Traum erfüllt: Wie Mannschafts-Olympiasieger Andreas Dibowski und seine Familie auf ihrem Pferdehof in Döhle glücklich wurden

Döhle. Es ist eine Geschichte wie für Hollywood-Filme. Sie handelt von einer Reiter-Equipe, die bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Gold gewinnt und sich plötzlich wegen eines technischen Fehlers einer Reiterin auf Platz vier wieder findet. Doch die Geschichte geht vier Jahre später in Hongkong weiter. Wieder startet eine Mannschaft für Deutschland und erneut gewinnt sie die Vielseitigkeitsprüfung. Beide Male ist Andreas Dibowski mit dabei und beim zweiten Mal kann er das Gold behalten. „Erst auf dem Rückflug ist uns bewusst geworden, was passiert ist“, erinnert sich der Pferdewirtschafts-Meister. „Hatten wir doch 2004 gedacht, dass so eine Chance nie wieder kommt. Jetzt hatten wir bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille erhalten: das größte Glück für einen Sportler.“

Dibowski hat diesen Moment genossen. Er bleibt ihm fürs Leben. Aber Glück haben oder glücklich sein, ist nicht das Gleiche. „Ich bin aber auch ein glücklicher Mensch“, sagt der heute 47-jährige. Seine Frau Susanna, eine Grundschullehrerin, hält ihm den Rücken frei, wenn er sieben Monate im Jahr bei Turnieren unterwegs ist. Gemeinsam haben sie drei Kinder. Die Älteste ist mit ihrem Pony gerade Landesmeisterin in der Vielseitigkeit geworden, seinen älteren Sohn zieht es mit zehn Jahren zum HSV-Fußball. Noch dazu hat es der Profireiter gerade geschafft, erstmals Deutscher Meister im Einzel zu werden. Eine zusätzliche Genugtuung.

Dibowski ist dabei offensichtlich kein Einzelfall. Zufrieden fühlen sich im Kreis Harburg viele Einwohner. So liegen die drei zu Hamburg-Umland-Süd zusammengefassten Kreise Harburg, Stade und Rotenburg nach sechs Regionen in Bayern sowie Osthessen auf Platz acht in Deutschland. Das hat eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap für die ARD bei 50.000 Menschen ergeben. Knapp 400 von ihnen kamen aus dem Süden Hamburgs. Die Umfrage wurde erst im Oktober abgeschlossen. Religiöse Menschen gelten dabei als zufriedener als andere, Katholiken noch stärker als Protestanten. „Wir haben zudem festgestellt, dass junge Menschen glücklicher sind als ältere. Wenn sich Lebensentwürfe nicht realisieren lassen, wird die Stimmung schlechter. Etwa ab 55 Jahren steigt die Zufriedenheit wieder. Offenbar, weil sich das Berufsende nähert“, sagt Richard Hilmer, Geschäftsführer bei Infratest Dimap.

Die Altersgrenze spielt für Dibowski zwar keine Rolle. Die Vorliebe für den Süden Hamburgs kann er aber nachvollziehen. „Hier kann man auf dem Land leben, hat Hamburg in der Nähe und zudem eine gute Anbindung über Autobahnen und Schienenverbindungen.“ Besonders als Pferdeliebhaber sei man in Niedersachsen, noch dazu in der Nähe des Zentrums Luhmühlen gut aufgehoben. Anhaltendes Glück jedoch müsse man sich erarbeiten, versichert Dibowski, der heute Besitzer des 14 Hektar großen Irenenhofs in Döhle am südlichen Zipfel des Kreises Harburg ist. Das entspricht jedenfalls seiner Geschichte.

Der Sohn eines Kapitäns und einer Hausfrau entscheidet sich schon mit 15 Jahren, nach dem Umzug der Familie nach Wohlesbostel, Profireiter zu werden. Seine Eltern unterstützen sein Vorhaben, erwarten aber hohen Einsatz und ein systematisches Vorgehen. „Damit war meine Jugend vorbei. Wenn andere auf Partys gingen oder sich vergnügten, habe ich Reiten geübt. Dies war aber auch der Grundstein für meinen Erfolg“, sagt Dibowski. Nach der Lehre in Hoya bei Verden kommt es dann doch einmal zu einem Kopfscheuen.

Der 21-jährige Pferdewirt geht für ein halbes Jahr in die USA, nach Sacramento (Nord-Kalifornien), um sich über seine Zukunft klar zu werden. Fast selbstverständlich landet er dort wieder in der Pferdebranche, bildet die Tiere für Reiter aus. „Da habe ich gespürt, wo ich hin gehöre, wo meine Wurzeln sind. Ich wollte im Landkreis Harburg leben und dort nicht wieder weg.“ Dibowski kehrt zurück, arbeitet als Pferdewirtschaftsmeister in Buxtehude, von 1995 bis 1997 als Leiter des Zentrums in Luhmühlen und wird schließlich zunächst Pächter des Hofes, der ihm seit 2010 gehört.

Seine Popularität, seine Erfahrungen und seine Erfolge - 2011 und 2013 wird Dibowski Mannschafts-Europameister - kann er heute für seinen Beruf nutzen. Er kauft junge Pferde, bildet sie aus und verkauft sie. „Glück hängt sicher auch mit dem Einkommen zusammen: Finanzielle Not ist ein Stressfaktor“, sagt er und genießt sein Glück vor allem, wenn er im Winter nach den vielen Reisen zur Ruhe kommt. Die Ideen gehen ihm dennoch nicht aus. „Es gibt immer Träume, was sich noch ausbauen lässt. Sonst würde es ja schnell langweilig.“

Neue Ziele gibt es bereits. Die Weltmeisterschaften 2014 in der Normandie und die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. Danach könnte er sich vorstellen, sich vom Leistungssport zurück zu ziehen. Natürlich nicht vom Reiten. Dibowski lächelt wieder dieses Lächeln eines Mannes, der mit sich im Reinen ist. Dann springt er in seinen Wagen, um seine Kinder abzuholen. Er ist mal wieder unterwegs. On Tour. So wie es auch auf dem Rücken seiner Regenjacke steht.