Mitarbeiter digitalisieren private Aufnahmen. Nächster Aktionstag im Frühjahr geplant

Lüneburg. Danny Kolbe hat einen Wunsch: Senator Reichenbach, wie er Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Auto durch Lüneburg fährt. Danny Kolbe leitet stellvertretend das Lüneburger Stadtarchiv und ist auf der Suche nach alten Filmen aus Privatbesitz.

Sein Wunsch bezüglich Senator Reichenbach ist wohl unerfüllbar, das weiß auch der Archivar. Kolbe erzählt: „Leider hat der Besitzer ihn auf dem Flohmarkt verkauft, beim neuen Besitzer entzündete sich das alte Filmmaterial, weil es falsch gelagert wurde, nun ist das Unikat unwiederbringlich verloren.“ Deswegen rufen Kolbe und seine Kollegin Susanne Altenburger jetzt eindringlich dazu auf, dass möglichst viele Lüneburger ihre alten Filme im Archiv auf DVD brennen lassen.

„Die Filme müssen auch gar nicht 100 Jahre alt sein“, betont Kolbe. Im Gegenteil: Bei den jüngsten Aktionstagen zur Digitalisierung im November hat das Archiv insgesamt 32 neue Filme hinzugewonnen, aus denen Historiker wie Hobby-Forscher Wissenswertes ablesen können. Aufnahmen vom Lüneburger Bahnhof aus dem Jahr 1940 sind ebenso dabei wie „Alltagsszenen und Weihnachten 1968 im Kinderheim Altenbrückertorstraße“ oder auch „Einweihung und Alltag im Jugendzentrum Kaltenmoor“ von 1980.

„Ungefähr jeder zweite Film, den wir erhalten haben, ist archivwürdig, wie es im Fachjargon heißt“, zieht Kolbe Bilanz. Der jüngste Film dokumentiert den Internationalen Hansetag 2012. „Das Archiv ist das Gedächtnis der Stadt. Dazu gehören unbedingt auch die bewegten Bilder. Sie geben ganz andere Einblicke, die Urkunden, Akten, Zeitungen oder auch Fotos eben nicht geben können.“

Doch auch aus Sicht derjenigen, die Filme aus ihrem Unternehmen oder von privaten Anlässen beisteuern können, spreche einiges für die professionelle Archivierung, sagt Altenburger: „Das Stadtarchiv ist mit seinen gesicherten und klimatisierten Räumen der einzige Platz in Lüneburg, wo das Original kompetent und laufend überwacht gelagert werden kann. Der Spender bekommt seinen Film auf DVD und kann sich, sollte die einmal kaputt gehen, jederzeit wieder eine Kopie bei uns besorgen.“ Die Lagerung im Keller oder Abstellraum beschleunige den Zerfall. Die alten Filmmaterialien vernichten sich selbst und können dabei sogar brandgefährlich werden, warnt sie. „Nitratfilme, 1889 bis 1955 gebräuchlich, sind schnell entflammbar. Wenn sie sehr alt sind, können sie sich sogar schon bei weniger als 40 Grad Celsius selbst entzünden.“

Geplant ist eine Aktion am 4. und 5. April, 2014 wird es einen dritten Termin geben, an dem dann auch wieder einige Filmschätze über die Leinwand flimmern. Aber auch abseits von Aktionen freuen sich Danny Kolbe und Susanne Altenburger jederzeit über Angebote von Lüneburg-Filmen für das Archiv. „Ganz viele Amateurfilmer sind unsicher, ob ihre privaten oder Firmen-Filme denn überhaupt interessant sein können für die Allgemeinheit“, sagt Kolbe und liefert die Antwort gleich mit: „Ja, ganz oft sind sie das!“

Auch über finanzielle Spenden freut sich das Archiv. Ein Bild zu digitalisieren, kostet einen Euro. Ein Zehn-Sekunden-Film hat 160 Bilder. Spenden an das Stadtarchiv sind willkommen auf Konto 554 bei der Sparkasse Lüneburg (BLZ 240 501 10) mit dem Verwendungszweck „Spende Stadtarchiv“.

Wer Kontakt zum Archiv aufnehmen möchte, kann das tun per Mail an stadtarchiv@stadt.lueneburg.de oder per Telefon 04131/3093226.