Buchholzer Bürgermeister verzichtet auf eine Kandidatur zur Wahl im kommenden Jahr. CDU sucht jetzt neue Bewerber

Buchholz. Der Entschluss kam für viele überraschend: Buchholz’ Bürgermeister Wilfried Geiger will bei der Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr nicht erneut kandidieren. „Nach 44 Arbeitsjahren muss man nicht nur auf seine Familie und seine Gesundheit hören, sondern auch auf seinen Verstand“, teilt der 61-Jährige in einer persönlichen Erklärung mit. Er habe lange darüber nachgedacht, ob er für eine Amtszeit von jetzt sieben Jahren erneut antreten solle und dürfe. „Wird es dieser Stadt gerecht, wenn ich bis zum 69. Lebensjahr diese nicht leichte Aufgabe noch einmal anstrebe?“ Diese Frage habe er sich gestellt und für sich die Antwort gefunden, dass „unser schönes Buchholz eher keinen über 60-jährigen Bürgermeister braucht“.

Mit dieser Entscheidung stellt der parteilose Geiger die Buchholzer CDU vor eine neue Herausforderung. Die Partei hatte ihn bei der Wahl im Jahr 2006 unterstützt und war eigentlich davon ausgegangen, dass er ein zweites Mal antritt. Erst vor zwei Wochen hatte Parteichef Christian Horend erklärt, dass er zumindest nichts Gegenteiliges von Geiger gehört habe, andere Bewerber gebe es nicht. Obwohl sich an der Bewerberlage bis jetzt wenig geändert hat, sieht Horend keinen Grund zur Beunruhigung. Anfang des kommenden Jahres, am 17. Januar, will der Ortsverband auf einer Mitgliederversammlung den offiziellen CDU-Kandidaten küren – nur rund vier Monate vor der Bürgermeisterwahl, die voraussichtlich parallel zur Europawahl am 25. Mai sein wird.

„Wir haben schon einige Gespräche geführt, aber für Namen wäre es noch zu früh“, sagt ein gelassener Horend. Damit bezieht er sich auch auf zwei Namen, die bisher als mögliche CDU-Kandidaten gehandelt werden, nämlich das Stadtratsmitglied Robert Ehrenpfordt und Bettina Jägersberg aus dem Ortsrat Holm-Seppensen. „Herr Ehrenpfordt hat mir gesagt, dass er wahrscheinlich nicht zur Verfügung steht, und Frau Jägersberg hat sich bei mir noch gar nicht gemeldet“, sagt Horend.

Vor Geigers Entscheidung ziehe er jedenfalls seinen Hut. Ihm sei in den vergangenen Tagen in persönlichen Gesprächen mit dem Bürgermeister klar geworden, dass er anscheinend doch nicht mehr kandidieren wolle. Von daher habe ihn der Entschluss auch nicht allzu überraschend getroffen.

Anders sieht das bei der FDP aus, die Geiger bei einer erneuten Kandidatur theoretisch ebenfalls unterstützen wollte und von seinem Entschluss vorab nichts gewusst hatte. „Wir haben aber auch gesagt, dass wir erst dann einen endgültigen Beschluss fassen, wenn alle Kandidaten bekannt sind“, sagt Ortsverbandsvorsitzender Wilhelm Pape. Deshalb gebe es aus Sicht der FDP im Grunde keine wesentlich veränderte Situation.

Wilfried Geiger selbst ist ebenfalls gespannt, wer sich am Ende um seine Nachfolge bewerben wird. Einen Wunschnachfolger wie beispielsweise Joachim Bordt, Landrat des Landkreises Harburg, der sich klar für den Ersten Kreisrat Rainer Rempe ausgesprochen hat, habe er nicht, betont er gegenüber dem Abendblatt. Seine eigene Entscheidung für einen Verzicht auf eine Kandidatur habe er vor allem im Familienrat getroffen. „Meine Frau und die Kinder haben zwar gesagt, ,Wenn du möchtest, kannst du es tun’“, sagt der Vater dreier zum Teil bereits erwachsener Kinder. „Aber dann habe ich mich selbst gefragt, ob ich die sieben Jahre noch durchhalten würde.“

Zwar sehe es bei ihm derzeit gesundheitlich gut aus, erklärt er. Weil er aber wisse, dass auch in einer möglichen zweiten Amtszeit die zeitliche und psychische Belastung wieder sehr hoch sein werde, sei er überzeugt, dass „jüngere Kandidaten mit Erfahrung diese Aufgabe übernehmen und mit größerer Ausdauer die Zukunft unserer Stadt gestalten sollten“. Als Bürgermeister ist Geiger fast jeden Abend unterwegs und kommt erst zwischen 21 und 23 Uhr nach Hause. Und selbst das Wochenende ist nicht ausgenommen, da dann häufig Sportveranstaltungen oder Jubiläen anstehen.

„Das Amt hat mir immer Spaß gemacht“, betont Geiger. Sehe man vom Ostring ab, der trotz seines Wahlversprechens aus dem Jahr 2006 leider noch immer nicht realisiert sei, könne er auf eine positive Bilanz blicken. Als Beispiele nennt er die mehr als 200 Krippenplätze, die in seiner Amtszeit in Buchholz entstanden, die Integrierte Gesamtschule, die Zukunftswerkstatt und die Parkhäuser. „Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, nicht erneut anzutreten.“ Jetzt hoffe er auf Verständnis bei den Buchholzern und bei jenen,die ihm bereits ihre Unterstützung zugesagt hätten.