Operation Zukunft! Neue Serie: Wie sich die Kliniken in Harburg und der Region auf neue Herausforderungen einstellen. Heute: Die Asklepios Klinik Harburg und ihre hamburgweit führende Urologie

Harburg. Professor Dr. Thorsten Bach steht vor einem Röntgentisch und blickt konzentriert auf zwei Monitore. Auf dem einen Bildschirm ist eine Niere zu erkennen, strahlend hell leuchtet darin ein großer Stein. „Wenn ich jetzt am Patienten arbeiten würde, wäre auf dem zweiten Bildschirm das Bild einer endoskopischen Kamera zu sehen. Sie liefert mir gestochen scharfe Bilder. Je besser ich sehe, desto genauer kann ich arbeiten“, erklärt der Chef der Urologischen Abteilung in der Asklepios-Klinik Harburg (AKH). Sein Arbeitsfeld ist vielfältig: Tumoren, Erkrankungen der Prostata, Niere und Blase, aber auch Inkontinenz bei Frauen und Männern nach Operationen sind seine Behandlungsschwerpunkte. Im Aufbau ist ein Beckenbodenzentrum für diesen Patientenkreis. Technisch gesehen ist die Urologie im AKH gut ausgestattet. Modernste Laser, Röntgenarbeitstische für die Steintherapie, sogenannte Uroskope bieten beste Vorausssetzungen für eine schonende Behandlung der Patienten.

Wenn ein Patient mit diffusen Schmerzen zu Thorsten Bach kommt, geht es zu allererst um die Klärung des Krankheitsbildes. Zuerst wird per Ultraschall untersucht: „Das ist die schnellste Info. Innerhalb weniger Sekunden kann sich so ein Verdacht erhärten“, erläutert der Mediziner. Röntgen, Blut und Harnuntersuchung geben weitere Aufschlüsse. 45 Betten gibt es auf der Station, zwei Ärzte sind den ganzen Tag vor Ort und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Jeder Kranke, der operiert worden ist, wird nach der OP besucht und der Verlauf der Operation eingehend besprochen. „Wir wollen, dass unsere Patienten immer gut informiert sind“, erläutert Bach.

Vor einem Jahr kam Thorsten Bach aus der Asklepios Klinik Barmbek nach Harburg. Gemeinsam leitet er die Station mit dem ärztlichen Direktor des AKH, Privatdozent Dr. Wolf Hartmut Meyer-Moldenhauer. Noch arbeitet Bach, er ist Spezialist für Steintherapie, in einem Trakt des Krankenhauses, der aus den 70er-Jahren stammt. Doch das ist bald vorbei. Spätestens 2015 zieht die urologische Abteilung in den 60 Millionen Euro teuren Neubau, der zurzeit auf dem Gelände entsteht. Im Erdgeschoss befindet sich dort dann die modernste Zentrale Notaufnahme Hamburgs.

Bis zu 40 000 ambulante Patienten werden pro Jahr im AKH behandelt. Insgesamt fanden im vergangenen Jahr rund 65 000 Menschen hier Heilung. Denn das Krankenhaus hat ein riesiges Einzugsgebiet. Weit über Harburg hinaus reicht es in den Süderelberaum in einem Umkreis von 50 Kilometern. Neben Airbus ist das AKH mit 1500 Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber im Süden Hamburgs. Kooperationen gibt es mit den Krankenhäusern Groß-Sand in Wilhelmsburg, Mariahilf in Harburg, sowie dem Buchholzer Krankenhaus.

In der neuen Notaufnahme entsteht ein Kardiologiezentrum. Es wird eng mit dem Gefäßzentrum zusammenarbeiten. Im ersten Stock wird eine Intensivstation gebaut. Jeweils zwei Pflegekräfte sind dann für einen der rund 70 Patienten zuständig und können sich intensivst um den Einzelnen kümmern. Ausgebaut wird das Beatmungszentrum für Menschen mit chronischer Atemnot – eine Abteilung des Lungen- und Thoraxzentrums im Hause.

Weiterhin spezialisiert ist das AKH auf neurochirurgische Operationen bei Wirbelsäulen- oder Kopfverletzungen, dazu kommt die chirurgische Behandlung von Brandverletzten. „Da sind wir hier im Süden Alleinversorger“, berichtet Dr. Meyer-Moldenhauer. Ein weiterer Schwerpunkt: Die neurologische Frühreha, die sich an Unfall-, Koma- und Schlaganfallpatienten richtet. Darüber hinaus hat das AKH eine psychatrische Abteilung und bietet in der Kinder- und Jugendpsychatrie 24 stationäre Betten. Hier liegen akut gefährdete Kinder und Jugendliche. Die hohe Bettenzahl überrascht, ist aber notwendig, „da gibt es einen unglaublichen Bedarf“, berichtet Meyer-Moldenhauer.

Insgesamt 22 Fachabteilungen hat das Haus, die von 26 Ärzten geleitet werden. 45 Anästhesisten und Intensivmediziner stehen bereit, insgesamt 260 Fachärzte kümmern sich um die Gesundheit der Patienten. Ein großer Vorteil bei der Behandlung ist die Vielzahl an Fachbereichen, die vertreten sind. Das ist vor allem für Tumorpatienten ein echter Segen. Onkologie, Radiologie, Pathologie oder auch Psychologen sind im Hause, weiterhin ist das AKH mit den Ärzten aus dem Praxisverbund Süderelbe vernetzt.

Allein die Urologie absolviert 1500 Operationen im Jahr. Zudem werden in dieser Abteilung bei Tumorpatienten große, komplexe Operationen im Beckenbereich ausgeführt – ein einmaliges Angebot in Hamburg und ganz Norddeutschland. Mit den neuen Räumlichkeiten wird es erstmalig die Chance geben, enger verzahnt zusammenzuarbeiten. Die Wege sind dann ganz kurz. Verzahnung ist aber auch nach der Operation wichtig. Dies gilt besonders für Tumorpatienten. „Wir haben den Bonus, nicht nur die Onkologie im Haus zu haben, sondern auch eine psychatrische Abteilung, den Schmerzdienst und den medizinischen Palliativdienst“, erläutert Bach. Alles Bausteine, die dabei helfen, dass der Patient nach seiner Rückkehr nach Hause ein möglichst lebenswertes Leben führen kann. Dazu zählt auch, dass die Klinik, wenn nötig, einen sozialen Dienst oder Pflege organisiert.

Die Urologen werben für sich, wo sie können. Warum? Gerade ihr Fachgebiet ist immer noch mit großen Tabus behaftet. Betroffene scheuen sich häufig, zum Arzt zu gehen und leiden lieber mit allen Konsequenzen, als sich Hilfe zu holen. „Dabei ist die Früherkennung so wichtig“, unterstreicht Bach. Er empfiehlt Männern ab 45 Jahren zum Gesundheitscheck zu gehen und die Prostata untersuchen zu lassen. Auch Inkontinenz trifft Männer, vor allem nach Prostata-Operationen. „Wir können die Lebensqualität unglaublich verbessern“, sagt Bach.

Denn bei all der technischen Ausgereiftheit geht es um Menschen, die im Idealfall geheilt werden sollen. „Der Patient vertraut sich uns an, das ist eine Verantwortung, die ich gern annehme“, sagt Thorsten Bach, „Fürsorglichkeit und Verständnis sind Qualitäten, die der Patient einfordert – nicht nur von Krankenschwestern und Pflegern, sondern auch von den Ärzten.“