Die meisten Asylbewerber sind bisher in Buchholz, Winsen und Seevetal untergebracht

Winsen. Wenn man die aktuelle Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen im Landkreis Harburg verfolgt, könnte der Eindruck entstehen, dass es entweder nur Orte wie Appel und Undeloh gibt, in denen sich die Bevölkerung mit allen Mitteln gegen die Pläne wehrt, oder Orte wie Buchholz und Stelle, in denen eine Willkommenskultur herrscht und Freiwillige den Flüchtlingen helfen. Es gibt aber auch vieles dazwischen. Die Regionalausgabe Harburg & Umland des Hamburger Abendblatts gibt einen Überblick, wie viele Flüchtlinge die Städte und Gemeinden bislang aufgenommen haben und was sie für die Zukunft planen.

Der Kreisverwaltung in Winsen kommt bei dem Ganzen die Rolle des Verteilers zu. Ihr werden die Flüchtlinge vom Land Niedersachsen über einen Schlüssel zugewiesen, sie muss dafür sorgen, dass die Menschen in den zehn Einheits- und Samtgemeinden und zwei Städten unterkommen. Bisher bittet die Verwaltung jede Kommune und auch Privatleute, auf freiwilliger Basis Wohnraum zu melden. Einen landkreisinternen Verteilschlüssel gibt es nicht. Es besteht also permanent die Frage: Wer nimmt wie viele Asylbewerber auf? Und inwieweit ist es im solidarischen Miteinander im Landkreis verträglich, wenn in einer Gemeinde gar keine Flüchtlinge und in anderen sehr viele untergebracht werden?

Derzeit leben etwa 700 Flüchtlinge zwischen Marsch und Heide, bis zum September 2014 werden noch mehr als 500 weitere hinzukommen. 220 der 700 Flüchtlinge können in Buchholz einen Platz finden. Dabei ist die neue Unterkunft am Fischbüttenweg und die übergangsweise genutzte Zivildienstschule, die derzeit noch freie Plätze hat, mit eingerechnet. Winsen kann circa 150 Flüchtlinge in fünf Einrichtungen aufnehmen, ebenfalls 150 sind es in Seevetal, wo bereits eine neu geschaffene Unterkunft in Meckelfeld mit eingerechnet ist.

Die restlichen Gemeinden haben eine kleinere Zahl an Flüchtlingen aufgenommen oder werden sie aufnehmen. In Stelle ist eine Anlage für 57 Menschen in Bau, die Elbmarsch hat 25 aufgenommen, Jesteburg bietet mehr als 40 Platz und Salzhausen mehr als 30 in jeweils kleineren Unterkünften. Neu Wulmstorf liegt bei mehr als 50 Plätzen und Rosengarten ebenfalls bei mehr als 50. Einzig Hollenstedt und Tostedt fallen dagegen stark ab. In Hollenstedt, wo die Mitgliedsgemeinde Appel per Bebauungsplan gegen eine Unterkunft für 30 bis 50 Flüchtlinge einschritt, leben derzeit vier Flüchtlinge, in Tostedt kein einziger.

Die Tostedter Verwaltung hat dem Landkreis allerdings sechs Flächen in Bahnhofsnähe vorgeschlagen, auf denen es denkbar wäre, künftig Asylbewerber in Containeranlagen unterzubringen. Die Gemeinde hat sich bei der Wahl bewusst auf Flächen konzentriert, die maximal einen Kilometer vom Bahnhof und von Geschäften entfernt sind, damit die Flüchtlinge mobil sind. Damit ist es denkbar, dass künftig 50 Flüchtlinge in Tostedt unterkommen.

Auch in Neu Wulmstorf ist es möglich, dass die Gemeinde noch bis zu rund 100 Flüchtlinge mehr aufnimmt. Das ehemalige Seniorenwohnheim „Heideresidenz Zum Voßberg“ an der Bundesstraße 73 ist im Gespräch. Die Verhandlungen laufen aber noch.

Hanstedt plant zentral für 30 Asylbewerber an der Winsener Straße. „Die Unterbringung der Flüchtlinge kann man nicht nur auf die größeren Städte abschieben“, sagt Hanstedts Samtgemeindebürgermeister Olaf Muus. Wichtig sei aber auch, dass die Menschen zentral untergebracht werden und Ärzte und Supermärkte gut erreichen könnten. Für ihn war – nicht zuletzt nach Undeloh – klar, dass Hanstedt „nicht abwarten kann, sondern liefern muss“.

Was das angeht, drückt sich Martina Oertzen, Bürgermeisterin von Seevetal, noch klarer aus. Seevetal sei mit 150 Plätzen gut dabei. „Wenn ich an der Stelle des Landkreises wäre, würde ich von jeder Gemeinde noch eindeutiger erwarten, etwas zu liefern“, sagt sie. Alle Gemeinden müssten bei der Verteilung gleich bedient werden, und wenn nichts mehr geht, könnte der Landkreis ihrer Meinung nach auch Flüchtlinge zuweisen, so Oertzen.

Das allerdings, so Kreissprecher Johannes Freudewald, würde eine völlige Neuordnung des Verteil-Systems bedeuten und müsste politisch diskutiert werden.