Eine Glosse von Birgit Jaklitsch

Meine Töchter Mausi, 14, und Motte, 12, wünschen sich Hipster-Klamotten zu Weihnachten. Und weil sie mir nicht zutrauen, dass ich die richtigen Läden für diesen angsagten Stil kenne, bekam ich den töchterlichen Befehl, einen Shop im nahe gelegenen Einkaufszentrum aufzusuchen. Dort stand ich vor dem sogenannten virtuellen Centermanager. Einem Computer, der angeblich jedes Kundenproblem lösen können soll.

Nun bin ich im Umgang mit Computern einigermaßen geübt. Ich drücke „Hauptmenü“. Es erklingt eine weibliche Stimme in Megafon-Lautstärke: „Schön, dass sie bei uns einkaufen wollen. Überlegen sie sich ihren nächsten Schritt.“ Verdutzt sehe ich mich um – niemand da. Da baut sich vor mir auf einer digitalen Leinwand eine mannshohe Anime-Barbie auf. Blond und faltenlos, stemmt sie ihre perfekt manikürten Hände in die viel zu schmalen Hüften. Na dann. Ich drücke „Shopsuche“. „So, Sie suchen einen Shop“, brüllt mich die Blondine an. Die ersten Passanten drehen sich nach mir um.

Einen Lautstärkenregler kann ich leider nicht entdecken. Stattdessen erscheint eine Tastatur. Okay, ich tippe den Namen Tally. Doch statt des T erscheint der Buchstabe G, immer wieder. „Brauchen sie unsere Hilfe“, schreit die Plastikmieze quer durch die Center-Etage. „Nein“, knurre ich und tippe verschiedene Buchstaben, denn irgendwo muss das blöde T ja wohl sein. Auf dem Display steht jetzt so etwas wie „dr pukidonzgrbs“. „So, Sie suchen einen Arzt“, schreit mir Blondie entgegen. „Nee, aber du wirst gleich einen brauchen“, zische ich zurück. Mit hochrotem Kopf drehe ich mich zu den Schaulustigen um. „Die Tastatur hat kein T“, sage ich, „deshalb versteht die mich nicht.“

Milde lächelnd kommt eine ältere Frau auf mich zu. „Wo wollen sie denn hin“, fragt sie mich in dem Ton, in dem sie mich ebenso fragen könnte, ob ich meine Medikamente heute schon genommen habe. „Zu Tally Weijl“, hauche ich erschöpft. Die nette Frau geleitet mich zu meinem Wunschziel. Mein innerer Widerstand ist gebrochen. Ich gebe viel zu viel Geld aus. Mausi und Motte können der nervigen Centermieze danken.