Neue Gutachten: Handelskammer fordert schnellen Ausbau des Schiffshebewerkes in Scharnebeck

Lüneburg. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg legt neue Nachweise für die Notwendigkeit des Ausbaus am Schiffshebewerk Scharnebeck am Elbe-Seitenkanal vor: Nach Angaben der Kammer belegen zwei neue Gutachten, dass weit mehr Güter auf dem Schiffsweg über den Kanal transportiert werden könnten als bislang. Die Gutachten hat die IHK gemeinsam mit der Lübecker Kammer in Auftrag gegeben.

Sie betreffen nicht nur den Elbe-Seitenkanal, sondern auch den Elbe-Lübeck-Kanal. Die aus den Schriftstücken abgeleitete Forderung der wirtschaftlichen Interessenvertreter lautet: Die Modernisierung des Schiffshebewerks Scharnebeck und der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals müssen „mit höchster Dringlichkeitsstufe in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen werden“.

Beide Wasserstraßen hätten nicht nur für sich genommen eine enorme regionale Bedeutung, sondern bildeten zusammen die wichtigste Anbindung des deutschen Kanalnetzes an den prosperierenden Wirtschaftsraum der Ostsee, sagt Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck.

Der Elbe-Seitenkanal verbindet den Hamburger Hafen mit dem Hafenhinterland und ist deshalb von großer wirtschaftlicher Bedeutung, macht Olaf Kahle deutlich, Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg. „Moderne Logistikketten müssen verlässlich funktionieren, umso mehr, wenn sie wie das Hebewerk in Scharnebeck eine Schlüsselfunktion für die regionale Wirtschaft haben.“

Zurzeit würden nur zehn Prozent der auf dem Kanal transportierten Güter in den regionalen Häfen umgeschlagen, sagt Kahle: „Durch einen Ausbau ergäben sich auch für die Häfen in Lüneburg, Uelzen und Wittingen neue Perspektiven.“ Laut Studie des Beratungsunternehmens Hanseatic Transport Consultancy (HTC) würden sich vermehrt logistische Dienstleister ansiedeln und dadurch zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen.

Laut Gutachten könnte eine moderne Schleuse in Scharnebeck das Transportvolumen um knapp 90 Prozent auf 16,5 Millionen Tonnen jährlich möglich machen. Zudem wäre der Kanal erstmals für 135 Meter lange Schiffe befahrbar – heute beträgt die maximale Länge 100 Meter.

Vorgestellt haben Kühn und Kahle die Ergebnisse der Gutachten bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin. Kühn resümiert mit einer klaren Forderung: „In der aktuellen Verfassung genügt der Kanal bei weitem nicht den Anforderungen der modernen Binnenschifffahrt. Einen Aufschub des Kanalausbaus können wir uns nicht leisten, wollen wir als Verkehrsschnittstelle zwischen den Ostsee-Anrainern und Westeuropa auch in Zukunft wirtschaftlich profitieren.“