarbeit für Pädagogen

Buchholz Wenn der niedersächsische Landtag in Hannover in dieser Woche den Haushalt beschließt, ist darin auch ein Posten enthalten, der bei Lehrern und Schülern an Gymnasien für Unmut sorgt: Die Lehrer sollen ab 2014 eine Unterrichtsstunde pro Woche mehr, dann 24,5 Stunden, erteilen. Am Buchholzer Albert-Einstein-Gymnasium haben die 1200 Schüler daher gestern zehn Minuten lang symbolisch gestreikt, um sich mit den Lehrern zu solidarisieren. Nach der großen Pause versammelten sie sich in der Aula um zu sagen „Wir gehen diesen Weg nicht mit“.

Eine Stunde pro Woche Mehrarbeit – das klingt zunächst nach wenig. Doch es hat Folgen, auf die die Schüler bei ihrer Protestaktion aufmerksam machten: „Es kann nicht sein, das unsere Schule ab 2014 keine neuen Lehrer einstellen kann, weil die freien Stellen durch die Mehrbelastung geschluckt werden. Es kann nicht sein, dass wir von Lehrern unterrichtet werden, die nicht die Möglichkeit haben, unseren Unterricht intensiv vorzubereiten, weil ihnen die Zeit dazu genommen wird. Es kann nicht sein, dass unsere Lehrer zusätzlich belastet werden, weil sie dadurch vom stressigen Turbo-Alltag unter G8 immer weniger Abstand gewinnen“, heißt es in der Erklärung der Schülervertretung, die von Alexander Kowalski verlesen wurde.

Die rot-grüne Landesregierung plant zwar, den Bildungsetat kräftig aufzustocken, doch ist damit auch eine Umverteilung verbunden. Auf der einen Seite sollen die Gymnasiallehrer länger arbeiten, auf der anderen Seite bei anderen Schulformen die Ganztagsschulen ausgebaut und die Studiengebühren abgeschafft werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissen (GEW), der Philologenverband und der Verband der Elternräte lehnen die Pläne ab – unter anderem auch, weil 2001 die damalige SPD-geführte Regierung ein Arbeitszeitmodell auf den Weg gebracht hatte, das den Gymnasiallehrern zusicherte, für sofort geleistete Mehrarbeit ihre Wochenstunden ab dem 55. Lebensjahr kürzen zu dürfen. Diese Regelung sei damit hinfällig.

Die Fraktionen von CDU und FDP haben unter dem Titel „So nicht, Rot- Grün!“ mit einem Antrag die Landesregierung aufgefordert, die Pläne fallen zu lassen. Der Kultusausschuss hatte diesen Antrag abgelehnt. „Wir wollen der Kultusministerin Frauke Heiligenstadt unsere Protesterklärung per E-Mail zusenden“, sagt Schülervertreter Alexander Kowalski. Auch zur GEW wollen die Schüler Kontakt aufnehmen. Die Schülervertreter betonten, es gehe ihnen um die Solidarität mit den Lehrern, nicht darum, Unterrichtsausfall zu provozieren.