Wegen Terminüberschreitung ist nun auch der Schwimmkran „Enak“ nicht mehr da. Eine Katastrophe für Werftbetrieb

Harburg. Schlechte Nachrichten von der Harburger Hafenschleuse, die für den verbesserten Hochwasserschutz in Hamburg von 7,20 Meter auf 8,60 Meter Normalnull (NN) erhöht wird und wegen des Ausbaus beider Schleusentore seit Mitte Oktober für die Schiffahrt zwischen dem Harburger Binnenhafen und der Süderelbe komplett gesperrt ist. Die für den Schleusenumbau zuständige Hafenverwaltung Hamburtg Port Authority (HPA) meldete gestern, dass der für Mitte Dezember angekündigte Termin für die Öffnung der Schleuse aus unterschiedlichen Gründen nicht eingehalten werden kann. Nun gibt es nur eine vage Ansage, wann denn der neue Termin sein wird. „Es wird im Januar in der zweiten Monatshälfte sein“, sagt HPA Sprecherin Sinje Pangritz.

Die Verzögerung der Schleusenöffnung um voraussichtlich mehr als einen Monat bringt nun insbesondere die Jöhnk Werft im Binnenhafen in arge Bedrängnis. Werftinhaber Rudolf Sommerfeld und sein Sohn Simon, der den gut 25 Mitarbeiter zählenden Werftbetrieb leitet, sprechen von einer wirtschaftlichen Katastrophe. Rudolf Sommerfeld: „Wir haben unseren Betrieb auf die Schleusensperrzeit bis Mitte Dezember eingestellt. Bis dahin bauen viele unsere Mitarbeiter auch ihre Überstunden ab oder ihren Urlaub. Wenn wir danach nicht arbeiten können, müssten wir die Mitarbeiter für einen Monat in Kurzarbeit schicken. Das bedeutet weniger Geld. Das möchte ich gerade zur Weihnachtszeit niemandem zumuten. Wir haben auf der Werft bis Mitte Dezember zwei größere Schiffsreparaturen abgearbeitet. Die Kunden wollen mit den Schiffen dann wieder auf Fahrt gehen und haben ihrerseits Termine einzuhalten. Außerdem haben wir bis Mitte Dezember für das Floating Home-Projekt zwei weitere Wohnschiffe fertiggestellt, die nach Hamburg geschleppt werden sollen. Ebenso haben wir ab Mitte Dezember wieder neue Reparaturaufträge für die Werft. Allein bis Mitte Januar sind etwa 20 Aufträge angenommen. Wer ersetzt uns den Schaden?

Dipl. Ing. Rainer Lilje, Projektleiter bei HPA für den Schleusenumbau, sagt: „Wir bemühen uns, die Probleme für den Werftbetrieb so gering wie möglich zu halten. Aber wir können auch nicht zaubern.“ Eine Kette technischer Probleme habe zu der erneuten Terminverschiebung geführt. Nach dem Ausbau des zur Süderelbe gelegenen Außentors der Schleuse Anfang Oktober per Schwimmkran und dem Ausbau des zum Hafen gelegenen Binnentor eine Woche später per Telekran waren unter der gut 40 Jahre alten Korrosionsschutzschicht starke Rostschäden festgestellt worden. Lilje: „Die Schäden waren vorher nicht erkennbar.“

Mit Sonderschichten und erhöhtem Personaleinsatz von zehn Beschäftigten wurde der Rost abgeschliffen. Ersatzweise wurde auch neuer Stahl aufgeschweißt. Bei der Demontage der Tore war auch festgestellt worden, dass bewegliche Teile wie Exzenter und Federtöpfe festgerostet waren. Die Teile sind von Stahlbaufirmen inzwischen neu angefertigt worden. Derzeit wird noch am neuen Korrosionsschutz für das in drei Teile zerlegte Binnentor gearbeitet.

Weil das Binnentor nicht - wie vorgesehen - in diesen Tagen wieder eingebaut werden kann sondern voraussichtlich erst Ende Dezember, kann auch das Außentor zur Elbe nicht termingerecht eingebaut werden. Und das bringt die Projektplanung nun total in Not, denn für den Einbau des Außentores ist wieder der Schwimmkran „Enak“ der Bugsier-Reederei notwendig. Dessen Terminplan ist aber auch gut gefüllt. Er hat demnächst einen Auftrag in England zu erledigen, und wann er zurück nach Hamburg kommt, war bis gestern von HPA nicht in Erfahrung zu bringen. HPA-Sprecherin Sinje Pangritz: „Deshalb können wir auch noch keinen festen Termin für die Öffnung der Schleuse nennen.“

Lilje: „Nur dieser Kran, von dessen Bauart es auf der Welt nur etwa drei gibt, ist in der Lage, das Tor von Land in die Außentorkammer zu hieven.“ Nach dem Aufbau auf 8,60 Meter Höhe ist das Tor von 155 auf 170 Tonnen zudem noch deutlich schwerer geworden. Auf der Seite des Außentores besteht keine Möglichkeit, einen Telekran einzusetzen. Das Binnentor kann per Telekran in drei Segmenten von 40, 50 und 80 Tonnen in die Binnentorkammer gehoben und dort laut Lilje mit 1600 Schrauben zusammengeschraubt werden. Anschließend erfolgt in der Kammer auch der abschließende Korrosionsschutz.

Der Umbau der Hafenschleuse für den Hochwasserschutz sollte ursprünglich Mitte 2011 beginnen und drei Sperrzeiten haben. Wegen Widerspruchs der etwa 40 Hafenbetriebe wurde neu geplant. So war im Juni 2012 Baubeginn mit nur noch zwei Sperrzeiten. Es folgten noch Terminverschiebungen wegen eines festgestellten Schadens am Unterbau des Binnenschleusentores. Erfreulich: Alle sonstigen Arbeiten der Schleusenerhöhung sind inzwischen fast fertiggestellt.