Orkan verschonte weitgehend die Region südlich der Elbe. Deutlich weniger Schäden als befürchtet

Winsen/Harburg/Stade. Was sich bereits am Donnerstagnachmittag abgezeichnet hat, setzte sich in der darauffolgenden Nacht und am Freitag fort: Die Auswirkungen des Orkans Xaver fielen im Landkreis Harburg geringer aus als befürchtet. „Sowohl am Donnerstag als auch in den frühen Morgenstunden kam es zu keinen gravierenden Verkehrsbehinderungen oder größeren Sturmschäden“, teilt die Kreisverwaltung in Winsen mit. Straßendienst, Schülerbeförderung und Müllabfuhr konnten ihre Arbeiten weitgehend ohne größere Verzögerungen verrichten.

Doch es gab Ausnahmen. Bei der Schülerbeförderung nach Hollenstedt, Buchholz und Tostedt kam es am Freitagmorgen aufgrund „zum Teil fehlerhafter Medienberichte vereinzelt zu Missverständnissen“, wie Friedrich Goldschmidt, Leiter des Fachbereichs Ordnung beim Landkreis, erklärt. So wurde in den frühen Morgenstunden übers Radio verbreitet, in Harburg gäbe es ebenso wie im Nachbarlandkreis Stade keinen Schulunterrichtet. Dabei hatte die Winsener Verwaltung um 4 Uhr entschieden, dass der Unterrichtet wieder stattfinden soll.

Davon war auch Susanne Roehse aus Ardestorf in der Gemeinde Neu Wulmstorf ausgegangen, als sie ihren Sohn Leon zum Bus schickte. Der 13-Jährige besucht die IGS in Buchholz und erhielt vom Busfahrer die Ansage, der Unterricht falle aus. Also ging er wieder nach Hause. Als sich dann aber das Gegenteil herausstellte, musste seine Mutter ihn mit dem Auto zur Schule bringen. Ärgerlich sei das Ganze, sagt sie. „Eine klare Ansage wäre mir lieber gewesen.“

Sowohl der Landkreis Harburg als auch das zuständige Busunternehmen KVG entschuldigen sich für das Hin und Her. „Wir haben uns an den frühen Meldungen im Radio orientiert, und als wir merkten, dass die nicht korrekt waren, haben wir sofort reagiert“, erklärt Friedrich Meyer, KVG-Betriebsleiter in Buxtehude. Johannes Freudewald, Pressesprecher des Landkreises, räumt ein, dass die ganze Sache nicht glücklich lief, aber solche Missverständnisse auftreten könnten, wenn jeder Landkreis für sich selbst entscheide.

Insgesamt musste die Feuerwehr wegen des Orkans zu etwa 80 Hilfeleistungseinsätze ausrücken, teilt Kreispressewart Matthias Köhlbrandt mit. Unter anderem sicherte sie in Fliegenberg und Holm-Seppensen Dächer gegen die Sturmböen und kümmerte sich um Bäume, die in Ashausen, Holm-Seppensen und Helmstorf auf Häuser gestürzt waren. Am Abend zogen dann Deichwachen am Elbdeich auf, um die angekündigte Sturmflut im Auge zu behalten. Zu Schäden kam es aber nicht.

Das vermeldet auch der für die Sturmflutlage zuständige regionale Katastrophendienst im Bezirk Harburg. An der Elbe hätten Sandsäcke bereitgelegen, aber die Deiche hielten. Dennoch waren 115 Kräfte im Einsatz, um auf alle Eventualitäten gefasst zu sein.

Auch im Landkreis Stade herrschte große Erleichterung im Landkreis Stade. Xaver konnte den Deichen zwischen Ostemündung und Stadtgrenze Hamburg nichts anhaben. „Behörden, Hilfsorganisationen und Deichverbände waren zudem auch sehr gut vorbereitet“, zieht Landrat Michael Roesberg Bilanz. Xaver hatte seit Donnerstag so gewaltige Wassermassen in die Elbmündung geblasen, dass das Morgenhochwasser bei Stadersand am Freitag rund 3,90 Meter höher als normal auflief. Das Deichvorland und einige Parkplätze standen unter Wasser, Gefahr bestand aber nicht.

Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren und der Polizei im Landkreis Stade waren in der Nacht zu 260 Einsätzen ausgerückt, um vom Orkan entwurzelte Bäume, die auf Straßen und Häuser gestürzt waren, zu entfernen und Sturmschäden zu beheben. Der Sachschaden wird von Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach auf mehrere Hunderttausend Euro beziffert.