Die Lüneburgerin Katrin Seba hat fünf Jahre für ein neues Holzschwein in der Altstadt gekämpft. Jetzt ist es da

Lüneburg. Die Altstadt hat ihre Sau zurück. Fünf Jahre nach den ersten Bemühungen der Lüneburgerin Katrin Seba steht ein neues Holzschwein in der Gasse nahe der St.-Michaeliskirche – den Vorgänger hatte ein Pilz dahingerafft. Spender haben die Neuanschaffung möglich gemacht.

Die Sage von der Lüneburger Salzsau, sie geht so: Vor mehr als 800 Jahren war um Lüneburg noch eitel Wald und Morast. Da geschah es, dass Jäger einer Wildsau nachgingen; die wälzte sich so recht nach Herzenslust im Schlamm und legte sich dann auf eine trockene Stelle und schlief.

Wie nun die Sonne warm auf die Sau schien, da bildete sich an den schwarzbraunen Borsten eine gar schöne weiße Kruste. Das nahm die Jäger wunder, und sie töteten die Sau. Und da fanden sie, dass es gutes, reines Salz war, das sich an den Borsten der Sau kristallisiert hatte.

Dadurch wurden sie veranlasst, dem Wasser nachzugraben, und sie fanden in der Tiefe die Stelle, wo aus Fels und rotem Ton die Salzquellen hervorsprudelten, die den Ruhm und den Reichtum der Stadt begründeten.

Viele Jahre hat ein Holzschwein in der Oberen Ohlingerstraße mitten in Lüneburgs westlicher Altstadt gestanden, Touristengruppen hielten dort an und ließen sich von Stadtführern oder Nachbarn die Geschichte der Salzsau erzählen. „Die Kinder liebten das Schwein“, sagt Katrin Seba, die zwei Häuser entfernt wohnt. Aber auch die Erwachsenen, wie sie jetzt erlebt hat.

Fünf Jahre lang hat sich die Anwohnerin für die Sanierung der alten Sau und später für eine Neuanschaffung stark gemacht. Auch das Hamburger Abendblatt hat Anfang November 2008 zum ersten Mal berichtet. Ihre Kinder Selja und Johanna haben Gedichte für das Schwein geschrieben, ihm ein Bild gemalt – das Abendblatt druckte alles ab.

Seba selbst sprach mit der Stadtverwaltung – kein Geld. Sie sprach mit Nachbarn und den Wochenmarktbeschickern - und alle spendeten: die Anwohner und der benachbarte Rossschlachter insgesamt 600 Euro, die Marktleute 200 Euro. Doch das Geld reichte immer noch nicht, und schließlich fand Katrin Seba bei der Sparkassenstiftung Lüneburg einen weiteren Geldgeber: 1000 Euro.

Eigentlich sollte die Sau schon zu den Hansetagen im Juni vergangenen Jahres fertig sein – doch der beauftragte Holzbildhauer ließ sich ziemlich lange Zeit mit der Erledigung seines Auftrags. Zu lange, befand Katrin Seba eines Tages – und gab Michael Knüdel aus Bispingen den Job. „Kettensägenkünstler“ steht auf dessen Visitenkarte aus Metall.

Aus einem kräftigen Eichenstamm hat Knüdel Lüneburgs Altstadtkindern ihr Schwein zurückgegeben – und den Erwachsenen. „Die Kleinen haben sich hingehockt, das Schwein gestreichelt und ei, ei gesagt“, erzählt Katrin Seba gerührt. „Aber auch die Erwachsenen aus der Nachbarschaft sind vorbeigekommen und haben sich gefreut wie die Kinder: Endlich ist das Schwein wieder da. Und Bürgermeister Kolle hat beim Tragen geholfen.“

Sie lacht und fügt hinzu: „Und ich dachte, nur ich habe diesen Knall.“ Nein, Katrin ist mit ihrem Knall nicht allein. „Ich bin glücklich, dies ist ein echt freundlicher Keiler.“

Günstiger als der Kollege war Knüdel auch noch – sodass Katrin Seba jetzt 600 Euro übrig hat. Die möchte sie in die Verschönerung des späteren Aufstelleplatzes stecken oder in den Spielplatz, der im Hof der Oberen Ohlingerstraße liegt. Da steht auch die Sau – vorerst.

Denn ihr alter Platz in der Gasse ist noch besetzt, eine Großbaustelle braucht den Raum. Nun hofft die ganze Altstadt, dass ihre Sau im nächsten Sommer wieder an ihrem angestammten Ort direkt an der Straße stehen kann.