CDU Handeloh hat Gegenkandidaten für die Wahl des Tostedter Verwaltungschefs gefunden. SPD stellt Reinhard Riepshoff auf

Tostedt. Gestern war für Tostedts Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann so ein Tag, an dem er mal wieder einen Haken machen konnte. Parkhaus eröffnet, Haken ran. Berufspendler können jetzt in der Anlage mit insgesamt 150 Stellplätzen kostenlos parken, bevor sie in die Bahn steigen. Der Nerventerror der Parkplatzsuche ist vorbei, die Autofahrer können entspannter in den Tag starten.

Entspannt zu bleiben, dürfte für Bostelmann hingegen in diesen Tagen ein Kraftakt sein. Der Grund dafür sind seine Parteikollegen aus Handeloh. Die CDU hatten per Anzeige nach einem Gegenkandidaten für die Samtgemeindebürgermeisterwahl gesucht, der es mit Dirk Bostelmann aufnimmt.

Die Suche gestaltete sich zunächst schwierig. Doch jetzt kurz vor der Versammlung der beiden Ortsverbände Handeloh und Tostedt am Montag, 2. Dezember, kann die CDU Handeloh tatsächlich mit einem Kandidaten auftrumpfen. Die Handeloher machen es spannend. Um wen es sich handelt, wollen sie vor der Versammlung nicht verraten. Nur so viel sagte Ursula Alexander, Vorsitzende der CDU Handeloh: „Er überzeugt mit Fachkompetenz und Persönlichkeit.“ Der Kandidat ist ein ausgebildeter Verwaltungsfachmann und das freut die Handeloher ganz besonders. Überschuldeter Haushalt, wachsende Anforderungen – da müsse ein Profi ran, sagte Iris Gronert, stellvertretende Vorsitzende der CDU Handeloh.

Inwieweit der Kandidat auch den Tostedter Ortsverein überzeugt, bleibt abzuwarten. Der Tostedter Verband spielt eine wichtige Rolle, da seine Zahl der Mitglieder die der Handeloher CDU um ein Vielfaches übersteigt. Dass die Tostedter CDU sich bereits deutlich für Dirk Bostelmann ausgesprochen hat, dürfte die Nominierung nicht leichter machen. Ursula Alexander aber sagt: „Mittlerweile haben viele Tostedter Kollegen der CDU erkannt, dass der Zeitpunkt zum Wechsel gekommen ist.“

Warum aber wagen die Handeloher diesen Alleingang und distanzieren sich so deutlich vom Samtgemeindebürgermeister? Ursula Alexander schweigt sich über die Gründe aus. „Das hat nichts mit Waschen schmutziger Wäsche zu tun“, sagte sie. Sie führt an, dass sich die CDU Handeloh einen jüngeren Kandidaten gewünscht habe.

Eines ist offensichtlich: Die Handeloher sind unzufrieden mit Bostelmanns Arbeit, wollen aber auch da keine Einzelheiten nennen. Hört man sich im Kreise der Tostedter CDU um, werden immer zwei Konflikte aus der Vergangenheit ins Feld geführt: Die Schließung des Gemeindebüros in Handeloh und der Wunsch, ein Planetarium in dem Ort zu errichten, dem der Samtgemeinderat aber nicht nachkam.

Die Außenstelle der Verwaltung in Handeloh wurde aus finanziellen Gründen geschlossen. „Es war meine Pflicht darauf hinzuweisen, dass sie unwirtschaftlich war“, sagt Dirk Bostelmann. Der Rat legte damals kein Veto ein. Auch das gewünschte Planetarium scheiterte aus wirtschaftlichen Gründen. Dass genügend Besucher ein Planetarium in Handeloh aufgesucht hätten, damit es sich rechnete, bezweifelte die Mehrheit des Samtgemeinderats.

Wollen die Handeloher es nun also den Tostedtern heimzahlen? Nein, das sei nicht der Grund. Das haben sie zumindest gegenüber dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Rolf Aldag erklärt. „Mich verwundert es mehr als es mich stört“, sagte er dazu. Ungewöhnlich findet Bostelmann das Vorgehen der Handeloher. Er sagt, er habe ihnen mehrfach Gesprächsangebote unterbreitet. Ohne Erfolg. „Ich bin erstaunt, dass keiner mit mir redet“, sagte er.

Doch nicht nur die CDU Handeloh setzt den Samtgemeindebürgermeister unter Druck. Es gibt gleich von mehreren Seiten Konkurrenz. Klar ist, dass die SPD Reinhard Riepshoff aufstellt. In ihrer Mitgliederversammlung haben die Sozialdemokraten ihn einstimmig gewählt. Für Riepshoff ist bereits klar, auf welche Themen er im Wahlkampf setzen will: auf die Bürgerbeteiligung. Er verspricht den Tostedtern, dass sie mehr Einfluss nehmen können als bisher.

Auch Tamara Boos-Wagner aus Tostedt denkt darüber nach, zu kandidieren. Sie war eine der Hauptfiguren, die im Sommer das Bürgerbegehren gegen den Neubau der Kita Dieckhofstraße angeschoben hatte. Auch wenn die Bürgerinitiative am Ende erfolglos war, hat sie doch die Verwaltung empfindlich getroffen. Wenn Boos-Wagner es mit Bostelmann aufnehmen wird, dann parteilos. Sie ist im Oktober aus der SPD ausgetreten.

Dann ist da noch Peter Dörsam von den Grünen, der regelmäßig massiv Kritik an Bostelmanns Arbeit übt, und in der Samtgemeindeverwaltung fast so etwas wie eine Persona non grata ist. Er macht eine Kandidatur von der Entscheidung der CDU am Montag abhängig. Nominieren die beiden CDU-Verbände Bostelmann, tritt er gegen ihn an. „Bei Bostelmann läuft so viel schief, dass seine Amtszeit beendet werden muss“, sagte Dörsam. Stellt die CDU den auf, den die Handeloher ins Spiel bringen, wollen sich die Grünen den genau angucken und schließen nicht aus, diesen zu unterstützen.

Was Bostelmann selbst betrifft, so räumt er zwar Fehler ein, aber er gibt sich selbstbewusst: „Ich habe sicherlich nicht alles richtig gemacht, aber auch ganz schön wenig falsch gemacht.“