In der Stadt gibt es 64 schützenswerte Objekte. Doch da sie größtenteils Privatleuten gehören, ist der Einfluss gering

Buchholz. Die Stadt Buchholz besitzt 64 anerkannte Baudenkmäler. Wie eine Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen kürzlich ergeben hat, ist diese Zahl bereits nach einer Begehung Ende der 80er-Jahre festgestellt worden. „Damals hatte das niedersächsische Institut für Denkmalpflege den Auftrag erteilt, die Denkmäler in den Städten und Gemeinden zu katalogisieren“, sagt Peter Kaufhold, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung im Buchholzer Rathaus. Zuvor war kaum bekannt, welche Bauten in Buchholz zu den schützenswerten zählen und wo genau sie stehen. Im Zuge des integrierten Stadtentwicklungskonzepts ist die Verwaltung derzeit außerdem dabei, die Liste als Übersicht aufzubereiten.

„Nur weil ein Gebäude alt ist, wird es aber nicht automatisch ein Baudenkmal“, stellt Kaufhold klar. Vielmehr gehe es darum, ob etwas aus künstlerischer, geschichtlicher, wissenschaftlicher oder städtebaulicher Sicht von Bedeutung sei. Öffentlich über Denkmalschutz diskutiert hat Buchholz aber auch trotz der Katalogisierung so gut wie nie. Einer der Gründe dürfte sein, dass die Denkmäler fast ausschließlich Privatleuten gehören. Die Pauluskirche an der Breiten Straße und Teile des Buchholzer Rathauses sind einige der wenigen Ausnahmen, die nicht in privater Hand sind und noch dazu in der Kernstadt stehen. Zum Großteil befinden sich die Denkmäler in den Ortschaften und sind Häuslings- oder Bauernhäuser, wenngleich auch Kurioseres dazugehört wie beispielsweise ein Teich, Hofeichen, die Feldsteindorfstraße und eine Feldsteinhofeinfassung in Buensen sowie eine Hofmauer in Dangersen und ein Schweinstall in Sprötze.

Weil die Denkmäler größtenteils Privatleuten gehören, hat aber auch die Stadt keine Einflussmöglichkeiten auf die Unterhaltung. „Das liegt allein in der Hand der Eigentümer“, sagt Gerhard Lüders vom Fachdienst Bauordnung. Die Stadt als Untere Bauaufsichtsbehörde könne lediglich beratend und unterstützend zur Seite stehen. Negativbeispiel in dieser Hinsicht ist der alte Ringlokschuppen an der Breslauer Straße direkt am Bahnhof. Das Gebäudeensemble stammt ungefähr aus dem Jahr 1918 und ist eines der wenigen erhaltenen in Norddeutschland – trotzdem verfällt es zusehends.

„Wir sind zwar in ständigen Gesprächen mit den Eigentümern, aber ausrichten können wir nichts“, sagt Peter Kaufhold. Bis in die 1970er-Jahre hinein sei der Ringlokschuppen von der Bahn genutzt, dann verkauft und bis vor ein paar Jahren von einem Baustoffhändler genutzt worden. Jetzt steht er leer und kommt wohl auch für die Stadt nicht als Kaufobjekt in Frage. „Angesichts unserer Haushaltslage ist der Erwerb sehr unwahrscheinlich“, sagt er. Dabei ist es nicht einmal der Kauf selbst, der der Stadt teuer zu stehen kommen würde, sondern die Sanierung.

Das Schicksal, das dem Ringlokschuppen droht, hat zwei andere Denkmäler, die ebenfalls auf der Liste standen, bereits ereilt. Ein Haus an der Bremer Straße 28 durfte im Jahr 1989 abgerissen werden, weil die Erhaltung „aus wirtschaftlichen Gründen nicht zuzumuten war“, wie Gerhard Lüders erklärt. Ebenso sah es bei einem Gebäude inklusive Scheune an der Steinbecker Straße 106 aus, für das die Stadt 1999 eine Abbruchgenehmigung erteilte.

Rainer Aldag hat alles dafür getan, dass seinem Besitz nicht das Gleiche widerfährt. Der 63-jährige Trelder wollte das Häuslingshaus an der Straße Zum weißen Stein 2 im Jahre 2008 eigentlich nur wieder vermieten, als ihm klar wurde, dass vorab eine Sanierung unumgänglich ist. Die Holzbalken waren teilweise verrottet, die Fenster mussten erneuert werden, ein neuer Zementboden inklusive Fußbodenheizung über Erdwärme sollte rein, und isolieren wollte er das Haus auch.

Das Problem jedoch: Das Häuslingshaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, das zum Ensemble des Oarns Hoff gehört, auf dem regelmäßig Klassikkonzerte aufgeführt werden, steht auf der Baudenkmäler-Liste der Stadt. Bevor er losbauen durfte, musste Aldag eine Genehmigung einholen, die Arbeiten wurden von der Denkmalschutzbehörde überwacht, und für die Ausführung holte er sich mit Mark Heitsch einen Experten für Fachwerksanierung.

Nach Abschluss der mehr als zweijährigen Sanierung bezeichnet die Stadtverwaltung Aldags Leistung als vorbildlich. Die Kosten musste er trotzdem alleine tragen. „Eigentlich zahlt man für so was im Schnitt 600.000 Euro.“ Er konnte jedoch weit unter 500.000 Euro bleiben. Fördermittel etwa von der Denkmalschutzstiftung habe er aber nicht bekommen, denn dann hätte er die Arbeiten ausschreiben müssen. Weil er es vorzog, die Arbeiter selbst auszusuchen, verzichtete er darauf. „Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn der Kelch an mir vorbeigegangen wäre“, sagt Aldag im Nachhinein über den großen Aufwand. Da Eigentum aber verpflichte, habe er keine andere Möglichkeit als die Sanierung gesehen.