Die Apostelgemeinde feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst und Rückblicken

Eißendorf. Die drei Hügelketten und zwei Täler des Eißendorfer Westens haben ihr weltliches Zentrum rund um die Bus-Endhaltestelle Strucksbarg. Ihr geistliches Zentrum liegt etwas abseits davon: Die Apostelkirche am Hainholzweg, von wo aus man einen weiten Blick auf das nördliche der beiden Täler hat. Die Kirche ist nicht sehr alt, kann aber immerhin in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Das gab Anlass zu einer Festwoche voller Rückblicke auf fünf Jahrzehnte.

Im Mittelpunkt stand dabei häufig Pastor Eberhard Pellens. Der promovierte Theologe war die ersten 25 Jahre Hauptpastor der Gemeinde. „Ich habe ja nicht nur die Gemeinde aufgebaut, sondern baute auch die Kirche“, erinnert er sich.

Eberhard Pellens war zuvor Pastor in St. Johannis gewesen und davor in den USA. Als im Zuge des Wirtschaftswunders die Täler der „Eißendorfer Schweiz“ vom Naherholungs- und Forstgebiet zum Wohnquartier wurden, wuchs die alte Eißendorfer Luthergemeinde mehr, als sie bewältigen konnte. Eine neue Gemeinde wurde gegründet und Eberhard Pellens mit ihrem Aufbau beauftragt.

„Das war spannend und schön von null anfangen zu können“, erinnert er sich. Aus den USA hatte er den Missionsgedanken nach Europa mitgebracht und setzte ihn in der Apostelgemeinde um: Statt in der Kirche darauf zu warten, dass die Gläubigen von alleine kommen, ebnet eine missionarische Gemeinde Zweiflern den Weg zum Glauben. Sie heißt jeden willkommen und bietet zahlreiche Möglichkeiten, über Glauben zu sprechen und etwas darüber zu lernen. Die Hauskreise der Apostelgemeinde sind bis heute ein Element der Gemeindearbeit, das die Eißendorfer Kirche charakterisiert.

Der erste Gottesdienst der Apostelgemeinde fand am 7. April 1953 statt. Damals war erst der Gemeindesaal fertig. Die ersten Gemeindeglieder konnten ihre Kirche entstehen sehen. Ein herausragendes Ereignis der Bauphase war die Anlieferung der Glocken: „Die mussten mit dem Kran in den Turmrohbau gehievt werden.“ erinnerte sich Pellens bei einer der Rückschauen während der Festwoche. „Erst danach konnte der Turm fertiggebaut werden.“

Am 2. Advent des Jahres 1963 war die Kirche fertig, und der erste Gottesdienst konnte stattfinden. 25 Jahre lang baute Eberhard Pellens die Gemeinde auf und hegte und pflegte sie. Jugendfahrten und Familienfreizeiten waren ein Gemeinschaft stiftendes Element, Musik ein anderes wichtiges.

Als Eberhard Pellens nach 25 Jahren noch einmal in die USA ging, übernahm Pastor Claus Scheffler die Gemeinde. „Ich fand ein bestelltes Feld", sagt er. „Gleichzeitig war Dr. Pellens aber auch weit weg, so dass ich freie Hand hatte.“

Trotz der freien Hand änderte Scheffler nicht viel – zu gut funktionierte das, was Pellens aufgebaut hatte. Nur die Form des missionarischen Tuns wurde der Zeit angepasst. Mit Claus Scheffler hielten Rock- und Pop-Musik Einzug in die Gemeinde und er führte den „Welcome“-Gottesdienst ein, der mit seiner modernen Lithurgie auch Menschen anspricht, die sonst eher weniger mit Kirche am Hut haben.

Der Erfolg gibt beiden Pastoren recht: Die Gemeinde hat 3500 Mitglieder, davon bringt sich fast jeder zehnte aktiv in die Gemeindearbeit ein. Die Apostelgemeinde hat vier Chöre und drei Bands. Die Band „Kurz vor Hamburg“, die den Welcome-Gottesdienst beschallt, schaffte es sogar mal ins Finale des Nachwuchswettbewerbs der Hamburger Szene-Zeitschrift Oxmox.

Am Sonntag, 8. Dezember feiert die Apostelgemeinde ihr Jubiläum ab 11.00 Uhr mit einem Jubiläumsgottesdienst. Anschließend wird gefeiert, mit Gesang, gemeinsamem Essen und viel Klönschnack, denn das ist ein Erfolgsrezept der Gemeinde – nicht nur beim missionieren.

„Ich habe im Flötenkreis mehr über Erziehung und Kinderkrankheiten gelernt, als aus jedem Buch“, erinnerte sich eine Mutter beim Rückschauabend mit den Pastoren. (xl)