Das Gymnasium in Neu Wulmstorf unterstützt seit zehn Jahren die Kishoju Secondary School in Muleba

Neu Wulmstorf. Plan International und World Vision haben es vorgemacht: Ihre Mitglieder übernehmen Patenschaften für bedürftige Kinder in Entwicklungsländern und ermöglichen ihnen so eine bessere Zukunft, gesunde Ernährung, Zugang zu sauberem Trinkwasser, medizinische Versorgung und Bildung. Was in großem Stil erfolgreich funktioniert, geht auch im Kleinen. Das Gymnasium Neu Wulmstorf unterstützt seit zehn Jahren die Kishoju Secondary School in Muleba (Tansania). Ein wesentlicher Bestandteil der Schulpartnerschaft ist mittlerweile das Patenschaft-Prinzip. Mehr als 70 finanzielle Unterstützer haben sich allein in diesem Jahr daran beteiligt.

Dass das Tansania-Projekt einmal so groß werden würde, damit hat Klaus Fischer nicht gerechnet. Denn der Anfang war ziemlich holprig. 2003 schob der Erdkunde-Lehrer die Partnerschaft an. „Wir haben per Brief Kontakt mit der Schulleitung in Muleba aufgenommen – und geduldig auf eine Antwort gewartet“, erzählt Fischer. Woche um Woche verging, ohne dass etwas passierte. Als die deutschen Kollegen die Idee schließlich schon wieder verwerfen wollten, kam endlich eine Rückmeldung. Die Schulleitung aus Tansania gab grünes Licht.

„Wir hatten ja keine Ahnung, was für ein riesiger Aufwand damit für unsere Freunde in Tansania verbunden war. Der Schulleiter musste alle Behörden bis nach Daressalam runter abklappern und Genehmigungen einholen“, sagt Klaus Fischer. Der Weg zum Ziel war nicht nur sprichwörtlich weit. Denn Muleba liegt am Westufer des Victoriasees in Tansania, etwa 100 Kilometer von Bukoba entfernt – und damit selbst für afrikanische Verhältnisse ziemlich abgelegen. Die Landschaft in der Kagera-Region ist karg. Rote Schotterpisten verbinden die kleinen Dörfer, deren Bewohner häufig als landwirtschaftliche Selbstversorger Bananen, Mais und Bohnen anbauen und Handel untereinander treiben. Die Arbeitslosenquote ist hoch. Viele Jugendlichen verdienen sich ihr Geld als Taxi-Fahrer. Mittlerweile gibt es eine asphaltierte Straße, die sich quer durch das Land zieht. „Dabei ging es aber leider nicht darum, die Infrastruktur zu verbessern, um das Leben der Menschen vor Ort zu vereinfachen. Die Chinesen haben die Straße bauen lassen, damit sie die Bodenschätze schneller aus dem Land bringen können“, erzählt Sybille Schur-Gieselberg.

Die Pädagogin reiste im Oktober an der Seite von Klaus Fischer für zwei Wochen nach Muleba. Anlass für den dritten offiziellen Besuch in Tansania war ein Wechsel an der Spitze der Schule. 2012 übernahm Witness Amos als erste Frau in der Geschichte der Secondary School die Leitung. „Wir wollten sie gern kennenlernen und neue Projekte anschieben“, sagt Klaus Fischer. In den Jahren zuvor hatten sich die Neu Wulmstorfer schon für den Bau eines Wassertanks eingesetzt, Gebäude reparieren lassen, Computer besorgt und von Spendengeldern Schulmaterialien für die Kinder besorgt.

Damit die Jungen und Mädchen auch nach der siebten Klasse die Schule weiter besuchen können, sind sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. „Und deshalb haben wir in Kooperation mit der Schulleiterin die Patenschaften ins Leben gerufen“, erzählt Schur-Gieselberg. Mittlerweile sind 70 Paten in der Kartei – ein neuer Schulrekord. Wer einen Schüler unterstützt, zahlt 80 Euro pro Jahr. So hoch sind die Kosten für das Schulgeld, das die Jungen und Mädchen in Muleba zahlen müssen. Wer eine Patenschaft übernimmt, bekommt eine Bescheinigung mit einem Foto und persönlichen Informationen über den Schüler, der von der Unterstützung profitiert. „Wir versuchen auch, Brieffreundschaften zu vermitteln und den Paten so einen langfristigen Kontakt zu ermöglichen. Das ist aber gar nicht so leicht“, sagt Klaus Fischer.

Manche Schüler seien enttäuscht, wenn sie einen Brief an ihr Patenkind schreiben und keine Antwort bekommen. „Ich versuche ihnen dann zu erklären, dass diese Art der Kommunikation in Tansania einen anderen Stellenwert hat. Es gibt dort eben keine Briefkultur. So etwas muss wachsen“, sagt der Pädagoge. Wer sich mit einer Spende an der Partnerschaft beteiligen oder sich in das Tansania-Projekt einbringen möchte, kann sich per E-Mail unter fischermoisburg@hotmail.com an Klaus Fischer wenden. Das zehnjährige Partnerschafts-Jubiläum will das Kollegium übrigens groß im Sommer feiern. Open-Air mit vielen Projekten wie afrikanisches Kochen, Theater, Trommelmusik und mehr. Für die Neu Wulmstorfer Gymnasiasten ist bereits am Montag, 9. Dezember, ein Informationstag mit Bildern und Berichten aus Muleba geplant.