Der Moorburger August Ernst erhielt das Bundesverdienstkreuz. Der Unternehmer, Feuerwehrmann und Schützenbruder hat viele gute Taten vollbracht

Moorburg. Am Hamburger Rathaus wehte eine Fahne mit dem Moorburger Wappen. Das passte, denn im Rathaus erhielt der Moorburger August Ernst von Innensenator Michael Neumann das Bundesverdienstkreuz am Bande. In Ländern mit Königen heißt diese Stufe der Staatsauszeichnung noch Ritterschlag. „Ich war schon ziemlich stolz, als ich die Fahne sah“, sagt Ernst.

August Ernst ist ein Moorburger Jung’ durch und durch und das nun schon seit 86 Jahren. Er ist außerdem Feuerwehrmann, Fuhrunternehmer, Schützenbruder und immer zur Stelle, wenn irgendwo Hilfe benötigt wird. Für das Bundesverdienstkreuz wurde er für alle diese Aspekte seines Lebens vorgeschlagen, und zwar von mehreren Personen gleichzeitig.

Das Kreuz erhielt August Ernst, weil er nicht nur großzügig, sondern immer auch tatkräftig half, wo Not am Mann war. Wenn irgendwo etwas benötigt wurde, half er nicht nur, es zu bezahlen, meistens wurde es auch mit einem seiner Lastwagen geliefert und er lud es persönlich ab. „Erst habe ich mich gefragt, wofür ausgerechnet ich das Verdienstkreuz haben soll“, sagt Ernst. „Dann haben die Leute alles aufgezählt, wofür sie mich ehren wollten, und ich habe gemerkt, dass da über die Jahre wohl einiges zusammengekommen ist.“

Sein Fuhrunternehmen führte August Ernst in der dritten Generation, bevor er den Chefsessel vor 15 Jahren seinem Sohn überließ. In den 50 Jahren davor hatte er aus einem dörflichen Familienbetrieb ein Unternehmen gebaut, für das mittlerweile 80 Lkw jeden Tag unterwegs sind. Als Seniorchef wird August Ernst immer noch gerne um Rat gefragt.

Das Fahren hatte der junge August schon als Kind geübt: „Einige Kutscher ließen mich auf dem Rückweg von ihren Touren für kurze Strecken auf den Bock“, sagt er. So machte der junge August schon mit 14 den Pkw-Führerschein, und mit 16 durfte er Lkw führen. Das kam ihm wenig später gut zu Pass, denn es ersparte ihm die kurze Heldenkarriere beim Volkssturm. Er war im Reichsarbeitsdienst wohl wertvoller denn als Kanonenfutter.

Als Jugendlicher kam August Ernst auch zum ersten Mal mit der Feuerwehr in Berührung. „Ich hatte die Wahl“, erinnert er sich: „HJ-Feuerwehr-Abteilung oder richtige Hitlerjugend – und ein richtiger Hitlerjunge wollte ich ja nicht werden.“ Außerdem war sein Onkel Karl schon bei der Feuerwehr und holte ihn dorthin. Mit 18 trat er in den elterlichen Fuhrbetrieb ein. „Das war gleich nach dem Krieg. Lkw hatten wir keine mehr. Ich fing wieder auf einem Pferdefuhrwerk an.“

Die Anfangszeit war hart: Morgens um fünf mussten die Pferde gefüttert werden, danach ging es auf Tour. Abends und am Wochenende half August Ernst, Bombentrichter zu verfüllen. „Unseren ersten Laster bekamen wir dann von der Militärregierung. Die Bedingung war, dass wir morgens die Schwedenspeisung auslieferten. Das waren Eintöpfe aus Lebensmittelspenden. Danach durften wir den Laster für unser Fuhrgeschäft benutzen“, erinnert er sich.

Mit dem Wagen war die Spedition auch bestens gerüstet, als die Wirtschaft wieder in Schwung kam. So brachte er ungefähr eine Million Trümmersteine von Rothenburgsort nach Waltershof, wo die Siedler sich daraus Häuser bauten. Die Siedlung stand nicht lange: 1962 stark von der Flut betroffen, wurde sie geräumt und hier entstand Hamburgs erster Containerterminal. Der Baustofftransport blieb jedoch bis heute das Fachgebiet der Spedition Ernst. Als das Behindertenheim in Neuenfelde dringend Kies und Schotter für sein Außengelände benötigte, brachte Ernst diesen persönlich vorbei.

Schon früh konnte August Ernst sich einen Pkw leisten: einen gebrauchten Opel P4. Der tat ihm einmal einen besonders guten Dienst: „Weil ich ein Auto hatte, hatte ein Freund mir an einem Wochenende vorgeschlagen, mal weiter wegzufahren: nach Lindhorst. Dort hatte die Dorfjugend Maskerade.“ August Ernst fuhr hin – und verguckte sich in die Landwirtschaftsauszubildende Ilse Sievers. Die ist jetzt seit 54 Jahren Frau Ernst.

Zusammen haben die beiden zwei Kinder: Heinz-August Ernst und Beate Ovens-Ernst. Heinz-August leitet den Fuhrbetrieb nun in der vierten Generation, mit August Ernsts Enkel Timo steht die fünfte Generation in den Startlöchern.

August und Ilse Ernst lieben es, gemeinsam zu wandern. Unter anderem haben sie den europäischen Fernwanderweg E1 von Flensburg bis Genua etappenweise abgelaufen.

In Feuerwehrkreisen ist August Ernst in ganz Deutschland als Stifter des nach ihm benannten Jugendfeuerwehr-Pokals bekannt. Der wird im Wechsel alle zwei Jahre bundesweit und alle zwei Jahre nur in Hamburg ausgetragen. Im Moorburger Schützenverein sind die Ernsts eine Dynastie. August Ernst war zweimal Schützenkönig, ein Sohn einmal. August Ernst ist auch in der Harburger Schützengilde aktiv. Und unterstützt beide Vereine, wie es seine Art ist: großzügig und tatkräftig.

Eckard Mißfeld, stellvertretender Präsident des Hamburger Schützenverbandes, zählte deshalb zu denen, die Ernst für das Verdienstkreuz vorschlugen; ebenso, wie Hermann Jonas, lange Zeit Chef der Freiwilligen Feuerwehren im Hamburger Süden. Dazu kamen noch der ehemalige Harburger Bezirksamtsleiter Helmuth Rahloff sowie einige andere. Und wenn so viel Leute sich für einen Moorburger einsetzen, kann es eben auch passieren, dass am Hamburger Rathaus das Moorburger Wappen flattert.