Erst die Sylter Salatfrische, jetzt ein Bauernhof: Thomas Hauschild plant eine Alternative zur Massenproduktion

Neu Wulmstorf. Schweine und Hühner auf Hochleistung getrimmt. Kühe, die ihr ganzes Leben im Stall verbringen und niemals erfahren, wie sich ein Weidenboden anfühlt. Schlachten am Fließband. In der Landwirtschaft gibt es längst eine Abkehr von der bäuerlichen Tierhaltung hin zur industriellen Massenproduktion. Thomas Hauschild will dem etwas entgegensetzen. Der Neu Wulmstorfer plant auf dem 46.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Wulmstorfer Straße 75 einen landwirtschaftlichen Betrieb verknüpft mit Gastronomie und Erlebniswelt.

Der Rat der Gemeinde Neu Wulmstorf befasst sich morgen in der Sitzung, 19.30 Uhr, im Ratssaal, Bahnhofstraße 39, in Neu Wulmstorf mit dem Thema. Damit Hauschild sein Konzept umsetzen kann, ist eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig. Das brachliegende Areal des früheren Betonwerks Hupfeld ist bislang als Sondergebiet ausgewiesen. Alle Seiten signalisierten Zustimmung: die Verwaltung, die Politik und auch die benachbarten Schützen und der TVV Neu Wulmstorf.

Das Grundstück an der Wulmstorfer Straße gehört Hauschild zwar noch nicht, aber die Verhandlungen sind so gut wie abgeschlossen. Kern des Konzepts ist ein Hof mit Café und einfacher Gastronomie als Gegenpol zu seinem 0edlen Dorfkrug verknüpft mit Lesungen, Musik und anderen Events. Auch eine Bäckerei ist angedacht, und in einem weiteren Gebäude will der Unternehmer Kindern die Landwirtschaft näherbringen – vom Anbau über die Ernte bis zur Verarbeitung. Der hintere Teil des Hofs ist für das private Wohnhaus Hauschilds vorgesehen.

Rustikal und nett soll es sein. Die Gäste sollen etwas erleben und draußen sitzen können. „Ich sehe da Feuer, das Derbe, die frische Luft“, sagt Thomas Hauschild. Wenn er über sein neues Konzept spricht, benutzt er Begriffe wie Ursprung, Entschleunigung, Erdung. Der Mann will zurück. Zurück zum Handwerk, zurück zum Tier. „Es ist doch eigentlich völlig krank, wenn mehrere Tausend Tiere in einen Stall gepfercht werden“, sagt er.

Er weiß aber, dass oft das Geld fehlt, um sich der industriellen Produktion zu entziehen. Daher liegt es ihm auch fern, die Landwirte zu verurteilen. Auch wenn er die Welt nicht ganz retten kann, so will er doch versuchen, sie etwas besser zu machen. Er kann es sich leisten. Die Sylter Salatfrische ist Deutschlands meistverkaufte Salatsauce. Hauschild hat zudem die Produktpalette zum Rote Grütze und Vanillesauce sowie Tomatensauce erweitert.

Für einen gelernten Koch wie ihn, der für gutes Essen arbeitet und lebt, liegt es nahe, dass er sich Gedanken über die Tierhaltung macht. Auch in der Sylter Salatfrische sind nicht die sonst für ein Convenience-Produkt so üblichen Zusatz- und Konservierungsstoffe, Konzentrate und Geschmacksverstärker zu finden. Sein Plan ist, in jedem Fall Charolais-Rinder für den Hof zu züchten. Im Freien. Dafür hat Hauschild eine 255.000 Quadratmeter Fläche westlich des Moorwegs erworben. Die Rinder sind zurzeit noch im Moor untergebracht, werden aber künftig auf den Wiesen angesiedelt. Die Zäune sind schon gezogen. Aber auch Schweine, Hühner und Gänse sieht Hauschild da schon vor seinem inneren Auge. Es soll ein romantischer, aber moderner Bauernhof werden. Hauschild will eine Brücke schlagen. „Es müssen ja nicht immer ganz billige oder ganz teure Lebensmittel sein“, sagt er. Er hofft, dass sich am Ende Nachahmer für seinen Weg der Mitte finden.