Viele Mieter im Vorzeigequartier warten bis heute auf einen schnellen Internetzugang. Wann der kommt, ist offen

Harburg . Die Harburger Schlossinsel ist das Vorzeigeobjekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) im Bezirk. Modernes Wohnen und Arbeiten in einem ganz neuen Harburger Quartier, so locken die Investoren auf der Schlossinsel. Pech nur, dass die Telekom den Sprung auf die Schlossinsel noch nicht geschafft hat, jedenfalls nicht für alle Neubürger im Harburger Binnenhafen.

Am 1. Juni ging die Kita Schlossinsel, Träger ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Kreisverband Harburg, an den Start. Derzeit werden hier 30 Kinder betreut. Die Kita in dem Neubau in der Zitadellenstraße ist für bis zu 70 Kinder, hauptsächlich im Krippenalter, ausgelegt. Nur mit der technischen Infrastruktur hapert es noch ganz gewaltig. Die Mitarbeiter der Kita haben weder einen Internetzugang, noch können sie sich ISDN einrichten lassen, und telefonieren müssen sie mit dem Handy.

Seit Monaten verhandelt das DRK mit der Telekom. Noch vor dem Einzug hatte das DRK einen DSL und ISDN Anschluss beantragt. Jetzt, nach mehrfachem Nachhaken, kam endlich eine Antwort, leider nur eine Absage von der Telekom. „Leider können wir dem Kunden am genannten Standort keinen ISDN mit DSL zur Verfügung stellen. Analog ist das einzige, was geht“, heißt es in einem Schreiben der Telekom Deutschland, Kundenservice Geschäftskunden an das DRK. DRK-Kreisgeschäftsführer Harald Krüger ist fassungslos. „Ich wusste überhaupt nicht, dass es noch so etwas gibt, wie diese ollen Modems. Es kann wirklich nicht sein, dass man mitten in der Großstadt nicht in der Lage sein sollte, einen vernünftigen Internetanschluss zu bekommen“, so Krüger. In dem Haus in der Zitadellenstraße, swo weiß der DRK-Geschäftsführer zu berichten, hätten einige wenige noch das Glück gehabt, einen schnellen Internetzugang bekommen zu haben.

Die Leiterin der Kita Schlossinsel Anja Raeck jedenfalls muss alle ihre Telefonate mit dem Handy erledigen. Um Anfragen der Eltern, die per Mail eingehen, abrufen und beantworten zu könne, muss Anja Raeck in die Geschäftsstelle des DRK in der Maretstraße fahren. „Das ist natürlich irrsinnig aufwendig und macht uns die Verwaltungsarbeit hier in der Kita wirklich nicht einfacher. Wir brauchen ein Telefon und einen Internetanschluss, und zwar so schnell wie möglich“, sagt Raeck.

Vermieter Holger Cassens weiß um die Probleme der Kita-Mitarbeiter und steht bei seinen Mietern im Wort, dass sie Internet und Internet-Fernsehen auf der Schlossinsel bekommen. „Ich hatte Ende letzten Jahres mit der Telekom einen Vertrag abgeschlossen. Man sagte mir damals, dass die ganzen Verbindungen über eine zusätzliche Station aufgebaut würden. Und dann passierte ein Fehler nach dem anderen“, so Cassens.

Inzwischen habe ihm die Telekom zugesagt, dass Ende des Monats der Internetanschluss auf der Schlossinsel für alle Mieter verfügbar sei.

Auf Anfrage des Abendblatts teilt die Telekom-Sprecherin Stefanie Halle mit, der Grund für die Verzögerungen seien „Buchungsprobleme“. Die Kunden, so Halle weiter, würden erst auf einen „einfachen Telefontarif gebucht, um dann zügig ihr jeweiliges Wunschprodukt zu erhalten“. Der Umschaltprozess auf den DSL- oder VDSL-Anschluss könne bis zu 14 Tagen in Anspruch nehmen. Die Auskunft des Telekom Kundenservice an das DRK, dass weder ISDN noch DSL auf der Schlossinsel möglich sei, will Halle nicht bestätigen.

Die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung hat das Thema aufgegriffen und einen Eilantrag gestellt. Der steht an diesem Dienstag auf der Agenda der Bezirksversammlung, die im Harburger Rathaus tagt, Beginn ist um 17.30 Uhr. Die Fraktion fordert, dass sich der Bezirk für die Nachrüstung mit einem schnellen Internetzugang auf der Schlossinsel einsetzt. Es sei in keinem Fall zu akzeptieren, dass die Menschen in einem modernen, neuen Wohnquartier auf eine adäquate Internetverbindung verzichten müssten.

Zudem fordert die Fraktion eine Erklärung dafür, „aus welchen Gründen bei den Bauplanungen auf der Schlossinsel nicht an die Schaffung ausreichender Kapazitäten durch Erweiterung der Leitungsnetze gedacht worden ist“, so Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Es sei lächerlich, dass bei einem IBA-Vorzeigeobjekt schlichtweg der Internetzugang versäumt worden sei.