Mit Auflösung des BOD im nächsten Jahr sind nur noch vier Knöllchen-Schreiber im Bezirk Harburg unterwegs

Harburg . Harburg wird zum Paradies für Falschparker. Das jedenfalls befürchtet die Polizei in Harburg und Süderelbe. Denn die vier Angestellten der Polizei, die im Bereich der beiden Polizeikommissariate (PK) 46 (Harburg) und 47 (Neugraben) für das Knöllchen-Schreiben zuständig sind, „werden nicht in der Lage sein, die Arbeit, die der Behördliche Ordnungsdienst in den vergangenen Jahren übernommen hatte, aufzufangen. Mit der Zerschlagung des Ordnungsdienstes schaffen wir Freiparken für Harburg“, sagt Horst Niens, Polizeibeamter beim Polizeikommissariat Harburg und Mitglied der Polizeigewerkschaft Hamburg. Auch wenn von offizieller Seite von einer Neuorganisation des Behördlichen Ordnungsdienstes (BOD) gesprochen würde, sagt Horst Niens, hätten diese Pläne die faktische Auflösung des Dienstes zur Folge. Das könne nicht schön geredet werden.

An der dauernden Unterbesetzung der Kommissariate in Harburg und Neugraben, so Niens weiter, habe sich bislang nichts geändert. Nun würden ab 1. Januar, wenn der BOD aufgelöst sei, der Polizei weitere Aufgaben zugemutet, die sie vor allem vor dem Hintergrund der bestehenden Personalengpässe an den Kommissariaten, nicht schaffen könne.

Wie berichtet, sind alle Versuche der Harburger Opposition, die Neuorganisation der Behördlichen Ordnungsdienstes zu stoppen und stattdessen den BOD besser auszurüsten und die Mitarbeiter besser zu schulen, gescheitert. Jetzt befürchtet die Polizei in Harburg eine für sie nicht mehr zu bewältigende Mehrbelastung. „Dass in Hamburg Mitte ein neuer Landesbetrieb auf die Beine gestellt werden soll mit der Aufgabe der Überwachung des öffentlichen Parkraums wird uns hier im Süden wenig nützen. Davon wird bei uns nichts ankommen“, warnt Niens. Zwar würden im kommenden Jahr Polizeischüler die Schulen verlassen und ihren Dienst an den Kommissariaten beginnen. Niens und seine Kollegen rechnen aber nicht damit, dass ihnen mehr als zwei neue Kollegen zugeteilt werden.

Das Problem Falschparken wird in erster Linie den gesamten Innenstadtbereich Harburgs treffen. „Wir haben hier sehr viele Parkverbotszonen und Bereiche, in denen Parkscheine gezogen werden müssen. Für drei Angestellte im Außendienst ist das nicht zu bewältigen“, befürchtet der Polizeibeamte Niens.

Die Gewerkschaft der Polizei sieht nicht nur im Bereich der Überwachung des öffentlichen Parkraums immense Mehrarbeit auf die Kollegen an den Polizeikommissariaten zu kommen. „Der BOD hat zwar keine Polizeiaufgaben, sondern nimmt Ordnungsaufgaben des Bezirks wahr. Wenn es die Kollegen vom BOD aber nicht mehr gibt, dann rufen die Bürger selbstverständlich bei der Polizei an, wenn sie zum Beispiel freilaufende Hunde in den Grünanlagen sehen“, sagt Horst Niens. Sich darum zu kümmern, sei originäre Aufgabe des Bezirks, also des BOD.

Die Beamten müssten solche Vorgänge dann an die entsprechenden Dienststellen bei den Bezirksämtern weiter geben. Nach Dienstschluss der Behörden, an Feiertagen oder Wochenenden, aber bleiben solche Anliegen der Bürger bei der Polizei. „Genauso verhält es sich natürlich, wenn Bürger bei uns anrufen werden und Müll in Parkanlagen melden. Vor allem im Meyers Park sieht es nach einem schönen Sommerwochenende, wenn dort im Freien gegrillt wurde, teilweise sehr übel aus“, sagt Niens.

Der Polizist geht davon aus, dass Bürger künftig solche illegalen Mülldeponien nicht bei irgendwelchen Hotlines der Stadtreinigung melden, sondern zuerst bei der Polizei, wenn der BOD aufgelöst sei und als Ansprechpartner für die Menschen wegfalle. Solche Anrufe, so Niens, seien zwar auch in der Vergangenheit immer wieder bei den Polizeikommissariaten aufgelaufen. Die Kollegen hätten dann aber die Möglichkeit gehabt, die Bürger gleich an den BOD weiter zu leiten.

Nicht zuletzt gibt der Polizist zu bedenken, dass die Mitarbeiter des BOD insbesondere bei älteren Bürgern das subjektive Sicherheitsgefühl doch erheblich gestärkt hätten. „Die Menschen sehen eine blaue Uniform, und allein diese Uniform vermittelt ihnen schon ein sicheres Gefühl, ob in der Uniform nun ein Polizist oder ein Mitarbeiter des BOD steckt, ist dabei eigentlich nur zweitrangig“, sagt Horst Niens.

Künftig werden sich die Polizisten dann auch wieder mit der Überprüfung von Straßenmusikanten und Bettlern im Bezirk beschäftigen müssen. Und sie werden auch wieder ausrücken müssen, wenn irgendwo im Bezirk Autos an den Straßenrand gestellt wurden, die längst abgemeldet sind.

All dieser zusätzliche Arbeitsaufwand, sagt Horst Niens, gehe natürlich auch zu Lasten der eigentlichen Polizeiarbeit, die wegen der dünnen Personaldecke die Kollegen sowieso schon an den Rand der Belastbarkeit bringe.