Am Harburger Theater spielt Peter Bause einen Schauspieler, der als Hitler-Darsteller berühmt ist. Im Interview erklärt der Publikumsliebling seine Rolle

Harburg. Eitel und egomanisch erörtern drei Schauspieler vor dem Auftritt in einer Talkshow, wer von ihnen den besten Adolf Hitler gegeben hat. Theresia Walsers Theaterstück „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ ist eine Satire auf Eitelkeiten in der Film- und Theaterwelt. Am 4. Dezember hat es Premiere am Harburger Theater. Einen der prahlerischen Selbstdarsteller spielt der Berliner Schauspieler Peter Bause. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagt der 71 Jahre alte Publikumsliebling, warum das Monstrum Hitler in keinen Spielfilm gehört und warum er im echten Leben vor Proben nicht mit Kollegen schwadroniert.

Hamburger Abendblatt:

„In ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ spielen sie den fiktiven Schauspieler „Franz Prächtel“, einen Spezialisten für Rollen von Nazigrößen. Beschreiben Sie uns bitte Ihre Rolle.

Peter Bause:

Dass gleich drei Darsteller, die Hitler oder Goebbels gespielt haben und dadurch bekannt geworden sind, aufeinandertreffen, ist ja nur ein genialer Hebel von Theresia Walser, sich über Schauspieler auszulassen. Alle drei stammen aus verschiedenen Generationen. Ich spiele einen berühmten Schauspieler reifen Alters, der darauf besteht, dass man seine Rolle so ausfüllt, wie es sich der Autor gedacht hat. Ich persönlich bin auch der Auffassung, dass Regisseure nicht alles so durch den Fleischwolf drehen müssen, dass man sich am Ende an den Kopf greift.

Wie gelingt es einem Schauspieler denn, Hitler gut zu spielen?

Bause:

Das kann ich nicht beantworten. Entweder man spielt ihn so wie Helge Schneider in Dani Levys Satire „Mein Führer“ oder wie der Übervater der Hitler-Darsteller, Bruno Ganz. Ich bin der Meinung, die Figur Adolf Hitler gehört überhaupt nicht in einen Spielfilm. Mir reichen Dokumentationen über die unfassbar schrecklichen Dinge, die in Hitlers Namen verübt worden sind.

Sie haben King Lear und Mackie Messer gespielt. Jetzt einen Spezialisten für die Rollen von Nazi-Größen. Wer von denen ist böser?

Bause:

Brechts Mackie Messer zeigt ja noch Optimismus, was ein guter Zug ist. Dem fiktiven Schauspieler Franz Prächtel, den ich am Theater spiele, kann ich bis zu einem gewissen Grad folgen, aber nicht bis zum Ende.

In den Stück „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ entbrennt ein Wettstreit zwischen drei Schauspielern, als sie gemeinsam auf ihren Auftritt warten. Worüber sprechen Schauspieler im wirklichen Leben, wenn sie backstage aufeinander treffen?

Bause:

Am besten über gar nichts. Vor Proben sollte ein Schauspieler sich konzentrieren und nicht unbedingt mit Kollegen schwadronieren. Nichts bedeutet mehr vergeudete Zeit als Gespräche vor den Proben. Proben sind wertvolle Findungsprozesse, und deshalb sollte die Zeit dafür nicht totgequatscht werden.

In Theresia Walsers Stück geht es um Eitelkeiten von Schauspielern. Welche Eitelkeit haben Sie an sich entdeckt?

Bause:

Theater ist in gewisser Weise uneitler als Film. Als Schauspieler am Theater muss man zusammen mit anderen im Ensemble ein Ergebnis bringen. Sonst bekommt man schnell zu hören: „Geh’ mal zu Hause üben!“ Und das jedenfalls hat noch nie jemand zu mir gesagt.

In Ihrem Erinnerungen „Man stirbt doch nicht im dritten Akt“ haben Sie sich über die Qualität des Fernsehens beklagt. Das Buch ist im Jahr 2011 erschienen. Hat sich seitdem ihr Urteil über das Fernsehen verändert?

Bause:

Meine Äußerungen über das Fernsehen bilden ja nur einen Randaspekt in den Betrachtungen über mein Schauspielerleben. Sie haben vermutlich Beachtung gefunden, weil das Fernsehen in Deutschland eine dominante Rolle spielt. Ich habe kritisiert, dass Schauspieler beim Fernsehen in der Regel auf eine Rolle festgelegt zu sein scheinen. Ich sehe auch immer nur dieselben Kollegen. Das erregt mich ein wenig.

Beim Publikum am Harburger Theater sind Sie sehr beliebt. Welche Erinnerung haben Sie an Harburg?

Bause:

Meine Spielweise ist offenbar das, was dem Publikum dort gefällt. Ich habe nur gute Erinnerungen an Harburg. Ich habe dort einen Brecht-Abend gemacht. Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit Jugendlichen über den Beruf des Schauspielers, das der Verein Freundeskreis Harburger Theater organisiert hat. Das war fantastisch.

„Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ von Theresia Walser wird vom 4. bis 22. Dezember am Harburger Theater, Museumsplatz 3, aufgeführt. Karten gibt es unter der Telefonummner 040/428 713 604. Sie kosten 16 bis 32 Euro.